Gladbeck. Umweltschützer weisen auf ökologische Risiken hin. In NRW kokeln noch zehn Halden. Kein Schwelbrand ist so heiß wie der in Brauck.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland NRW (BUND) warnt vor Gefahren durch brennende Bergehalden, „die in der Diskussion um die Ewigkeitslasten des Bergbaus bislang kaum auftauchen“. Mit ökologischen Risiken auch durch schädliche Gase, die durch die Schwelbrände im Inneren frei gesetzt werden. Die aktuelle Anfrage der Naturschützer bei der zuständigen Bezirksregierung zeigt alarmierend auf, dass in Gladbeck die heißeste Halde kokelt: Im Inneren von Graf Moltke III/IV werden immer noch Temperaturen bis 260 Grad gemessen. Ein aktueller Wert, der zeigt, dass das Problem hier offensichtlich noch nicht im Griff ist.

Insgesamt zehn Bergehalden des NRW-Steinkohle-Reviers weisen laut Antwort der Bezirksregierung Arnsberg noch so genannte Warmbereiche auf, darunter in direkter Nachbarschaft die Halden Rhein-elbe und Rungenberg in Gelsenkirchen. Beide erreichen aber nur Maximaltemperaturen um 60 Grad. Mit weit über 100 Grad brennt nur noch die Halde Wehofen West in Dinslaken (198 Grad).

Zehn Halden in NRW brennen noch

Die Antwort der Bergbauabteilung der Bezirksregierung informiert weiter, dass auf der Halde Moltke sieben abgegrenzte Bereiche überwacht werden und dort oberflächennahe und tiefe Temperaturmessungen sowie

Brandgefahr durch eindringende Umgebungsluft

Verantwortlich für die Schwelbrände ist die auf der Halde verkippte Restkohle. Laut Bezirksregierung Arnsberg ist der Gehalt der brennbaren Kohle in den einzelnen Halden nicht genau bekannt. Fest steht aber, dass bei Halden aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts das geschüttete Bergematerial teils bis 50 Prozent aus Kohle bestand.

Die Brandgefahr hängt vom Grad der Verdichtung ab, mit dem das Bergematerial auf der Halde eingebaut wurde. Anfangs wurde es nur lose aufgeschüttet, aber mindestens seit den 1980er Jahren verdichtet, um die Möglichkeit eines Sauerstoffeintritts aus der Umgebungsluft zu minimieren.

Die Halde Moltke III/ IV wurde seit dem Jahr 1900 aufgeschüttet. Das Bergwerk Moltke schloss 1971 als letzte noch aktive Zeche in Gladbeck. In den 1980er Jahren kam es durch Selbstentzündung im inneren der Halde III/ IV sogar zu Bränden an der Oberfläche. Die Bereiche wurden mit einer Lehmschicht abgedeckt, die Halde unter besondere Beobachtung gestellt.

Gasmessungen erfolgen. Darüber hinaus werden über der Bergehalde Befliegungen für Infrarotaufnahmen (Thermographie) durchgeführt. Die Messungen werden zudem durch Kontrollgänge mit Bodenbeprobung und Analyse über die Sinnesorgane (Farbveränderungen, Konsistenz, Geruch) ergänzt.

„Die Halde wird sowohl brandtechnisch als auch aus Sicht der Standsicherheit zweimal pro Jahr begutachtet. Die Ergebnisse der Gutachter werden der Bezirksregierung Arnsberg eingereicht“, so Pressesprecher Frank Schwarz v.on RAG Montan Immobilien.

Konkret werden an der Westflanke der Bergehalde drei Bereiche überwacht. Hier werden die höchsten Temperaturen in bis zu 15 Metern Tiefe mit bis 260 Grad gemessen. Oberflächennah in etwa einem Meter Tiefe liegen sie noch bei bis zu 93 Grad. Obwohl hier vor mehr als zehn Jahren Baustoff zur Abdichtung eingebracht wurde, um die Zufuhr von Sauerstoff aus der Umgebungsluft abzuriegeln, ist das Problem immer noch nicht abschließend gelöst. „Mit dieser Maßnahme konnte der Brand zwar nicht gelöscht werden. Es wurde aber sichergestellt, dass eine weitere Ausbreitung unterbunden ist“, so die Bezirksregierung.

Die Abdichtung des östlichen Haldenbereiches zeigt etwas Erfolg

In der östlichen und südöstlichen Böschung der Halde Graf Moltke III/ IV werden vier Bereiche überwacht. In einem Pegel wurden Höchstwerte bis

Die Spundwand am Haldenfuß entlang der Welheimer Straße.
Die Spundwand am Haldenfuß entlang der Welheimer Straße. © Oliver Mengedoht

75 Grad in 15 Metern Tiefe gemessen. Die drei anderen Bereiche erreichen in Tiefen zwischen 14 und 20 Metern Höchstwerte von 28, 32 und 40 Grad. In einer Tiefe von 35 Metern sind es 60 Grad. Ergebnisse die zeigen, dass hier das Aufbringen von stärker abdichtendem Bodenmaterial, zuletzt 2012, etwas Erfolg hatte, da damals noch Temperaturen von bis zu 90 Grad gemessen wurden. Weiterhin sichtbares Zeichen dieser Maßnahme ist die absichernde metallene Spundwand am Haldenfuß entlang der Welheimer Straße.

Eine Gefahr durch die aus der Halde austretenden Schwelbrandgase für die Bevölkerung sieht die RAG nicht. Schwarz: „Aufgrund des Verdünnungseffektes der Brandgase an der Haldenoberfläche ist eine Gefährdung der umliegenden Bevölkerung ausgeschlossen“. Die Halde sei Betriebsgelände, also nicht öffentlich zugängig.

Umweltverband BUND fordert, alle Brandstellen zu beseitigen

Bleibt die Frage, ob und bis wann die Moltke-Halde gelöscht werden kann? Schwarz: „Aktuell wird ein Untersuchungsprogramm erarbeitet, um weitere Erkenntnisse zum Temperaturverlauf der Warmbereiche und zum Haldenaufbau sowie Standsicherheit zu erhalten. Aufgrund der aktuellen Erkenntnisse können noch keine Prognosen getroffen und noch kein Sanierungsplan erstellt werden.“

Der BUND fordert, alle Brandstellen zu beseitigen. Gleichzeitig erneuert der Umweltverband seine Forderung nach Erstellung einer ökologischen Gesamtbilanz des Steinkohlenbergbaus in NRW. Alle noch anstehenden Abschlussbetriebspläne und wasserrechtlichen Genehmigungen müssten unter breiter Beteiligung der Öffentlichkeit aufgestellt und dürften nicht ohne vorherige Umweltverträglichkeitsprüfung zugelassen werden.