Gladbeck. Die Brieftaubenzüchter reagierten auf die Unwetterwarnung. Vorsitzender Berger: „Es ist keine Reaktion auf die Proteste von Tierschützern.“
Die 140 Tauben, die der Kinderschutzbund und die Stadtverwaltung Mittwochnachmittag am Rathaus aufsteigen lassen wollten, sind in ihren Schlägen geblieben. Der Taubenauflass, geplant als gemeinsame Aktion zum 100. Stadtgeburtstag und zum 40-jährigen Bestehen des Kinderschutzbundes, fiel aus. Die Brieftauben-Reisevereinigung hatte die Aktion am Vormittag abgesagt. Grund waren Unwetterwarnungen und die angekündigten Temperaturen von mehr als 30 Grad.
Manfred Berger, der Vorsitzende der RV Gladbeck, war trotzdem nachmittags vor Ort, und – obwohl um 15 Uhr kein Unwetter in Sicht war – hielt er die Entscheidung der Züchter für richtig: „Die Tiere hätten zwar nur zwei bis drei Kilometer zu ihren Schlägen zurücklegen, aber das Risiko ist zu groß, weil Gewitterstörungen spürbar sind.“
Massive Kritik von Tierschützern überraschte die Brieftaubenzüchter
Berger wies ausdrücklich darauf hin, dass die Absage keine Reaktion auf die massive Kritik von Tierschützern gewesen sei. Die habe ihn und seine Züchterkollegen überrascht und sei völlig unbegründet: „Brieftaubensport ist keine Tierquälerei. Den Tieren ist das Heimflugvermögen angeboren.“ Bei jedem Preisflug kämen rd. zwei Prozent der Tauben nicht zurück. Die meisten von ihnen fielen Raubvögeln zum Opfer.
Dr. Peter Fischer, der Vorsitzende des Kinderschutzbundes, war zwar enttäuscht, dass die Überraschung für die Kinder ausfallen musste, zeigte aber Verständnis für die Entscheidung der Taubenzüchter: „Sie sind die Fachleute. Das Wohl der Tiere geht natürlich vor.“ Dennoch sei er entsetzt gewesen über die heftigen Reaktionen von Tierschützern: „Ich habe überhaupt kein Verständnis dafür, dass sie ausgerechnet eine Veranstaltung des Kinderschutzbundes nutzen, um ihr Anliegen zu thematisieren. Tierschutz ist wichtig, aber Kinderschutz geht nach meiner Auffassung immer noch vor.“
Die Kinder selbst hatten von der ganzen Aufregung im Vorfeld überhaupt nichts mitgekriegt. Ihre Enttäuschung hielt sich sehr in Grenzen. Kein Wunder: Als sie von einer zweistündigen Stadtrundfahrt mit Gudrun Barnebeck zurückkamen, warteten das Spielmobil und vor allem kostenloses Eis auf sie.