Gladbeck. Ganztagsklassen und Tandem-Stunden: Das Land fördert die Ganztagsschulen künftig mit zusätzlichen Mitteln. Gladbeck hat damit sehr viel vor.

Die offenen Ganztagsschulen in der Stadt sollen noch in diesem Jahr eine enorme Weiterentwicklung ihrer inhaltlichen Arbeit erfahren. Möglich gemacht wird das durch neue Fördermittel vom Land zur Qualitätssteigerung des offenen Ganztags. 1,58 Millionen Euro sollen ab August 2019 pro Schuljahr zusätzlich nach Gladbeck fließen. Die Stadt will noch einmal 1 Million Euro dazugeben. Diese Summe setzt sich aus dem kommunalen Pflichtanteil zur Bereitstellung der Landesförderung plus einer freiwilligen Eigenleistung zusammen.

Der Erste Beigeordnete Rainer Weichelt erläutert, warum in Gladbeck so viel Wert auf den qualitativen OGS-Ausbau gelegt wird: „Im Grunde sind Grundschulen wie Gesamtschulen. Man hat da alle Kinder sitzen, vom hochbegabten bis zu dem, das kein Wort deutsch spricht.“ Inklusion, Integration und große Klassen seien die enormen Herausforderungen, denen man sich stellen müsse. Eine Lösung dieser Probleme sehen die Experten der Verwaltung in einer guten OGS. Mit der zusätzlichen finanziellen Förderung, erklärt Schulamtsleiterin Bettina Weist, sei es nun möglich „drei Meilensteine“ zur weiteren Stärkung des Systems umzusetzen.

Hier die einzelnen Punkte:

Die Ganztagsklassen

Die Regenbogenschule ist Vorreiterin im Punkt rhythmisierter Ganztagsklassen. Schon seit Jahren setzt man an der Bülser Straße auf diese enge Verzahnung von Unterricht, Entspannungs- und Förderangeboten – und das kontinuierlich bis in den Nachmittag hinein.

Bettina Weist. Leiterin des Amtes für Bildung und Erziehung.
Bettina Weist. Leiterin des Amtes für Bildung und Erziehung. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Die Klasse bleibt also den ganzen Tag zusammen und wird zudem auch die ganze Zeit von einem Lehrer und einem Erzieher gemeinsam betreut. Bei der Stadtverwaltung ist man absolut überzeugt von dieser konsequenten Weiterentwicklung des OGS-Prinzips. Deshalb sollen nun auch weitere Grundschulen die Möglichkeit erhalten, diese rhythmisierten Ganztagsklassen einzuführen.

Pro Klasse und Schuljahr sollen dafür 14.000 Euro zur Verfügung gestellt werden, die an den OGS-Träger gehen. Voraussetzung ist allerdings, dass an den Schulen auch genügend große Räume für diese andere Form des Unterrichts zur Verfügung stehen.

Da die meisten Ganztagsschulen aber jetzt schon räumlich an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen, wird das nicht sofort an allen Standorten möglich sein. Zuerst bieten sich da die Mosaikschule an, die bereits ausgebaut wird, und die Josefschule. Dort soll in Kürze der Umbaustart erfolgen.

Die Vernetzungsstunden

Den Experten in der Stadt ist daran gelegen, die Strukturen von Unterricht und OGS noch enger miteinander zu verzahnen. „Wir sprechen bewusst von einer Ganztagsschule und nicht von einer Grundschule mit OGS“, so Rainer Weichelt. Und in so einem „multiprofessionellen Team“ müsse jeder alles über alle Kinder wissen.

Schulausschuss tagt am 24. Juni

Das Konzept zur weiteren OGS-Qualifizierung wird der Politik im Schulausschuss am 24. Juni (16 Uhr im Ratssaal, Altes Rathaus) vorgestellt.

Vor der Sitzung wird es noch um das Ergebnis der Kinderbefragung gehen, die die Verwaltung an den Ganztagsschulen durchgeführt hat. So viel schon mal: Die meisten Kinder finden das Angebot gut. Kritik gibt es immer mal wieder am Mittagessen, und einige Jungen und Mädchen wünschen sich mehr Mitbestimmung.

Als leichten Einstieg hin zu den rhythmisierten Ganztagsklassen sieht das Team vom Fachamt deshalb die so genannten Tandem- oder auch Vernetzungsstunden an. Sie werden bereits an der Pestalozzischule seit 2017 für die ersten und zweiten Klassen angeboten und sollen nicht zuletzt auch den Kindern den Übergang von der Kita zur Schule erleichtern. Lehrer und Erzieher kümmern sich auch hier gemeinsam um die Jungen und Mädchen. Will eine der Ganztagsschulen dieses System übernehmen, gibt es dafür 4526 Euro pro Klasse und Schule.

Zusätzliche Wochenstunden

Pädagogische Arbeit muss vorbereitet und auch reflektiert werden. Sehr viel (bezahlte) Zeit stand den OGS-Trägern dafür bislang nicht zur Verfügung. Künftig sollen zwei Wochenstunden zusätzlich allein der Vor- und Nachbereitung dienen. Weichelt: „Bildung muss auch im Team abgestimmt werden können.“

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