Gladbeck. Der stadtbildprägende Kirchenbau an der A2 soll im Inneren stark umgebaut werden. Die Gladbecker Gemeinde plant ein besonderes Investorenmodell.

Eine spannende Möglichkeit zur künftigen Nutzung der Heilig Kreuz Kirche in Butendorf wurde jetzt der Gemeinde präsentiert. Eine Art „Gladbecker Modell“, das bei Realisation sicher deutschlandweit auch für die Kirchen-Umnutzung anderer Gemeinden Beachtung finden wird. „Die Kirche könnte zu einem Medizinischen Zentrum für Butendorf und die benachbarten Stadtteile umgebaut werden“, erläuterte Pfarrer Jochen Walter den rund 130 anwesenden Katholiken im Anschluss des Sonntags-Gottesdienstes.

Spekulationen, was aus dem für Gladbeck monumentalen wie denkmalgeschützten und stadtbildprägenden Kirchenbau an der A2 wohl wird, hatte es im Vorfeld einige gegeben, nachdem die Großpfarrei St. Lamberti im August 2015 bekannt gab, das Gotteshaus 2020 aufzugeben. Darunter das Gerücht einer künftigen Nutzung als multireligiöses Zentrum – auch für muslimische Gläubige.

Keine Nutzung als multireligiöses Zentrum

Das Letzteres kirchenrechtlich äußerst schwierig sei, und auch „kein Interesse seitens einer Moscheegemeinde dazu feststellbar ist“, stellte Jochen Walter der Gemeinde dar. Seit 2016 ist der Pastor federführend mit der Causa ‘Zukunft Hl. Kreuz’ befasst.

Das Ärztehaus an der Horster Straße befindet sich in direkter Nachbarschaft zur Hl. Kreuz Kirche.
Das Ärztehaus an der Horster Straße befindet sich in direkter Nachbarschaft zur Hl. Kreuz Kirche. © Oliver Mengedoht

Die nun ins Auge gefasste Nutzung als Medizinzentrum sei weit auszulegen, „sie umfasst beispielsweise Ärzte, therapeutische Praxen, Beratungseinrichtungen, ambulante Pflegedienste, Reha-Einrichtungen, Einrichtungen zur Tages- und Demenzbetreuung und ein Sanitätshaus“, erläuterte Walter weiter. Die Sozialraumanalyse zeige, dass der große und steigende Bedarf dafür aufgrund gestiegener Lebenserwartung vorhanden sei.

Weniger direkte Konkurrenz, eher gegenseitigen Nutzen sieht Walter im schon bestehenden Ärztehaus an der Horster Straße, dem direkten Grundstücksnachbarn von Hl. Kreuz, der sich bekanntlich durch Anbau vergrößern will. Er habe dort bereits „mit offenen Karten gespielt“ und benannt, „was angedacht ist“, so der Pastor.

Vier neue Ebenen im Kirchenraum

In den imposanten Innenraum der Kuppel-Kirche sollen Zwischenböden eingezogen werden.
In den imposanten Innenraum der Kuppel-Kirche sollen Zwischenböden eingezogen werden. © Frank Oppitz

Die Nutzfläche von derzeit 880 Quadratmetern soll sich in Heilig Kreuz auf rund 2900 Quadratmetern erhöhen, indem vier horizontale Ebenen in den hohen Kirchenraum eingebaut werden. Im obersten Bereich, der markanten Kirchen-Kuppel, soll möglichste ein Raum entstehen, der auch von der katholischen Gemeinde genutzt werden kann. Denn die medizinischen Angeboten sollen durch diakonische Angebote ergänzt werden. Walter: „So dass die Menschen konzentriert an einem Ort medizinische und soziale Unterstützung und Hilfe sowie seelsorgliche Zuwendung und Begleitung erfahren können.“

Eine Machbarkeitsstudie – etwa, ob die bestehenden Außenmauern

Auch das Pfarrhaus soll umgebaut werden

Das Pfarrhaus neben der Kirche soll um einen Zwischentrakt erweitert werden, so dass neben den bestehenden drei Wohnungen zwei weitere barrierefreie Wohnungen entstehen.

Laut der Statistik des Bistums gehören zur Gemeinde Hl. Kreuz 3138 Katholiken (Stand 2018). Den Gottesdienst besuchten im Schnitt 206 Personen.

tragfähig genug sind – wird nach Vorgesprächen mit drei Architekturbüros jetzt ausgeschrieben. Das Ergebnis, mit einer ersten Kostenschätzung, soll bis November vorliegen. Als Grundlage für das mögliche Gladbecker Modell, das bereits mit dem Bischöflichen Generalvikariat abgestimmt wurde.

Eine Machbarkeitsstudie wird jetzt ausgeschrieben

Dieses sieht die Kooperation zwischen einer ‘armen’ Kirchengemeinde und Investoren über eine gemeinsame Gesellschaft (GmbH) als Rechtsträger vor, um das Millionenprojekt zu stemmen: Die Gemeinde bringt die Immobilie (Kirche und Grund) als Wert ein, die Investoren das benötigte Kapital für den Umbau. Mit dem Ziel, langfristig gemeinsam von den Miet- oder Pachterlösen zu profitieren.

Ob dieser gewaltige Schritt letztlich gegangen wird, werden die pfarrlichen Gremien nach Auswertung der Machbarkeitsstudie dann Anfang 2020 weiter beraten.