Gladbeck. . Die frühe Bildung von Kindern auch armen Familien zu fördern ist Aufgabe eines Familienzentrums. Und in Gladbeck-Mitte gibt es da viel Bedarf.

Der Städtische Kindergarten Hermannstraße in der Stadtmitte soll neues Familienzentrum werden und damit auch Eltern im Stadtteil niederschwellige Unterstützungsangebote bieten, um so die Bildungschancen benachteiligter Familien zu erhöhen. Fakten zur Begründung des Vorhabens stellte Michael Freudiger, Abteilungsleiter Frühe Bildung und Erziehung im Jugendamt, den Mitgliedern des Jugendhilfeausschusses vor

Konkret waren dies Ergebnisse aus den Erhebungen zum jüngsten Familienbericht der Stadt. Die dokumentieren, „dass es im Bezirk Mitte I einen hohen Unterstützungsbedarf gibt“, so Freudiger.

Viele der Familien sind arm

Der Fachmann nannte dazu Zahlen aus dem Familienbericht (Stand 2017), wonach in Mitte I rund 40 Prozent der dort lebenden Familien nur über ein Monatseinkommen von 500 bis unter 1000 Euro verfügen.

Familienzentren in Gladbeck
Familienzentren in Gladbeck © Manuela Nossutta Funkegrafik NRW

Weiteren 15 Prozent stehen sogar weniger als 500 Euro zur Verfügung. Bezogen auf die NRWweit festgelegte Einkommensschwelle von knapp 946 Euro, gelten in Mitte I so mehr als die Hälfte der dort lebenden Familien (55 Prozent) als einkommensarm. Zum Vergleich: Im weiteren Stadtteil mit hohem Unterstützungsbedarf, Brauck-Rosenhügel, sind es 40 Prozent der Familien.

Dies entspreche den Förderrichtlinien des Landes, wonach Kindergärten dort zu Familienzentren weiterentwickelt werden sollten, „in deren Umfeld Menschen mit einem hohen Armutsrisiko, Sprachschwierigkeiten, schwachem Bildungsniveau und hoher Arbeitslosigkeit leben“.

Es geht darum, die Stärken und Schwächen der Kinder zu erkennen

Mit der zusätzlichen Aufgabe, beispielsweise Sprachdefizite bei Zuwanderern abzubauen, Stärken und Schwächen der Kinder zu erkennen und die Eltern dazu gezielt zu beraten. Der Kindergarten soll als Familienzentrum entsprechend zum Bildungsort für Kinder und Eltern weiter entwickelt werden.

Die Kindertagesstätte an der Hermannstraße.
Die Kindertagesstätte an der Hermannstraße. © Lutz von Staegmann

Auch mit dem Ziel, die Eltern in ihrer Erziehungskompetenz zu stärken und damit den Übergang ihrer Kinder von der Kita in die Grundschule zu erleichtern. Das Land stellt für neue Familienzentren eine einmalige Förderung von 14000 Euro zur Verfügung.

Geld, das für die nötige langfristige Arbeit nicht ausreiche, so die Kritik von Ausschussmitglied Michael Wichert (CDU). Man dürfe nicht Familienzentren aufbauen, „die nur auf dem Papier gut aussehen“. Denn die Kitas bräuchten für gute Qualität dringend mehr Personal. Dem stimmte auch Sozialdezernent Rainer Weichelt zu. „Wir können bislang nicht zufrieden sein.“ Das Kita-System sei unterfinanziert, „da muss vom Land nachgebessert werden“.

Mehr Personal ist nötig

Dies befürwortete Volker Musiol (SPD). Der aber anmerkte, „dass der Markt mit Erziehern und Sozialpädagogen völlig leergefegt ist“. Zur rascheren Nachwuchsgewinnung fehlten aber Ausbildungsplätze, „auch hier in Gladbeck an der Johannes-Kessels-Akademie“. Das Bistum habe sich bislang verweigert, hier weitere Kapazitäten auszubauen. Musiol: „Ich hoffe, dass sich das ändert.“

Der Ausschuss beschloss letztlich einstimmig, dass die Kita Hermannstraße neues Familienzentrum werden, und am Zertifizierungsverfahren teilnehmen soll.

>> ALLE KITAS

  • Bereits zum Kindergartenjahr 2006/2007 wurden die städt. Kindergärten Frochtwinkel und Wiesenstraße als erste Familienzentren in Gladbeck zertifiziert.
  • Langfristig sollen alle Gladbecker Kindergärten auch Familienzentrum werden, so bessere Bildungschancen ermöglichen.