Gladbeck. . Der Gladbecker Züchter Ralf Scheschi sieht Bedarf, in die Stadttauben-Population steuernd einzugreifen. Die Zahl dieser Vögel sei steigend.
Stadttauben, die mit ihrem Kot Plätze und Straßen verdrecken, bringen viele Menschen auf die Palme. Kürzlich hatte sich WAZ-Leser Helmut Braun über die Zustände am Marktplatz in der City, nahe dem Geschäft „Kaufnet“, beschwert (wir berichteten). Und er bekommt jetzt Schützenhilfe von einem Taubenzüchter: Ralf Scheschi. Während die Stadtverwaltung die Situation an besagter Stelle als „annehmbar“ bezeichnet, hält dieser steuernde Maßnahmen für sinnvoll. Scheschi weiß: „Es gibt in Gladbeck viele Menschen, die sich über die vielen Tauben aufregen. Und die Zahl ist steigend.“ Dabei gebe es mehrere Wege, die Population dieser Vögel einzudämmen.
Ralf Scheschi meint: „Wenn Menschen die Vögel füttern, vermehrt sich auch deren Bestand.“ Genau das sei in der Innenstadt – im Gegensatz zu anders lautenden Äußerungen aus dem Rathaus – geschehen. Etliche Passanten werfen den Tauben Brotkrumen und Essensreste vor die Schnäbel – schließlich ist das Füttern der Tiere in Gladbeck nicht verboten.
Die Stadttauben fliegen nach Scheschis Beobachtung nicht nur auf den einzigen Baum am Marktplatz. Der Züchter erzählt: „An der Horster Straße, unter der Autobahnbrücke, hat sich der Bestand mehr als verdreifacht. Dort sind jetzt locker 50 Tauben heimisch.“ Und deren Hinterlassenschaften beschmutzen unter anderem den Bürgersteig. Diese Stelle hatte auch Helmut Braun in einem Gespräch mit der WAZ kritisiert. Aus der Stadtverwaltung war hingegen zu hören, es gebe keine problematischen Plätze in der Stadt.
Scheschi bietet Hilfe an
Ralf Scheschi findet es vernünftig, die Gelege unter der Brücke gegen Gipseier auszutauschen. „In anderen Städten ist durch diese Maßnahme die Population um ein Drittel zurückgegangen“, sagt der Gladbecker. Er selbst würde sich mit Unterstützung Anderer darum kümmern. Er bietet an: „Ich habe genug Helfer an der Hand, die mitmachen.“ Beispielsweise steht er in Kontakt zu einem Verein in Datteln.
Auf einen Schlag kotfrei
Ralf Scheschi könnte sich generell auch ein Taubenhotel vorstellen. In solchen Bauten haben die Vögel eine feste Anflugstelle und einen Schlafplatz, bekommen artgerechtes Futter statt der Essensreste von Passanten, die Taubeneier werden gegen Gipsexemplare ausgewechselt. Und in der Regel ist das Umfeld auf einen Schlag kotfrei. Ein Taubenhotel steht beispielsweise bereits seit Jahren in Buer.
Bürgerbeschwerde
Die Stadtverwaltung hatte mitgeteilt, dass die Population der Stadttauben in Gladbeck so klein sei, dass keine steuernden Maßnahmen ergriffen werden müssten.
Es gilt zwar kein Fütterungsverbot, wie es in anderen Städten längst Praxis ist, doch gern gesehen ist es im Rathaus nicht, wenn Passanten den Vögeln Häppchen vorwerfen.
Anderenorts kommen Raubvögel zum Einsatz. Diese Vergrämungsmaßnahme sieht Ralf Scheschi kritisch. Sein Standpunkt: „Falken holen sich ohnehin immer mal wieder eine Taube.“ Es könnte wahrscheinlich nur ein Verdrängungseffekt erreicht werden. Der Züchter: „Die Tauben würden ihre Sammelplätze höchstens an andere Orte verlagern, zum Beispiel von der Innenstadt nach Butendorf.“ Und über solch eine Entwicklung dürften sich wiederum dann dort kritische Gladbecker aufregen.