Kirchhellen. . Der Landwirt will die gefiederte Schutztruppe sogar noch vergrößern. Die kleinen Straußenvögel haben nämlich keine Angst vor Raubvögeln.
Darauf muss man erst mal kommen. Landwirt Thomas Overgünne hält Vögel, um Vögel vor Vögeln zu schützen. Genauer: Eine Herde von südamerikanischen Laufvögeln sorgt dafür, dass Raubvögel wie Habichte sich nicht mehr auf die Wiesen mit seinen freilaufenden Hühnern trauen. Denn die Nandus, kleinere Vettern der größeren Strauße, haben keine Angst vor großen Vögeln.
Als gestern ein Kamerateam auf den Hof kam, berichtet er, „haben sie sogar die Drohne angegriffen, weil sie die für einen Vogel gehalten haben.“
Die Nandus werden unter anderem im Duisburger Zoo gezüchtet
Weil Habichte auf dem Hof Overgünne immer wieder Hühner gerissen haben, hat der Landwirt begonnen, über eine tierische Schutztruppe nachzudenken. „Wir haben erst den Strauß favorisiert,“ sagt er. Aber die werden bis zu 2,50 Meter groß und können richtig scharf picken.
Und weil oft Familien mit Kindern an der Hackfurthstraße kommen, um die Vögel zu füttern, hat Overgünne nach einer kleineren Lösung gesucht und ist auf die Nandus gekommen. Die werden unter anderem im Duisburger Zoo gezüchtet und fühlen sich im deutschen Klima durchaus wohl, obwohl sie eigentlich in Chile und Peru heimisch sind. Das beweist eine Herde Nandus, die vor rund fünf Jahren aus einem Gehege bei Lübeck ausgebrochen sind und sich seither auf rund 60 Tiere vermehrt hat.
Anderthalb Meter Scheitelhöhe
Acht Nandus, drei davon am Sonntag, hat Overgünne inzwischen auf seinen Hof geholt. Sie stammen aus Marl, aus dem Schwarzwald und aus Norddeutschland. Nandus werden mit rund anderthalb Metern Scheitelhöhe deutlich kleiner aus Strauße, brauchen aber mit einem Kampfgewicht von bis zu 25 Kilo keine Angst vor Raubvögeln zu haben.
Und was fressen die Nandus? „Weizen, Mais, Sonnenblumenkerne, aber auch mal eine Maus, wenn die über die Wiese läuft. Besonders in der Brutzeit stehen sie auf Insekten als Eiweißlieferanten. Und das hat in Mecklenburg-Vorpommern schon zum Streit mit, ausgerechnet, Tierschützern geführt. Die freilaufenden Nandus, fürchten die, könnten zwei seltene Heuschreckenarten wegfressen.
Kirchhellener Kreislaufwirtschaft
Ja, sagt Overgünne, Hunger haben sie schon, die Nandus: „Die verputzen locker einen Eimer Grünzeug pro Tag.“ Deshalb kann er gut verstehen, dass die Vision von freilaufenden Nandus für die Bauern in der Nachbarschaft keine schöne Vorstellung ist. „Aber unsere Zäune sind hoch genug.“
3500 Hühner hält Overgünne, 5000 sollen es mittelfristig werden. Dafür kalkuliert er mit einer Schutztruppe von rund 20 Nandus. Das Ernährungsproblem hat er bereits weitgehend gelöst durch eine Kirchhellener Kreislaufwirtschaft: Overgünne beliefert Bäcker Kläsener täglich mit Eiern - und bekommt dafür deren altes Brot.