gladbeck. . Parteichef Bennarend: Wahlwerbung auf Plastik passt nicht zur Forderung für mehr Klimaschutz in der EU. CDU ist über den Alleingang pikiert.

Wahlplakate der SPD an Straßenlaternen werden die Gladbecker im Vorfeld dieser Europawahl nicht sehen. Die Partei verzichtet erstmals auf diese Art der Plakatierung vor einer Wahl. Das hat der Stadtverband nach längerer Diskussion im Einvernehmen mit dem Wahlkampfteam beschlossen.

Die Möglichkeit dieser Straßenplakatierung war zwar bei der Stadt beantragt, die dafür notwendigen 400 Plakate waren dann aber gar nicht mehr bestellt worden. Als Begründung nennt der SPD-Parteivorsitzende und EU-Kandidat Jens Bennarend, dass es bei vergangenen Wahlen immer wieder zu Beschwerden gekommen sei, weil die aus Plastik bestehenden Plakate häufig Wind und Wetter zum Opfer fielen oder heruntergerissen wurden.

Bennarend: Angesichts von Schülerdemos für Klimaschutz sind Plastikplakate nicht zeitgemäß

Die Umwelt damit zu belasten, aber „gleichzeitig für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz in der EU zu werben – das passt nicht zusammen“, erklärt Bennarend. Gerade auch vor dem Hintergrund der Schüler-Demonstrationen „Fridays for Future“, bei denen die Jugend für mehr Nachhaltigkeit und Umweltschutz demonstriert, halte man die Plakate an den Straßenlaternen nicht mehr für zeitgemäß.

Unterstützung für das europäische Jugendcamp

Die SPD setzt im EU-Wahlkampf nun verstärkt auf Wahlwerbung online, auf Facebook, Instagram und Youtube.

Das eingesparte Geld, rund 1000 Euro, will die SPD für Wahlkampfaktionen nutzen, um mit Bürgern ins Gespräch zu kommen. Ein Teil soll dem europäischen Jugendcamp, organisiert vom Freundeskreis Marcq-en-Baroeul, zugute kommen. „Das ist gelebte europäische Freundschaft. Gerade in der jüngeren Generation ist es wichtig, dass wir den Zusammenhalt in Europa fördern“, sagt Bennarend.

Für ihre Ziele öffentlich werben will die SPD allerdings weiterhin an den 32 größeren Werbetafeln im Stadtgebiet, wo Papierplakate angebracht werden.

Jens Bennarend, SPD-Parteichef und Kandidat für die Europawahl.
Jens Bennarend, SPD-Parteichef und Kandidat für die Europawahl. © Heinrich Jung

Dass der SPD mangels Laternenwerbung Stimmen bei der Wahl entgehen könnten, befürchtet der Parteichef nicht. „Plakate machen vielleicht auf die Wahl aufmerksam, Inhalte der Politik lassen sich darüber nicht transportieren.“ Ohnehin ließen sich politische Botschaften auf den DIN-A 1-Plakaten oft nur schwer erkennen. Hinzu kommt: Die Vielzahl der kleinen Plakate an Straßenlaternen vor Wahlen seien eher zum Ärgernis für Bürger geworden. Auch für die Kommunalwahl 2020 denke man über einen Verzicht nach.

CDU: Unser Vorschlag wurde mehrfach im Ältestenrat abgelehnt

1763 Standorte für die Wahlwerbung hat die Verwaltung den Parteien im Vorfeld der EU-Wahl zugewiesen. Der überraschende Verzicht der SPD auf die Plakatierung an Laternen kommt bei der CDU, gar nicht gut an. „Meine Verwunderung könnte nicht größer sein“, drückt deren Vorsitzender Dietmar Drosdzol seine Verärgerung über den Alleingang der SPD gegenüber der WAZ aus. Auch seine Partei halte diese Form der Wahlwerbung schon lange nicht mehr für nötig.

Dietmar Drosdzol, Vorsitzender der CDU in Gladbeck.
Dietmar Drosdzol, Vorsitzender der CDU in Gladbeck. © Lutz von Staegmann

„Die Plakate verschandeln das Stadtbild, und es bedarf einiger Manpower, sie auf- und wieder abzuhängen“, so Drosdzol. Mehrfach habe seine Fraktion daher im Ältestenrat den Vorschlag gemacht, dass alle Parteien auf die Straßenplakatierung verzichten sollten. Dem wurde jedoch nie zugestimmt. „Wir hätten uns gern mit der SPD besprochen und wären bei dem Vorschlag mitgegangen“, so Drosdzol. Jetzt ist es zu spät, rund 300 Plakate liegen zum Aufhängen bereit.

Linken-Chef Jung: Vor der Kommunalwahl eine Einigung herbeiführen

Die Linke reagiert auf den Vorstoß der SPD verhaltener: „Es wäre nett gewesen, uns darauf hinzuweisen“, sagt Fraktionschef Olaf Jung freundlich. 55 Plakate hat man bestellt, „das ist nicht die Welt“. Auch Jung ist überzeugt, dass Straßenplakate nicht viel bringen. Er nennt ein Beispiel von 2009, als in Schultendorf keine Plakate der Linken hingen. „Da hatten wir unser bestes Ergebnis.“ Sein Vorschlag: Man könnte für die Kommunalwahl eine Einigung aller Parteien in Sachen Plakatierung herbeiführen.