Gladbeck. . Immer im April lädt das Interkulturelle Bildungszentrum in Brauck die Bürger zu sich ein. Das friedliche Miteinander soll so gefördert werden.

„Förderung des friedlichen Zusammenlebens von Menschen mit unterschiedlicher religiöser und ethnischer Abstammung“ – dies ist wohl einer der wichtigsten Grundsätze unter vielen, die sich das „Interkulturelle Bildungszentrum“ in Gladbeck gegeben hat.

Es hat schon Tradition: Stets in der ersten Aprilwoche eines jeden Jahres feiert der älteste Moscheeverein in Gladbeck sein Frühlingsfest im Innenhof des Hauses an der Breukerstraße im Stadtteil Brauck.

„Alle sind willkommen“

Süßes wird den Gästen natürlich auch angeboten.
Süßes wird den Gästen natürlich auch angeboten. © Heinrich Jung

In zahlreichen Pavillons wird an drei Tagen gekocht, gebraten und gebacken, was Töpfe und Pfannen so hergeben. „Die Menschen sollen hier miteinander ins Gespräch kommen. Alle sind willkommen“, formuliert Sinan Acar, im Verein zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit, die Idee hinter dem Fest. Eine „Plattform für den Austausch“ soll es sein.

Die Video-Präsentation am Eingang erläutert die Ziele des gemeinnützigen Vereins, seine Grundsätze und Projekte. „Es geht darum, dass wir gerade die jungen Leute betreuen wollen, damit sie ihren Weg finden“, sagt Ahmet Cetin, stellvertretender Vorsitzender des Vereins. Und viele der rund 150 bis 200 offiziellen Vereinsmitglieder fanden schon als Kinder hier eine Anlaufstelle, erhielten ersten Religionsunterricht, dann Nachhilfestunden und Sprachkurse: „Das ist sehr wichtig“, ist Sinan Acar überzeugt, „damit sie in der Schule ihre Abschlüsse machen können, um dann ins Berufsleben einzusteigen.“

Schon von Kindheit an gehört Talha dem Verein ein

Im Verband sind 300 islamische Gemeinden

Das Interkulturelle Bildungszentrum Gladbeck e.V. (IBG) wurde 1976 als erster Moscheeverein in Gladbeck gegründet. Es ist Mitglied im Verband der islamischen Kulturzentren e. V. (VIKZ) in Köln, der sich die „religiöse, soziale und kulturelle Betreuung von Muslimen in Deutschland“ zum Ziel gesetzt hat.

Dem Verband gehören 300 islamische Gemeinden in Deutschland an.

Der 20-jährige Talha ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Bemühungen des Bildungszentrums Früchte tragen. Er steckt am Leibniz Gymnasium in Gelsenkirchen-Buer augenblicklich in den Abiturvorbereitungen. Danach möchte er, der die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, Wirtschaftsrecht studieren.

„Ich bin schon als Grundschulkind im Verein gewesen“, erklärt er, warum er auch heute noch beim Frühlingsfest mithilft. Talha fühlt sich in Gladbeck vollständig integriert. „Natürlich habe ich von rassistischen Ausfällen gehört, aber mir ist das nie begegnet“ sagt er, wie der 16-jährige Mohammed-Fatin, Gesamtschüler in Horst, bestätigt.

Projekte für Kinder und Jugendliche

Mit zahlreichen Projekten will das Bildungszentrum Kinder und Jugendliche an sich binden. Herausragend ist dabei der Schüleraustausch, sogenannte „Kulturreisen“, die nach Marokko, Spanien oder in die Niederlande führten. Auch in der Religionsausübung geht der Moscheeverein neue Wege: Wer hier Imam werden möchte, sollte in Deutschland zumindest aufgewachsen sein. Ramazan Develi ist im Alter von zwei Jahren nach Deutschland gekommen und heute Imam der Gemeinde in Brauck: „Ich habe meine islam-theologische Ausbildung in Köln absolviert“, erzählt er, der das Freitagsgebet in türkischer, deutscher und arabischer Sprache abhält, letzteres ist den Flüchtlingen aus Afghanistan und Syrien geschuldet, um die sich der Verein ebenfalls kümmert.

Das Interkulturelle Bildungszentrum Gladbeck e. V. ist bemüht darum, Integration zu befördern und Gemeinsamkeiten herauszustellen. Gerade deshalb ist es zu bedauern, dass die Mitglieder und Freunde des Vereins auf dem Frühlingsfest weitgehend unter sich blieben.