Gladbeck. Wissenschaftlerin vom beauftragten Ibis-Institut stellte im Integrationsrat den geplanten Prozessablauf vor und stieß dabei auch auf Skepsis.
- Expertin vom beauftragten Ibis-Institut stellte im Integrationsrat den geplanten Prozessablauf vor
- In nur vier Monaten intensiver Arbeit soll das Integrationskonzept für Gladbeck bis Mitte 2018 stehen
- Die Wissenschaftlerin erhielt viel Lob, stieß aber auch auf Skepsis der Integrationsrat-Mitglieder
Die Integration von Menschen aus anderen Herkunftsländern ist auch für die Gladbecker Stadtgesellschaft eine aktuell wichtige Aufgabe und soziale Herausforderung, die nicht immer reibungslos gelingt. Damit dies besser klappt, wird nach dem ersten Modell für Brauck jetzt auch ein gesamtstädtisches Integrationskonzept erstellt. In welchen Arbeitsschritten das Konzept mit Beteiligung aus der Bürgerschaft entstehen soll, stellte jetzt Patricia Jessen im Integrationsrat vor. Die Expertin erhielt dabei Lob, stieß aber auch auf Skepsis der Mitglieder.
Die Islamwissenschaftlerin ist Mitinhaberin von Ibis, dem Institut für interdisziplinäre Beratung und interkulturelle Seminare aus Duisburg, das bei der Ausschreibung und der Präsentation von letztlich vier eingeladenen Unternehmen mit seinem Konzept zur Integration von Migranten die Verwaltung überzeugen konnte. „Wir haben uns auf die Unterstützung von Prozessen des demografischen Wandels spezialisiert, um mit den Akteuren vor Ort passgenaue Lösungen zu entwickeln.“ Was darunter zu verstehen ist, stellte Patricia Jessen dann konkret vor:
1 Via Online-Umfrage und Interviews zum Thema werden zunächst rund 150 Personen aus Verwaltung, Migrantenorganisationen, Vereinen wie Verbänden (die sich in Flüchtlingsarbeit engagieren) und Flüchtlinge befragt. Mit den Antworten soll als Bestandsaufnahme der Ist-Zustand in Gladbeck festgestellt und der Bedarf, also der Soll-Zustand, ermittelt werden, „um daraus Empfehlungen für die Integrationsarbeit abzuleiten“.
2 Die Ergebnisse werden in der öffentlichen Auftaktveranstaltung vorgestellt, um daraus die drei wichtigsten Themenfelder für die Integrationsarbeit in Gladbeck zu priorisieren, die dann in Arbeitsgruppen mit Bürgerbeteiligung gemeinsam weiter konkretisiert werden sollen.
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Die Themenfelder mit Beteiligung von Akteuren aus der Auftaktveranstaltung zu vertiefen, ist über zu bildende Expertenarbeitsgruppen geplant, die bei zwei Folgetreffen zusammenkommen. Mit dem Ziel, passgenaue Angebote (Katalog) zu erarbeiten und erste Schritte zur Umsetzung festzulegen, damit das Integrationskonzept als stadtweites Steuerungsinstrument in Gladbeck genutzt werden kann.
4 Der Prozess soll zügig fortschreiten, das Ergebnis in vier Monaten vorliegen. „Wir haben das Ziel, Mitte 2018 fertig zu sein“, so Sozialdezernent Rainer Weichelt. Der Erfolg des Integrationskonzeptes, also wie sich die praktische Anwendung in Gladbeck auswirkt, soll über ein Monitoringsystem ‘gemessen’ werden. Zum Beispiel, wie hat sich innerhalb eines bestimmten Zeitraumes der Bildungsstand der Flüchtlinge (Deutsch etc.) verbessert, oder wie hat sich die Situation von Aufenthaltstiteln bei den Asylsuchenden entwickelt.
Das Konzept nicht nur als Einbahnstraße sehen
Die Vertreter im Integrationsrat informierten die Expertin, dass das Integrationskonzept nicht nur zu einseitig betrachtet werden dürfe. „Beide Seiten sind gefordert, nicht nur die Mehrheitsgesellschaft“, unterstrich Ratsherr György Angel (SPD). Die Defizite im Zusammenleben seien „ein zentrales Thema in unserer Stadt“, die sich nur langsam veränderten, das zeige das in Brauck bereits angelaufene Integrationskonzept.
Ratsfrau Müzeyyeen Dreesen (CDU) sah dies ähnlich: „Integration ist keine Einbahnstraße, wir lernen voneinander.“ So gelte es, sowohl die Frage zu stellen, was die Mehrheitsgesellschaft, aber auch was die Migrantencommunity falsch mache. In letzterer seien Rückzugstendenzen zu beobachten, so dass Empfehlungen wichtig seien, „wie wir dem entgegenwirken können“.
Reden wir über Flüchtlinge oder Migranten, die hier schon lange leben?
Nilüfer Akcay (GLA) begrüßte den Ansatz, verschiedenste Akteure in die Erstellung des Integrationskonzeptes einzubinden, „der Interaktion fordert“. Wobei Süleyman Kosar (ABI) zweifelte, ob es in wenigen Monaten gelinge, ein Integrationskonzept auf die Beine zu stellen: „Welche Integration wollen wir überhaupt und worüber reden wir? Über Flüchtlinge? Oder über Migranten, die hier schon lange leben? Wir haben in Gladbeck schon jahrzehntelang über Konzepte geredet, die auch nicht gefruchtet haben.“