Gladbeck. . Martina Engberding führt Metzgerei ihrer Familie in dritter Generation. Vieles hat sich seitdem verändert. Und die Leute essen weniger Fleisch.

Es war Pfingsten 1949, als Paul Engberding sen. und seine Frau Kunigunde ihr Geschäft auf der Friedenstraße eröffneten. Und nun, im Jahr 2019, feiert die dritte Generation Engberding das 70-jährige Bestehen ihres Betriebes.

Über 40 Fleischereien habe es mal in Gladbeck gegeben, nun seien noch zwei davon übrig geblieben. „Ich habe das schon als ganz Kleine gewusst, dass ich Metzgerin werden möchte“, erinnert sich die heutige Chefin und Obermeisterin der Innung, Martina Engberding.

Heute gibt es auch noch einen Partyservice

Hinter dem Laden gibt es eine kleine Küche, die heute der Dreh- und Angelpunkt des Partyservices ist. Martinas Mutter, Gabriele Engberding, selbst gelernte Einzelhandelskauffrau, hat ihn 1975 ins Leben gerufen. Sie ist mit 65 Jahren immer noch im Geschäft. Vater Paul (65) springt ein, wenn Not am Mann ist. „Sonst könnten wir überhaupt keinen Urlaub machen“, sagt Tochter Martina, die Mutter von drei Kindern ist und mit ihrem Mann Rafael das Geschäft führt.

In der Küche habe sie schon als Kind nach der Schule gern mit allen zu Mittag gegessen, erinnert sich die 42-Jährige. Das habe sich dann in ihrer eigenen Familie fortgesetzt.

Daraus ist später die Idee entstanden, einen Mittagstisch anzubieten. „Wir haben eben einfach mehr gekocht“, erzählt Mutter Gabriele. Besonders ältere Leute nehmen das Angebot gern an.

Das Fleisch kommt vom Schlachthof Gelsenkirchen

Als Martina nach der Mittleren Reife den Wunsch äußerte, eine Ausbildung zur Metzgerin zu machen, hatte ihre Mutter sie gewarnt „Überleg Dir das gut.“ Sie wusste um die wenige Freizeit und das hat sich dann auch bewahrheitet: „Ich bin sieben Tage in der Woche, insgesamt 50 bis 60 Stunden, im Laden“, sagt Martina, doch wer mit so viel Leidenschaft seinen Beruf ausübt, wie sie, hat damit am Ende des Tages auch kein Problem. „So ist es eben“, lächelt Martina.

In unserem Betrieb wird die verkaufte Ware zu 95 Prozent selbst hergestellt, indem wir dir vom Schlachthof Gelsenkirchen angelieferten Schweine- und Rinderhälften verarbeiten“, sagt Martina. Verantwortlich dafür ist ihr Mann Rafael, der in der Wurstküche die Weiterverarbeitung übernimmt.

Inzwischen sei manches anders geworden, sagt Martina Engberding. Die Ansprüche der Kunden hätten sich verändert, weil der Fleischkonsum zurückgegangen sei. „Es muss auch nicht jeden Tag Fleisch auf den Teller“, meint die Metzgerin, „aber wenn, dann sollte die Qualität stimmen.“ Das ist ihre Überzeugung: Qualität und ein respektvoller Umgang mit dem Produkt: „Das hat alles mal gelebt, was wir hier verarbeiten.“

Die Schweine haben ein kurzes, aber schönes Leben

Martina Engberding weiß genau, wo die Tiere herkommen, die sie verarbeitet. Die Schweine haben ein kurzes, aber schönes Leben in artgerechter Haltung auf dem Hof Korte im Sauerland.

Martina war mit ihren Kindern mehrfach dort, wo Bauer Korte als Hobby Mikroschweine züchtet, die sich durch eine außergewöhnliche Intelligenz auszeichnen und darüber hinaus allergikerfreundlich sind. Ob eines ihrer Kinder einmal das Geschäft übernehmen wird, steht für Engberding noch in den Sternen: „Das würde mir natürlich leid tun, wenn es hier nicht weiterginge.“