Gladbeck. . Lothar Alexander-Kube fürchtet, der Beruf Steinmetz könnte aussterben. Azubis haben oft falsche Vorstellungen. Längere Praktika könnten helfen.
Lothar Alexander-Kube (72) ist einer der letzten seiner Zunft in Gladbeck und Umgebung. An der Feldhauser Straße führt der Steinmetzmeister seinen Betrieb mit drei Gesellen und einer Hilfskraft.
In einer großen Werkhalle lagern Granit- und Marmorblöcke, Sand- und Kalksteine, die bearbeitet werden sollen. Gerade wird die Gravur für einen Grabstein gefräst. Das ist eine anspruchsvolle und kreative Arbeit, die der Steinmetz zu leisten hat, und zum Berufsbild gehört auch der Bau: „Wir fertigen ja zusätzlich Treppen und Fensterbänke“, so Alexander-Kube.
Viele Jugendliche haben schlechte Noten in Mathematik und Deutsch
„Oft kommen die jungen Leute mit falschen Vorstellungen über unser Handwerk zu mir“, erklärt der 72-Jährige. „Leider haben die meisten schlechte Noten in Mathematik und Deutsch. Das geht dann einfach nicht. Sie müssen nicht nur in der Lage sein, korrekt zu berechnen, sondern auch mit den Kunden zu sprechen.“ So bildet er momentan nicht mehr aus. „Wenn sie nach einiger Zeit erleben, dass zu unserem Handwerk mehr gehört, als Grabsteine zu entwerfen und zu beschriften, sie zu setzen und zu richten, dann halten sie oft nicht durch.“
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Sie werden immer weniger, die traditionellen Handwerksberufe.
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Lothar Alexander-Kube ist erst durch ein tragisches Ereignis zu seinem Beruf gekommen. Von Hause aus ist er Elektroingenieur, machte 1972 sein Examen. Das Jahr 1985 krempelte seine Lebensplanung völlig um, als die Eltern von Ehefrau Elke, die den Steinmetz-Betrieb Alexander seit 1946 führten, bei einem Autounfall ums Leben kamen. „Da mussten wir schnell entscheiden, wie es weitergehen sollte.“
Die Friedhofskultur ändert sich und das hat Auswirkungen auf den Beruf des Steinmetzes
Lothar Alexander-Kube lernte um und absolvierte seine Meisterprüfung als Steinmetz. „Noch haben wir auf Friedhöfen zu tun, aber die allgemeine Friedhofskultur ändert sich.“ Damit ist der Trend zu Grabplatten gemeint, sofern die Friedhofssatzungen dies zulassen. „Gut für uns, schlecht für die Friedhofsgärtner“, sagt der Steinmetz. Im Gegensatz dazu nimmt die Zahl anonymer Rasengräber zu. Dies wiederum sei schlecht für beide Branchen.
Wie man für seinen Beruf Werbung bei Schulabsolventen machen könnte, erklärt Alexander-Kube prägnant: „Nach der Schule sollte ein längeres Praktikum folgen, damit die Leute sehen, wie alles miteinander zusammenhängt. Es braucht auf jeden Fall einen engagierten Meister. Dann hat der Beruf eine Perspektive.“
Frauen haben ein gutes Gespür für Formen und kreative Ideen
Zwar ist der Beruf eine echte Männerdomäne, aber auch hier ändern sich die Zeiten. „Die Erfolge von Steinmetzinnen zeigen, dass Frauen mit einem Gespür für Formen und kreative Ideen männliche Kollegen häufig übertreffen“, heißt es beim Bundesverband Deutscher Steinmetze. Alexander-Kube kann das bestätigen: „Mein letzter Azubi war weiblich, und sie war eine der besten, die wir hatten.“ Und wie sieht seine eigene Perspektive aus? „Ich mache weiter, so lange es geht.“