Gladbeck. . Verwaltung will verstärkt auf Männer und Frauen zugehen, die sich an Orten wie dem Oberhof regelmäßig zum Trinken treffen. Kein Alkoholverbot.

Die Trinkerszene in der Innenstadt hat am Montagabend auch die Politik beschäftigt. Hintergrund: Geschäftsleute und Anwohner fühlen sich von Gruppen von Trinkern gestört und hatten sich beschwert, vor allem über zu viel Lärm.

„Das sind Bürger, die zu unserer Gesellschaft gehören“, stellte Bürgermeister Ulrich Roland gleich zu Beginn der Debatte im Haupt- und Finanzausschuss klar. Nach wie vor sollen zwar Kommunaler Ordnungsdienst und Polizei regelmäßig an den betreffenden Plätzen in der Innenstadt kontrollieren, aber auch Sozialarbeiter sollen das Gespräch mit den Männern und Frauen suchen und ihnen Hilfsangebote machen. „Wenn durch die Sozialarbeiter was erreicht wird, hätten wir ja auch schon was gewonnen“, fand CDU-Fraktionsvorsitzender Peter Rademacher.

Ein Alkoholverbot in der City kommt nicht in Frage

Ein immer wieder gefordertes Alkoholverbot für die Innenstadt komme hingegen nicht in Frage, so die Verwaltung. Unter anderem Duisburg war mit einem Verbot zuletzt vor Gericht gescheitert. Rademacher verwies auf ein Alkoholverbot in der Herner Innenstadt. Dort habe es, im Gegensatz zu Gladbeck, erhebliche Polizeieinsätze gegeben, die eine Begründung für ein Alkoholverbot darstellten, erklärte Ordnungsamtschef Gregor Wirgs und stellte fest: „Die Handlungsansätze für uns sind sehr gering.“

Busbahnhof war schon mal beliebter Treffpunkt

Der Busbahnhof Oberhof war vor einigen Jahren schon mal ein beliebter Treffpunkt für Männer und Frauen, die dort gemeinsam Alkohol tranken. Später verlagerte sich die Szene zum Bunker an der Wilhelmstraße.

Seit der Schließung des Supermarktes Kaufland im Glückauf-Center konnten sie in der Nähe keinen Nachschub mehr kaufen und verlagerten ihre Treffpunkte wieder zurück in die Fußgängerzone in der Innenstadt.

Denn die Gruppe falle weder durch Körperverletzungen oder Vandalismus noch durch andere Straftaten auf. In den vergangenen Jahren habe es im Zusammenhang mit dem Alkoholkonsum in dieser Szene keinerlei Anzeigen zu Körperverletzungen oder Sachbeschädigen gegeben, hieß es in der Vorlage der Verwaltung.

Etwa zehn bis 15 Menschen gehören zur Szene

„Die Qualität der Belästigung ist so niedrig, dass es keine rechtlichen Mittel gibt“, sagte auch SPD-Ratsherr Norbert Dyhringer. Etwa zehn bis 15 Menschen gehörten der Trinkerszene an. Allerdings: Von einer Szene wolle der Ratsherr nicht sprechen. „Wir dürfen die Probleme nicht herbeireden und Gladbeck nicht mit Großstädten vergleichen, in denen es Probleme mit Trinkern gibt.“

Norbert Dyhringer wollte nicht von einer Szene sprechen.
Norbert Dyhringer wollte nicht von einer Szene sprechen. © Oliver Mengedoht

Der partei- und fraktionslose Jörg Baumeister kritisierte, Dyhringer verharmlose die Situation. Und auch Rademacher fand: „Wenn alles in Ordnung wäre, hätte die Verwaltung den Punkt nicht auf die Tagesordnung gesetzt.“ Baumeister betonte, dass die Treffpunkte für die Menschen Kommunikationsorte seien und warb dafür, ein Dixi-Klo für die Frauen und Männer aufzustellen, das einmal am Tag gereinigt werde. „Die Menschen trinken und trinken und müssen irgendwann auch mal ihre Notdurft verrichten.“

Treffen in der Nähe von Geschäften

Die Verwaltung hatte festgestellt, dass sich die Gruppe meistens in der Nähe von Geschäften trifft, in denen sie günstig Getränkenachschub kaufen könnte. Daraufhin stellte Norbert Dyhringer die Befürchtung in den Raum, dass sich die Gruppe nach der Eröffnung von „Hoch 10“ und der damit verbundenen Ansiedlung eines Discounters im Rathauspark treffen könnte. „Wir brauchen einen Platz, den wir ihnen anbieten.“

Es ist tatsächlich angedacht, einen anderen Ort für die Treffen zu erarbeiten. „Wir werden Lösungen finden, die für alle Beteiligten in Ordnung sind“, versprach Sozialdezernent Rainer Weichelt.