Gladbeck. Die ehrenamtlichen Brandbekämpfer blicken stolz auf eine lange Tradition zurück. Die WAZ würdigt das Engagement mit einer kleinen Serie.
Schon ein Vierteljahrhundert bevor Gladbeck 1919 die Stadtrechte erhielt, wurde eine wichtige Angelegenheit geregelt, die den Schutz der Bevölkerung in besonderer Weise betraf: die Gründung einer freiwilligen Feuerwehr, die so im 100. Jubiläumsjahr der Stadt 2019 ihr 125-jähriges Bestehen feiert. Guter Grund, die „Freiwilligen“ in einer kleinen Serie vorzustellen, die in den Löschzügen Brauck, Mitte, Rentfort und Zweckel ihren ehrenamtlichen Dienst für die Allgemeinheit leisten.
Zum Serienstart erfolgt aber zunächst ein Blick zurück in die Geschichte der Brandbekämpfung. Denn die Gefahr, dass einem der„rote Hahn“ Hab und Gut mit heißen Flammen davonträgt, war in den mittelalterlichen Ansiedlungen mit engen Gassen, Fachwerk und Holzbauten sowie strohgedeckten Dächern und offenen Feuerstellen natürlich weitaus größer als heute.
Gegenseitige Hilfe in der Not war selbstverständlich
Die Nachbarschaften schafften deshalb oft gemeinsam Leitern, Feuerhaken und Brandeimer an, um gewappnet zu sein. Gegenseitige Hilfe in der Not war selbstverständlich. Im Statutenbuch der Stadt Dorsten (14./15. Jahrhundert) ist festgehalten, dass jeder Einwohner bei Strafe von einer Mark unverzüglich am Brandort erscheinen und helfen musste, sobald der Ruf „Feurio“ durch die Gassen hallte.
Das Großfeuer von 1686 in Recklinghausen, bei dem 108 Häuser in Flammen aufgingen, weil auch Löschgerät fehlte, veranlasste Erzbischof Maximilian Heinrich am 3. Dezember 1687 zu einer Verfügung, die auch für die Gladbecker Bauernschaften galt. Demnach wurde allen Ortsvorstehern gnädigst befohlen, „sich mit den Mitteln ohne Zeitverlierung nach aller Notdurft zu versehen“.
Erstes ausführliches Regelwerk wurde 1781 verfasst
Ein weiterer wichtiger Schritt für das Vest war die Brandordnung von Erzbischof Maximilian Friedrich vom 4. April 1781, durch diese wurde die „Feuersocietät“, konkret eine „Zwangsversicherung auf Gegenseitigkeit“, eingeführt. In einem Regelwerk wurden Löschgeräte und deren Wartung vorgeschrieben. Auch für jeden Haushalt war es Pflicht, einen Feuereimer vorzuhalten. Im Juni erfolgte die Ergänzung durch eine „Feuer-Polizeiverordnung“ , die zum Beispiel verbot, „mit offenem Licht oder brennender Tabakspfeife in Scheunen, auf Tennen oder Böden zu gehen“.
Ab 1843 hatte Gladbeck einen eigenen Ortsvorsteher und einen eigenen Gemeinderat, der am 20. April 1844 eine Feuerlöschordnung verabschiedete. Für jede Bauernschaft wurden zwei „besonnene, rüstige Männer“ gewählt, die auf den Feueralarm die Leitung der ersten Löscharbeiten übernehmen sollten: für Brauck die Pachtbauern (Kolonen) Herm. Große Natorp und Peter Breucker, für Butendorf Pachtbauer Ant. Brahm und Gutspächter Th. Zurhausen, für Ellinghorst die Pachtbauern N. Schulte-Pelkum und J. Vöing, für Zweckel die Pachtbauern Heinr. Söller und Phil. Höllendorf.
Der Gemeinderat beschloss die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr
Die bäuerliche Gemeinde Gladbeck besaß damals nur eine Brandspritze, die sich im Spritzenhaus an der Nord-Ost-Seite der Lambertikirche befand. 1852 schenkte die Aachener-Münchener-Feuerversicherungsgesellschaft der Gemeinde eine trag- und fahrbare Spritze nebst 75 Fuß Schläuchen – die bis heute beim Löschzug Brauck erhalten ist.
Das Jubiläum wird am 1. Mai gefeiert
Ihren 125. Geburtstag feiert die Freiwillige Feuerwehr Gladbeck am 1. Mai.
Der Tag der offenen Tür an der Feuer- und Rettungswache an der Wilhelmstraße 60 beginnt um 10 Uhr.
Den Besuchern wird ein umfassender Einblick mit Ausstellungen und Vorführungen in die Arbeit der Feuerwehr geboten.
1821 lebten 2367 Menschen in Gladbeck. Mit dem Abteufen der ersten Kohleschachtes 1873 und dem wachsenden Bergbau zogen immer mehr Menschen in die Gemeinde, so dass die Bevölkerung 1894 auf rund 7500 Personen angewachsen war und das Bedürfnis nach besserem Brandschutz wuchs. Auf Antrag von Amtmann Heinrich Korte beschloss der Gemeinderat im März des Jahres so die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr.
Am 30. April 1894 wurde Heinrich Vaerst erster Feuerwehrchef von Gladbeck
Ein öffentlicher Aufruf folgte: „Alle diejenigen Personen, welche sich an einer freiwilligen Wehr interessieren, ersuche ich, sich am 30. des Monats abends 8 Uhr im Gasthof Th. Surmann einzufinden, um über die etwaige Gründung der Feuerwehr näher zu verhandeln.“ Der Andrang zur Gründungsversammlung am 30. April 1894 war groß. Bergwerksunternehmer Heinrich Vaerst wurde als erster Feuerwehrchef gewählt. Die neue „Freiwillige“ rückte dann am 15. Mai zum ersten Einsatz aus: An der Bottroper Straße stand der Kotten Neul in Flammen...