Gladbeck. . Karlheinz Ramberg ist 77 Jahre und noch immer als Zeitungsbote aktiv. Er trägt auch die WAZ aus. Durch seinen Job bleibt der Zweckeler fit.
Wenn Karlheinz Ramberg jeden Morgen gegen 5 Uhr nach Hause kommt, hat er nicht nur seine Arbeit getan, sondern auch sein Sportprogramm hinter sich. „Ich bin 77 und kann laufen wie ein junger Gott“, sagt der Zweckeler. Denn Karlheinz Ramberg trägt von montags bis samstags die Zeitung aus, hält sich so auch im Alter fit. „Ich bin immer flott unterwegs. Ich stelle mein Auto ab und laufe von Tür zu Tür, um die Zeitungen zu meinen Kunden zu bringen.“
Dass der Rentner dabei noch Geld verdient – Nebensache. „Ich habe keine schlechte Rente.“ Das Geld, das er mit seinem Job verdient, gibt er für Dinge aus, die ihm Spaß machen. Von dem Weihnachtsgeld seiner Kunden hat er sich zuletzt einen neuen Fernseher gekauft. „Ich gehe nicht arbeiten, weil ich es muss, sondern weil es mir Spaß macht und ich mich ja eh bewegen muss.“ Und wenn es dafür noch Geld gibt – umso besser. Denn, so viel steht auch fest: „Handy, Tablet – all dies könnte ich mir doch sonst mit der Rente alles gar nicht leisten.“
Weitere arbeitende Rentner gesucht
In der Serie „Arbeit trotz Rente“ stellt die WAZ Menschen vor, die einen Job haben, obwohl sie schon im Rentenalter sind.
Viele Rentner müssen arbeiten gehen, weil ihr Geld sonst nicht zum Leben reichen würde. Andere möchten arbeiten gehen, weil ihr Job für sie vielleicht zur Leidenschaft geworden ist oder ihnen sonst zuhause die Decke auf den Kopf fallen würde.
Sie sind Rentner und arbeiten noch? Melden Sie sich in der Redaktion: 2998-38, per Mail an redaktion.gladbeck@waz.de, oder Sie kommen einfach vorbei: Horster Straße 10 (ab 10 Uhr).
Sein Job ist für den 77-Jährigen vor allem aber ein guter Anlass, um fit zu bleiben. Bei Wind und Wetter geht es für ihn raus. „Andere bezahlen viel Geld fürs Fitnessstudio, ich bekomme noch Geld für meine Arbeit.“
Karlheinz Ramberg kennt seine Kunden und ihre Gewohnheiten gut
Um halb eins ist für Ramberg die Nacht vorbei, die gegen acht Uhr anfängt, wenn sich der Aktive nach den Nachrichten ins Bett legt. Bei seinem nächtlichen Job erlebt Ramberg nicht nur eine ganze Menge, sondern hat auch ein waches Auge auf seine Umgebung. „Ich passe immer auf und weiß etwa auch, wer sich scheiden lässt, wenn zum Beispiel ein Auto nicht mehr vor der Tür steht“, erzählt Ramberg, der seit 51 Jahren mit seiner Frau verheiratet ist.
Nach zwölf Jahren kennt er seine Kunden, weiß, wer um wie viel Uhr ins Bett geht oder aufsteht und wer um wie viel Uhr an der Tür steht und raucht. Manchmal packt Karlheinz Ramberg aber auch mit an und hilft einer Kundin schon mal dabei, ihren aus dem Bett gefallenen Ehemann wieder ins Krankenbett zu hieven.
Rund 150 Zeitungen in zwei Bezirken verteilt
Wenn der Zweckeler nach seiner Schicht nach Hause kommt, kocht er sich erst einmal einen Kaffee, wäscht sich die von Druckerschwärze gefärbten Hände – und liest selbst die Zeitung. „Das ist immer das Schönste.“ Seine beiden Katzen warten dann schon auf ihn, oder besser gesagt auf die Leckercken, die sie dann bekommen. Rund 150 Zeitungen, darunter die WAZ, hat Karlheinz Ramberg dann in zwei Bezirken verteilt.
Sein Leben lang hat der 77-Jährige gearbeitet, unter anderem als Grafiker in den Werbeabteilungen von Karstadt und Real. Mit 60 Jahren ging er freiwillig in den Vorruhestand. „Dann wurde ich krank. Mit 65 fing ich an, Zeitungen auszutragen. Seitdem war ich nicht mehr krank.“ Abgesehen von einer Kahnbeinfraktur, die er sich zuzog, als er eines Nachts während des Zeitungsaustragens stürzte. Über drei Monate trug er eine Schiene, konnte nicht Auto fahren. „Alles wurde mit der Zeit langweilig.“
Vermisst hat er seine Arbeit in den drei Monaten. Nachts raus zu müssen, das fällt ihm nur schwer, wenn es regnet. Dann ist Karlheinz Ramberg mit einem Regenschirm auf Rentforts und Zweckels Straßen unterwegs. „Denn so viel steht fest: Meine Kunden bekommen keine nassen Zeitungen.“