Essen. . Nach der Fusion mit Kaufhof soll die Essener Zentrale von Karstadt durch 400 neue Stellen gestärkt werden. Konzern wirbt um Mitarbeiter aus Köln.

Nach der Fusion mit der Kölner Warenhauskette Kaufhof soll der Standort der Essener Karstadt-Zentrale deutlich aufgewertet werden. Zusätzlich zu den derzeit rund 1200 Arbeitsplätzen sollen nach Plänen der Unternehmensführung rund 400 neue Stellen entstehen. Das geht aus einem Schreiben von Personalchef Miguel Müllenbach an die Mitarbeiter hervor, das unserer Redaktion vorliegt. „Voraussichtlich werden Anfang/Mitte März die konkreten Stellen der jeweiligen Bereiche ausgeschrieben. Die Planung umfasst aktuell circa 390 Vollzeitstellen in allen Bereichen“, heißt es in dem Schreiben. „Es werden je nach Bereich neben Vollzeitstellen selbstverständlich auch Teilzeitstellen ausgeschrieben.“

Müllenbach richtet sich insbesondere an die Kaufhof-Mitarbeiter, die derzeit in Köln beschäftigt sind. Dort werden rund 1000 Vollzeitstellen abgebaut. So werde eine bei Kaufhof erworbene Betriebszugehörigkeit angerechnet und eine Probezeit entfalle. Die Kaufhof-Beschäftigten sollen „außerdem bei gleicher Qualifikation gegenüber möglichen externen Bewerbern bevorzugt werden“. Zudem wolle das Unternehmen Mitarbeiter, die nach Essen wechseln, unterstützen, indem zwei Jahre lang die anfallenden Fahrtkosten auf Basis des ÖPNV bezuschusst werden. Dies gelte auch, wenn sich ein Beschäftigter für das Pendeln mit dem Auto entscheide.

Machtprobe mit Gewerkschaft Verdi

Mit der Gewerkschaft Verdi steht das Management des Warenhauskonzerns derweil vor einer Machtprobe. Die Tarifkommissionen beider Kaufhausketten demonstrierten Einigkeit und lehnten den geplanten Abbau von 2600 Stellen bei Kaufhof und den Austritt aus dem Flächentarifvertrag strikt ab.

„Das Überstülpen des Karstadt-Konzepts ist überhaupt kein Erfolgsgarant für Galeria Kaufhof“, sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger im Hinblick auf die Sanierungszeit bei Karstadt. Das Unternehmen kehrt inzwischen wieder schrittweise in den Flächentarif zurück. Der Prozess soll nach Verdi-Angaben im Jahr 2021 abgeschlossen sein.

Ruf nach Zukunftskonzept für Kaufhof

Die Tarifkommissionen fordern von Karstadt-Chef Stephan Fanderl, der inzwischen auch Kaufhof leitet, die Vorlage eines Zukunftskonzepts. „Ein tragfähiges, nachhaltiges Zukunftskonzept existiert bisher in keinem der Unternehmen“, kritisierte Nutzenberger. Es sei falsch, „Personal rauszuschmeißen“ oder wieder in die Taschen der Beschäftigten zu greifen. „Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr Beschäftigte im stationären Einzelhandel.“

Die Tarifkommission will nach Angaben von Verdi erst wieder mit der Unternehmensleitung über einen Zukunftstarifvertrag bei Kaufhof verhandeln, wenn alle „relevanten Daten“ offengelegt seien. Jegliche Form von Tarifausstieg lehne man ab. Um die Forderungen durchzusetzen, seien die Tarifkommissionen „bereit, gemeinsame Aktionen zu planen und umzusetzen“.