Gladbeck/Bottrop/Essen. . Vor Gericht gibt der Arzt (45) aus Bottrop alles zu und weint. Der 14-Jährige war der Sohn eines guten Freundes. Vorwurf: Sexueller Missbrauch.
Er war 45 und Arzt, der Junge 14 Jahre alt und der Sohn eines guten Freundes. Ende 2015 hat sich ein in Bottrop wohnender Mediziner mehrfach mit einem Schüler zum Sex getroffen – auch im Gladbecker Hallenbad. Seit Donnerstag steht er in Essen vor Gericht.
„Ich weiß, dass das alles absolut nicht geht“, sagte der Angeklagte den Richtern gleich zum Prozessauftakt unter Tränen. „Und dass ich großen Unmut auf mich gezogen habe.“
Jugendlicher machte ersten Schritt
Es passierte in einer Umkleidekabine des Schwimmbads, auf einem Parkplatz im Auto und in einem Gebüsch am Rande des Weihnachtsmarktes. Den ersten Schritt hatte offenbar der 14-Jährige gemacht, der bei sich laut Anklage homosexuelle Gefühle entdeckt hat.
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„Ich habe plötzlich eine SMS bekommen“, sagte der Arzt den Richtern. Und Fotos. „Da war eigentlich sofort klar, in welche Richtung das gehen sollte.“ Er sei dann darauf eingegangen. „So ist die Sache ins Rollen gekommen.“
In einer Umkleidekabine des Hallenbads kam es zum Sex
Das erste Treffen fand im Gladbecker Hallenbad statt. Der 14-Jährige war mit dem Fahrrad gekommen, beide gingen getrennt hinein. „Ich wollte das erst nicht – so mitten in der Stadt“, sagte der Mediziner im Prozess. „Aber er hat gesagt: Da treffen wir schon keinen.“
In einer Umkleidekabine sei es dann sofort zu sexuellen Handlungen gekommen. Ungeschützt. Genau, wie auch noch bei weiteren Treffen. Außerdem soll der Arzt dem Jungen pornografische Videos und eindeutige Chat-Nachrichten geschickt haben.
„Es gab keine Treffen, bei denen es nicht zu sexuellen Handlungen gekommen ist“, heißt es in der Anklage. Der Arzt habe seine eigenen sexuellen Interessen über die des Jungen gestellt, obwohl er gewusst habe, dass der Schüler die Situation aufgrund einer schwierigen Entwicklung nicht richtig habe einschätzen können.
Der Arzt war seit langem mit der Familie des Jungen bekannt
Der heute 17-Jährige soll mehrfach in der Kinder- und Jugendpsychiatrie gewesen sein, in der Schule war ihm sogar ein Integrationshelfer zur Seite gestellt worden. Im Prozess war unter anderem von ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom) die Rede.
All das soll der Arzt gewusst haben, weil er mit der Familie des Jungen seit Jugendzeiten bekannt war. Man war zusammen im Ski-Urlaub, traf sich zum Kegeln und auf Familienfeiern. Er war sogar Patenonkel einer Nichte. Die Probleme des 14-Jährigen waren nach Angaben des Vaters auch kein Geheimnis. „Wir haben das im Bekanntenkreis erzählt“, sagte er als Zeuge im Prozess.
Die Aussage des heute 17-Jährigen fand aus Jugendschutzgründen unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Der Prozess wird am 25. März fortgesetzt.