Gladbeck. Peter Chijioke aus Nigeria und Linda Boadi aus Ghana haben sich in Deutschland kennengelernt. Sie betreiben ein Kosmetikstudio in der City.

Sie stammt aus Ghana, er aus Nigeria. „Aber zu Hause sind wir in Gladbeck“, sagen Linda Boadi und Peter Chijioke mit Nachdruck. Seit Ende 2001 wohnt das Ehepaar hier und kann sich nicht vorstellen, wieder weg zu ziehen. Zwei von vielen Gladbeckern mit ausländischen Wurzeln.

Peter Chijioke wollte ursprünglich Pilot werden, startete in seiner afrikanischen Heimat ein Studium. „Es war aber unmöglich, es dort zu Ende zu bringen“, erinnert sich der heute 42-Jährige. „Erstens musste man fürs Studium bezahlen, zweitens konnte man nicht nebenher arbeiten, und dann gab es noch einen monatelangen Streik.“ Auch aus finanziellen Gründen hatte er schon früher mal mit dem Gedanken gespielt, in Deutschland zu studieren und zu arbeiten. Anfang 2000 erfüllte er sich diesen Wunsch, kehrte er seiner Heimat Nigeria den Rücken.

2001 kamen der Nigerianer und die Ghanaerin nach Gladbeck

Hochzeitsfoto: Peter Chijioke (42) und Linda Boadi (39) heirateten in traditionellem Outfit ihrer afrikanischen Heimat.
Hochzeitsfoto: Peter Chijioke (42) und Linda Boadi (39) heirateten in traditionellem Outfit ihrer afrikanischen Heimat. © Lutz von Staegmann

Aus dem geplanten Studium in Wuppertal wurde allerdings nichts. Peter Chijioke: „Es gab damals noch keinen Unterricht in englischer Sprache, und meine Deutschkenntnisse waren bescheiden. Ich habe das nicht geschafft.“ Stattdessen hielt er sich mit allen möglichen Jobs über Wasser, arbeitete u. a. in der Qualitätskontrolle der Karstadt-Hauptverwaltung, beim Catering am Flughafen Willich, bei Hermes, sogar als Reinigungskraft bei der Arbeitsagentur Gladbeck.

Auch Linda Boadi (39) kam im Jahr 2000 nach Gladbeck, zu einer Tante nach Monheim, arbeitete als Au-Pair-Mädchen und half der Tante im Geschäft. Ein Jahr später lernten Linda und Peter sich kennen, in einer freien evangelischen Kirche in Wuppertal. Im Gottesdienst der afrikanischen Gemeinde sang Peter im Chor – und Linda war hingerissen. Beim Essen nach dem Gottesdienst kamen sie ins Gespräch. „Danach haben wir uns Briefe geschrieben. Linda hatte kein Handy“, erzählt Peter Chijioke. Verständigt haben sich die beiden damals übrigens auf Englisch, denn keiner verstand die Sprache des anderen.

2004 heiratete das Paar und bekam danach drei Kinder

Solchen Schmuck trugen in Afrika  früher nur hohe Würdenträger.
Solchen Schmuck trugen in Afrika früher nur hohe Würdenträger. © Lutz von Staegmann

Die beiden wurden ein Paar und folgten 2001 dem Rat eines Bekannten, der schon lange in Gladbeck wohnte und arbeitete: Sie suchten sich hier eine gemeinsame Wohnung. 2004 heirateten sie, haben inzwischen zwei Söhne und eine Tochter, die zur Realschule gehen.

Beruflich hat sich alles anders entwickelt als geplant, aber sehr erfolgreich. Linda Boadi besuchte eine Schule in Dorsten, eröffnete 2011 ein Studio für Fußpflege, Massage und Nageldesign an der Horster Straße, zog damit später zur Humboldtstraße um, eröffnete parallel eine kleine Boutique an der Rentforter Straße. Irgendwann hatte auch Peter Chijioke keine Lust mehr auf die wechselnden Jobs, ließ sich zum Fußpfleger und Kosmetiker ausbilden und stieg ins Geschäft seiner Frau ein. Seit einem Jahr betreiben die beiden – mittlerweile mit zwei Angestellten – ihr Studio für Kosmetik, Fußpflege, Maniküre und Massage samt Boutique in der Innenstadt, an der Horster Straße.

Wir stellen Gladbecker aus vielen Ländern vor

Zum 100. Geburtstag der Stadt Gladbeck stellen wir Menschen verschiedener Nationalitäten vor, die hier ihre neue Heimat gefunden haben.

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In Gladbeck sind sie längst angekommen, reden auch nicht mehr Englisch, sondern Deutsch miteinander. Klar, die Anfänge in der neuen Heimat waren nicht leicht, zu groß sind die kulturellen Unterschiede. „Hier gibt es beispielsweise viel mehr Regeln und Vorschriften. Aber wir passen uns an, lernen immer noch dazu, auch wenn wir unsere Wurzeln nicht vergessen. Unsere Landsleute sagen, wir seien schon viel deutscher geworden“, sagt Linda Boadi.

Gladbeck finden sie familienfreundlich, lieben den Wittringer Wald und den Nordpark, mögen die Menschen. „Wenn wir in Afrika Urlaub machen, zieht es uns nach Gladbeck, zurück nach Hause.“