Gladbeck. Der Spezialist für Bewegungssensorik engagiert sich seit zehn Jahren in der KI-Entwicklung. Minicontroller werten Daten an Ort und Stelle ihrer Erhebung aus.

Die Firma Lenord+Bauer, der Spezialist für Bewegungssensorik und integrierte Antriebstechnik mit Sitz in Oberhausen und Werk in Gladbeck, ist auf dem Weg zur kontinuierlichen Produktion von künstlicher Intelligenz (KI). Das Unternehmen will mit einem neuen Sensorsystem auf den Markt kommen, das über künstliche Intelligenz verfügt und neue Maßstäbe in der Überwachung von Maschinen oder Antrieben bietet.

Gemeinsam mit dem Halbleiterspezialisten STMicroelectronics arbeitet Lenord+Bauer daran, so Entwicklungschef Burkhard Stritzke im Gespräch mit der WAZ, ein Kontrollsystem in Miniaturformat zu entwickeln, das nicht nur Daten sammelt, sondern auch auswertet und Empfehlungen, etwa zu einer Wartung, gibt. Und das alles superschnell – vorzugsweise in Echtzeit. „Wir erfassen Messwerte, verknüpfen sie und gewinnen dadurch einen Mehrwert“, so Stritzke.

Lenord+Bauer beschäftigt sich schon rund zehn Jahre mit KI

Blick ins Gladbecker Werk des Unternehmens, das seinen Sitz in Oberhausen hat.
Blick ins Gladbecker Werk des Unternehmens, das seinen Sitz in Oberhausen hat. © Lutz von Staegmann

Die Lenord+Bauer GmbH, die seit 2012 in Gladbeck ihr Werk betreibt, beschäftigt sich schon rund zehn Jahre mit der Entwicklung von KI. Die immer günstiger werdenden Mikroprozessoren, die auch immer kleiner werden, dennoch hohe Rechenkapazitäten bewältigen, sowie die inzwischen allgegenwärtigen Algorithmen geben dem Ganzen immer neue Entwicklungsschübe und helfen, lernende Systeme zu etablieren. Ein Fokus von Lenord+Bauer liegt auf dem Schienenverkehr.

Stritzke: „Es gibt immer mehr Systeme und Messeinrichtungen für mehr Sicherheit, folglich auch immer mehr Daten.“ Daher, so der Ansatz des Unternehmens, sei es sinnvoll, die Daten mit Hilfe eines neu entwickelten Mikrocontrollers dort auszuwerten, wo sie anfallen: An den Sensoren, die im Schienenverkehr etwa Art und Häufigkeit von Vibrationen aufnehmen. Dann werden nur die Daten ans zentrale System verschickt, die benötigt werden.

Durch Verknüpfung der Daten aller Sensoren entsteht ein Netz

Der digitale Zwilling

Ein weiteres Beispiel für KI von Lenord+Bauer: Wo heute ein Techniker in der Endprüfung die Maßhaltigkeit eines Werkstücks überprüft, könnte künftig ein digitaler Zwilling diese Information vor Fertigstellung bereitstellen.

Weicht der digitale Zwilling vom Idealmodell ab, könnte der Produktionsprozess frühzeitig korrigiert werden. Dazu ist die Auswertung und der Vergleich vieler Daten mit Hilfe von Prozessoren und Algorithmen nötig.

Durch die Verknüpfung der Daten aller Sensoren entsteht ein (neuronales) Netz – ein wachsendes, lernendes System. Stritzke erläutert ein Beispiel: „Ein am Lager eines Schienenfahrzeugs montierter Vibrationssensor ist mit künstlicher Intelligenz ausgestattet und erkennt Schäden oder Materialermüdung frühzeitig. Diese Informationen meldet der Sensor an das Wartungssystem, das die Infos aller Sensoren zusammenführt und auswertet. Über die Darstellung in einem Monitor lässt sich so der Zustand des Lagers beurteilen.“ Durch die Vernetzung werde das System superschnell, so Stritzke.

Lenord+Bauer nutzt bei seiner Entwicklungsarbeit das Netzwerk KI-MAP, dessen Name für künstliche Intelligenz in Maschinen, Anlagen und Produktion steht und das vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert wird. Gleichzeitig setzt das Unternehmen eigene Netzwerke in der Region, etwa zu wissenschaftlichen Einrichtungen, um auf dem Gebiet weitere Fortschritte zu machen. 30 Entwickler arbeiten im Unternehmen daran, rund 10 Millionen Euro hat das Unternehmen in den vergangenen Jahren in diese Forschung investiert. Bereits jetzt fließen erste Entwicklungen in Produkte, die etwa ein Drittel des Umsatzes ausmachen – Tendenz steigend, so Stritzke.