Gladbeck. . Carina Kolibatsch, Christopher Axel, Robert Bayer und Dennis Bracht machen eine Ausbildung beim ZBG. Gartenarbeit lieben sie seit der Kindheit.
Robert Bayer ist ein Kerl wie ein Baum. Genauer gesagt: ein junger Baum. Der 18-jährige Gladbecker hat schon im Garten seiner Familie gebuddelt, Rasen gemäht und Hecken geschnitten, als er noch grün hinter den Ohren war. Und was ihm von Kindesbeinen an Freude bereitet hat, will Bayer zum Beruf machen. Beim Zentralen Betriebshof Gladbeck (ZBG) hat er als Garten- und Landschaftsbauer eine dreijährige Ausbildung begonnen.
Christopher Axel ist da schon weiter, im zweiten Lehrjahr. Der 26-Jährige aus Bottrop kam über einen Umweg zur ZBG-Ausbildung. „Ich habe erst als Verkäufer bei Aldi gearbeitet, später als Vertreter“, erzählt er. Nach zwei Jahren habe er einen Schnitt gemacht. Und konnte sich seiner Leidenschaft widmen: der Arbeit im Grünen. Axel, sein Cap lässig aus der Stirn geschoben, erzählt: „Wir hatten selbst einen großen Garten. Da habe ich von klein auf Terrassen gebaut und Bäume beschnitten. In meiner Freizeit habe ich mich eigentlich immer im Garten aufgehalten.“
Körperlich ist die Arbeit sehr anspruchsvoll
Das kennt Carina Kolibatsch ebenfalls, die mit dem 27-jährigen Dorstener Dennis Bracht zum Gärtner-Azubi-Kleeblatt beim ZBG gehört. Die 20-Jährige hat noch im Ohr, wie es in ihrer Familie hieß: „Wir gehen jetzt zu Oma in den Garten!“ Dieser Satz klang wie eine Verheißung. Die mittlerweile 20-jährige Gladbeckerin sagt: „Ich bin tatsächlich immer noch gerne im Garten . . .“ Und dieses Gefühl in freier Natur aufzublühen, mit den Händen Erdreich und Pflanzen zu berühren, mit Grün und Steinen, Holz und anderen Materialien Landschaft gestalten zu können – das verbindet die vier Auszubildenden, einerlei welchen schulischen und beruflichen Hintergrund sie haben. Sicher, so Abiturientin Carina, habe sie überlegt, ein Studium aufzunehmen: „Aber schon in dem Bereich, in dem ich jetzt beim ZBG bin.“ Doch das kann sie ja immer noch tun, nach der Lehre, zu der auch Blockunterricht am Herwig-Blankertz-Berufskolleg in Recklinghausen gehört.
Carina ist die einzige „Azubine“ im Kleeblatt
Dass sie die einzige „Azubine“ ist, stört sie kein bisschen. Aber die junge Frau räumt ein: „Bei mir gab es Startschwierigkeiten, weil einige Arbeiten doch viel Kraft erfordern.“ Welcher Laie weiß denn schon, wie schwer so ein simpler Kantstein ist? Doch durch die Praxis lernte Carina Kolibatsch effiziente Handgriffe. Und es ist bei ihr keineswegs so, dass ihr die tägliche Gartenarbeit den privaten Spaß am Hecken, Sägen und Säen verleidet hat.
Zuvor „Freiwilliges Ökologisches Jahr“ absolviert
Ihren Kollegen Christopher und Robert geht’s ebenso. Beide wussten, was ihnen blüht, als sie diese Ausbildung anfingen. Bayer: „Nach einem ,Freiwilligen Ökologischen Jahr’ habe ich gemerkt: Das hier macht mir Spaß!“ Axel arbeitete in seiner Freizeit ohnehin immer bei Freunden im Garten, da barg die Ausbildung keine Überraschung.
Gestalterische Gesichtspunkte sind wichtig
Wobei „arbeiten“ vielleicht nicht die richtige Bezeichnung für das ist, was die Azubis tun. Denn für sie ist ihre Tätigkeit auch Leidenschaft und Famtasie. „Die gestalterischen Aspekte liegen für mich bei diesem Beruf ganz weit vorne“, so Christopher Axel. Wege anlegen, Beete zum Blickfang machen, Terrassen bauen, Spielplätze in Schuss halten, selbst Unkraut jäten – in all diesen Arbeiten steckt mindestens ein Körnchen Kreativität. „Wir prägen das Stadtbild mit“, meint Kolibatsch. Da stört es die jungen Frischluft-Fans auch nicht, ob sie bei Kälte oder sengender Sonne wirken. Nur eines mögen sie nicht: Nässe.
Ökologie und Pflanzenkunde auf dem Lehrplan
Ökologie, Pflanzenkunde, der Umgang mit Maschinen und vieles mehr vermittelt die Ausbildung. „Gärtner sind auch Individualisten“, stellt Peter Konzels, verantwortlicher Sachgebietsleiter „Grünflächenunterhaltung“ und einer der Ausbilder, fest. Und Pragmatiker: Sie finden nicht einfach bestimmte Blumen schön. Nein, Aspekte wie Standort, Pflegeaufwand und Kosten spielen eine wichtige Rolle. Da sind räumliches Denken und mathematische Kenntnisse wichtig. Konzels: „20 Bewerber hatten wir beim Eignungstest.“ Der ZBG gab Kolibatsch, Axel, Bayer und Bracht die Chance, ihr Hobby zum Beruf zu machen.
Manchmal wird an die Lehre ein Studium angehängt
Es komme nicht ganz so häufig vor, dass ehemalige ZBG-Gärtner-Lehrlinge an die Ausbildung ein Studium anschließen, stellt Fachmann Peter Konzels fest. Doch der Betrieb bilde „ganz bewusst“ über Bedarf aus, eine dauerhafte Übernahme ist also ungewiss. Da kann es ja nicht schaden, wenn man einen Plan B in der tannengrünen Overalltasche hat. Aber wie sagte doch ZBG-Betriebsleiter Heinrich Vollmer im Fachausschuss? „Wir nehmen eine soziale Aufgabe wahr. Es ist ein Angebot der Stadt, der Jugendarbeitslosigkeit etwas entgegen zu setzen.“
Ausbildungsplatz für Gärtner kostet 60.000 Euro
Ein Gärtner-Ausbildungsplatz koste insgesamt rund 60.000 Euro. Laut Konzels werden qualifizierte Gärtner auf dem Arbeitsmarkt mit Kusshand genommen. Diese dreijährige Lehre führt der ZBG als Verbundausbildung durch, da er Bereiche wie Wegebau nicht vermitteln kann. Also habe der Zentrale Betriebshof eine Kooperation mit einem Gladbecker Betrieb vereinbart. Die Ausbildungsinhalte sind fifty-fifty verteilt. Die Kosten trägt zu 100 Prozent der ZBG. Seit Gründung des ZBG wurden im Bereich „Garten“ 15 Ausbildungsverhältnisse abgeschlossen, davon bisher sieben erfolgreich absolviert.
ZBG bildet auch Kfz-Mechatroniker aus
Mit rund 70.000 Euro schlägt eine Lehre als Kfz-Mechatroniker in der Fachrichtung Pkw-Technik zu Buche, die sich über dreieinhalb Jahre erstreckt. Bislang wurden in diesem Bereich 16 Ausbildungsverhältnisse abgeschlossen. Elf davon wurden erfolgreich beendet. Sowohl auf diesem Gebiet als auch bei den Kfz-Mechatronikern befinden sich derzeit vier Lehrlinge in Ausbildung.
Nach der Lehre ist zeitlich befristete Arbeit möglich
Wer beim Zentralen Betriebshof seine Lehre erfolgreich zu Ende bringt, wird mindestens ein halbes Jahr zeitlich befristet als Facharbeiter im Betrieb übernommen, um Berufspraxis zu erlangen. Bei der Gesamtnote „3“ verlängert sich das Beschäftigungsverhältnis um die Monate, bei „2“ oder „1“ um sechs Monate.