Gladbeck. . „Schicht im Schacht“ heißt das Programm der Gladbecker Gemeinde. Sitzungspräsident Martin Berghorn gewährt einen Blick hinter die Kulissen.
„Der geht zum Lachen in den Keller“, pflegt man zumeist übellaunigen Zeitgenossen nachzusagen. Wäre dem wirklich so, dürfte Martin Berghorn gar keine Zeit im Souterrain seines Domizils zubringen.
Leuten Lachtränen ins Gesicht zu zaubern, ist Samstagabend wieder Aufgabe des Elferrates, dem er als Sitzungspräsident angehört. St. Johannes feiert Karneval, und die Stadthalle wird, wie alle Jahre wieder, zum Bersten gefüllt sein.
Mehr als 25 Jahre ist er schon im Elferrat
„Ich bin schon mehr als 25 Jahre dabei“, sagt der bald 50-Jährige. Seit etwa einer Dekade ist er der Sitzungspräsident, dem die Aufgabe zukommt, durchs Programm zu führen und die Gruppen anzusagen. „Damals habe ich mal den Dieter Krebs parodiert, wurde praktisch auf die Bühne geschubst“, lacht Berghorn. „Ich hab’ die Sache wohl ganz ordentlich hinbekommen, seither darf ich als Sitzungspräsident drei Tage den Chef spielen.“
Es gibt noch einige Karten
„Schicht im Schacht“ ist die große Karnevalsveranstaltung von St. Johannes am Samstag, 16. Februar, in der Stadthalle betitelt. Einlass ist ab 18.30 Uhr, Beginn der närrischen Sitzung ist um 19.30 Uhr. Sie dauert rund drei Stunden. Danach Partytime mit Livemusik.
Für Kurzentschlossene: Es gibt noch einige Restkarten (12 €) bei Gerd Hemker, 478289.
Entscheidend fürs Gelingen des Abends sei „der Zusammenhalt des Elferrates“, hinter dem sich bei genauem Nachzählen 13 Personen verbergen. „Man braucht halt eine Ersatzbank“, so seine erste Anleihe beim Fußball.
Zudem sorgen knapp 100 Männer und Frauen vor und hinter den Kulissen dafür, dass der Auftritt der „Johanniter“, wie die Ehrenamtlichen der Gemeinde St. Johannes gern genannt werden, wieder das „Highlight“ der fünften Jahreszeit in Gladbeck ist.
Die Generalprobe läuft absolut professionell ab
Absolut professionell läuft die Vorbereitung ab, vor dem Auftritt gehen die Stell- und die Generalprobe über die Bühne – im wahren Wortsinne. „Wenn es dann so weit ist, sage ich kurz und knapp die Beiträge an“, umschreibt Berghorn seine Aufgabe. Natürlich habe er Zettel mit Notizen, aber diese dienen nur als grobe Gedächtnisstütze. Ob er immer noch Lampenfieber verspüre? „Und wie“, kommt die offene Antwort. „Ab Mittag bin ich nicht mehr ansprechbar, möchte mich am liebsten irgendwo einbuddeln. Erst wenn der Vorhang aufgeht und ich mich das erste Mal versprochen habe, werde ich locker.“
Aufrufen wird er im Laufe des Abends auch die Gruppe „no names“, der er selbst angehörte. „Als uns damals kein Name einfallen wollte, nahmen wir in Anlehnung an ,no angels’ eben ,no names’“. Zu den Namenlosen zählt auch Sabine Berghorn, ebenso karnevalsbegeistert wie ihr Mann Martin. Dass auch Tochter Julia mitmischt, bedarf kaum der Erwähnung. Wobei: „Mit ihren 19 Jahren zählt unsere Tochter zu den Jüngsten. Es ist mittlerweile schwierig geworden, junge Leute für unser Vorbereitungsteam zu gewinnen.“
Ungewiss ist auch, wie es mit der Gemeinde nach dem Abriss von St. Johannes weitergeht
Sorgen bereitet ihm auch, wie’s mit der Gemeinde St. Johannes weiter geht nach dem geplanten Kirchenabriss. Seine Maxime: „Wir denken nur von Saison zu Saison“, sinniert er wieder fußballerisch. Für den morgigen Abend hat der Sitzungspräsident, der im zivilen Leben Chef einer Firma für Kunststoff-Fenster mit mehr als 30 Mitarbeitern ist, nur zwei Wünsche: „Es soll so gelungen ablaufen wie im Vorjahr. Und die Aktiven – alle sind ehrenamtlich unterwegs – sollen am Ende zufrieden mit ihrem Beitrag nach Hause fahren können.“
Nach dem Auftritt ist erst mal „Sense mit Karneval“ oder „Schicht im Schacht“. „Nach dem Karneval ist vor dem Karneval gibt es bei uns nicht.“ Und mit dieser dritten Anleihe, der Variante der Herberger-Weisheit „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ machen die „Johanniter“ Ernst. „Wir treffen uns alle erst wieder im April“, so Berghorn. „An einem Wochenende ziehen wir Bilanz, was war gut, was kann besser gemacht werden. Nur sollte jeder dort einen Vorschlag für das Motto machen, unter welchem die nächste Veranstaltung stehen soll. „Ab Oktober/November geht es dann los, da bilden sich schon die Gruppen, die etwas beisteuern wollen, über die Gestaltung des Bühnenbildes kann nicht früh genug gesprochen werden.“
Auch Dieter Thomas Heck von der ZDF-Hitparade kannte Lampenfieber
Die Generalprobe, so viel sei verraten, verlief „super, ich wundere mich immer, was die Gruppen so auf die Beine stellen“, das „Bühnenbild für Schicht im Schacht“ passt, wackelt und hat Luft, wie es im Handwerker-Jargon heißt. Der Samstagabend wird klappen, die nervöse Anspannung gehört einfach dazu. „Lampenfieber ist nichts anderes als Achtung vor dem Publikum“, wusste schon Dieter Thomas Heck. Das wird sich Martin Berghorn zu Herzen nehmen, nur sollte er nicht ganz so schnell sprechen wie der einstige Ansager der legendären ZDF-Hitparade