Gladbeck. Ab Januar wird es in Gladbeck Müllmelder und eine „mobile Eingreiftruppe“ des Betriebshofes geben. Allerdings steigt dafür die Restmüllgebühr.

Die Stadt sagt dem illegalen Entsorgen von Müll und der zunehmenden Zahl unansehnlicher Dreckecken in den Ortsteilen den Kampf an. Der Haupt- und Finanzausschuss nahm ein entsprechendes Konzept der Stadtverwaltung zustimmend zur Kenntnis. Seit dem Frühjahr hatte eine Arbeitsgruppe daran gearbeitet. Ausdrücklich forderte Bürgermeister Ulrich Roland, der das Thema zur Chefsache gemacht hat, die Bürger auf, bei der Kampagne gegen die Vermüllung der Stadt mitzuhelfen.

Die Stadt wird ab Januar zwei zum Zentralen Betriebshof (ZBG) gehörende Müllmelder einsetzen, die kontinuierlich das Stadtgebiet inspizieren, alle Arten von Vermüllungen feststellen und dokumentieren sollen. Kleinere Müllmengen, so die zuständige Dezernentin Linda Wagner, sollen diese „Müllsheriffs“ gleich per Pritschenwagen mitnehmen. Größere Dreckecken werden von ihnen gemeldet. Unterstützung erwartet der Bürgermeister von den Bürgern: „Wir haben 78.000 Müllmelder in der Stadt.“

ZBG schafft auch ein weiteres Sperrmüllfahrzeug an

Solche ill
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Eine Eingreiftruppe beim ZBG – eine „mobiles Sperrmüllteam“ mit weiteren zwei Mitarbeitern – soll gemeldete illegale Müllhaufen kurzfristig wegräumen und entsorgen. Dafür schafft der ZBG auch ein weiteres Sperrmüllfahrzeug für gut 200.000 Euro an. Die Kosten (auch fürs Personal, rund 50 000 Euro pro Kopf) werden auf die Müllgebühr umgelegt. Ab Januar steigt der Preis für die Entsorgung einer 80-Liter-Restmülltonne (wöchentlich Leerung) um 45 Cent pro Woche, also 5,40 Euro im Jahr, kündigte Dezernentin Wagner an.

Sie bekräftigte die Notwendigkeit dieses Vorgehens. In letzter Zeit beobachte man landesweit eine Zunahme illegaler und sorgloser (Sperr-)Müllentsorgung – auch in Gladbeck. Im vergangenen Jahr habe man 63 Verwarnungen ausgesprochen, in diesem Jahr seien es bis jetzt schon 53. Über die städtische Meldeapp gingen 2018 bislang mehr als 1000 Meldungen ein – größtenteils mit Hinweisen auf Dreckecken. Die Zunahme der Vermüllung sei so nicht mehr hinnehmbar. Der Bürgermeister betonte, er wolle das Bild einer grundsätzlich sauberen Stadt erhalten: „Wo Müll liegt, gehört das eindeutig geächtet.“

Müllsünder sollen ermittelt und zur Kasse gebeten werden

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Das Konzept der Verwaltung sehe neben Appellen an die Bevölkerung (mehrsprachige Flyer, Aktionen), verstärkten Kontrollen, Melden und Beseitigen von illegal entsorgtem Müll vor allem auch das Aufspüren und Sanktionieren von Müllsündern vor, so Wagner. „Aber das ist das Kernproblem, die Verursacher zu ermitteln“, gibt sie zu.

Für die SPD begrüßte Ratsherr Norbert Dyhringer das Vorgehen. „Das Melden hat nichts mit Denunzieren zu tun“, rechtfertigte er die Aufforderung an die Bürgerschaft, Dreckecken zu benennen. CDU-Fraktionschef Peter Rademacher, der an einen entsprechenden „Müll“-Vorstoß seiner Partei in der Vergangenheit erinnerte, sagte, jeder illegale Müllentsorger müsse sich „erwischbar“ fühlen. Sanktionieren sei dringend geboten.

Ratsfraktionen begrüßen das städtische Konzept

Neuer Müll-Staubsauger

Bei dem städtischen Konzept geht es um Vermüllung von öffentlichen Flächen. Bei privaten Flächen ist der Kreis zuständig, der die Eigentümer zur Entsorgung auffordert.

Der ZBG fährt grundsätzlich eine Sperrmüllentsorgung nach Termin durch. Angeschafft hat er zusätzlich eine Art Müll-Staubsauger (Glutton-Sauger) für knapp 20.000 Euro, der zur intensiven Säuberung kleiner Flächen in der City gedacht ist.

Grünen-Fraktionschefin Simone Steffens begrüßte das Konzept der Verwaltung als „gutes Signal“, warnte aber vor mehr Überwachung. „Wir wollen nicht das Singapur des Ruhrgebiets werden.“ Linke-Fraktionschef Olaf Jung gab sich skeptisch und fragte, ob ein ständiges und schnelles Entsorgen von Müllecken nicht Fehlanreize schaffe. Bürgermeister Roland wies dies als lediglich „theoretische Möglichkeit“ zurück. Praktisch werde das nicht passieren.