Gladbeck. . Überlebt hat das schwer verletzte Tier nicht. Experte Tersluisen bittet Hunde anzuleinen. Auch in einem Garten am Bernskamp halten sich Rehe auf.

Das Reh, das am Samstagmorgen von der Feuerwehr aus einem Gartenteich in Ellinghorst geborgen wurde, ist tot. Es hatte zu schwere Verletzungen erlitten und musste vom Jagdaufseher des Bezirks erlöst werden. Wie das Tier überhaupt in den Garten am Lökensweg geraten war, darüber hat Gerd Tersluisen vom Hegering aufgrund seiner Erfahrung einige konkrete Vermutungen. „Es ist wahrscheinlich von einem Hund gejagt worden“, so seine Annahme.

Das Reh, das sich möglicherweise im nahen Waldgebiet des Johow-Stadtgartens aufhielt, sei deshalb in Panik durch mehrere Gärten der nahe gelegenen Siedlung gelaufen, gegen Zäune oder Mauern geprallt, bis es schließlich in den vereisten Teich sprang und nicht mehr herauskam. Die herbei gerufene Feuerwehr holte es mit dem Kescher heraus und übergab es dem Jagdaufseher Gert Hoppe. Dieser war bereits von Anwohnern alarmiert worden, die das Reh auf seiner Flucht gesehen hatten, und auf der Suche nach dem Tier. Als die Feuerwehr es dann aus dem Teich barg, konnte er nichts mehr für das stark verletzte Reh tun.

Im Winter sind die Tiere schwach, fahren ihren Energiehaushalt runter

„Ein Reh würde nicht ohne weiteres in ein Siedlungsgebiet laufen“, ist Gerd Tersluisen überzeugt. Er weiß, dass im Gebiet des Johow-Stadtgartens viele Spaziergänger mit Hunden unterwegs sind. Diese dürfen auf den Wegen dort frei laufen. Aber Tersluisen bittet Hundehalter inständig, ihre Tiere dennoch anzuleinen. Denn wenn den Hund der Jagdtrieb packe, sei der wie im Rausch und nicht zu halten. Selbst wenn Hunde das schnelle Wildtier womöglich gar nicht zu fassen bekämen, könnten die Folgen einer solchen Jagd für ein Reh, wie jetzt geschehen, tödlich sein.

Scheue Rehe haben ein feines Gehör

Rehe sieht man eher selten. Das liegt daran, dass es ein feines Gehör haben, auch leise Geräusche im Umkreis von 200 Metern verleiten die Tiere zur Flucht.

Wenn sie sich in einem Gebiet wohlfühlen, bleiben sie dort auch, meist im Rudel. Die kleine Rehfamilie hat offenbar in Schonhoffs Garten ein Territorium gefunden.

Hinzu kommt: Die scheuen Rehe sind im Winter besonders gefährdet. Wegen des geringen Nahrungsangebots fahren sie ihren Energiehaushalt runter, bewegen sich wenig, um Energie zu sparen. Wenn sie ihre Körpertemperatur bei Gefahr dann plötzlich hochfahren müssen, haben sie kaum die Kraft dafür. Tersluisen: „Es kann vorkommen, dass sie tot umfallen.“

Rudolf Schonhoff beobachtet seit knapp einem Jahr Rehe in seinem Garten

Rehe sind in Gladbeck übrigens gar nicht so selten. Die Gladbecker Jagdaufseher kennen die Population und die Gebiete, in denen sie sich gern aufhalten. Meistens in Wäldern und in Nähe von Feldern – aber offenbar gern auch mal in Gärten: Auf dem Grundstück von Rudolf Schonhoff am Bernskamp fühlt sich seit mehr als einem Dreivierteljahr eine Rehfamilie sehr heimisch. „Zuerst haben wir nur zwei häufiger gesehen, dann bekam die Ricke zwei Kitzen“, berichtet Schonhoff. Die Tiere sind mittlerweile so zutraulich, dass sie bis nahe an die Terrasse heran kommen.

In seinem Garten am Bernskamp halten sich Rehe häufiger auf. Rudolf Schonhoff glaubt aber, dass sie in einem größeren Waldgebiet besser aufgehoben wären.
In seinem Garten am Bernskamp halten sich Rehe häufiger auf. Rudolf Schonhoff glaubt aber, dass sie in einem größeren Waldgebiet besser aufgehoben wären. © Oliver Mengedoht

Im Grunde hat Schonhoff gar nichts dagegen, gönnt ihnen das Efeu und die Rinde, die sie von den Bäumen abfressen. Aber das tragische Ende des Rehs in Ellinghorst hat ihn nachdenklich gemacht. „Was, wenn das hier auch passiert?“ sorgt er sich. „Seine“ Rehe halten sich ja ebenfalls in Nähe der Häuser auf, auch Hunde gibt es in der Nachbarschaft. Die Wildtiere, die vermutlich über Nachbargrundstücke und niedrige Zäune in seinen Garten gefunden haben, wären doch besser in einem größeren Waldgebiet aufgehoben, glaubt Schonhoff.

Rehe sollen sanft in Richtung Zweckeler Wald getrieben werden

Wie aber lassen sich die Tiere vertreiben? Rat fand der Gladbecker beim Jagdaufsichtsberechtigten des Kreises und Jagdaufseher Theo im Winkel. Bei einer Vorort-Besichtigung entschieden sie, die Rehe sollen „sanft“ in Richtung Zweckeler Busch getrieben werden.

Ob sie das davon abhält, zurück zu kommen? Gerd Tersluisen glaubt es nicht. „Dafür gibt es zu leckeres Fressen im Garten.“ Er empfiehlt: „Höhere Zäune setzen.“