Gladbeck. . Straßenlärm, Menschenmengen, Einkaufscenter: Das alles hat die 18-Jährige aus Gladbeck total überfordert. Doch nun gibt ihr Hund ihr Sicherheit.

Ein schwarzer Labrador hat Leas Leben verändert. Für die 18-Jährige ist der zwei Jahre alte Hund viel mehr als nur ein treuer Freund auf vier Pfoten. Er hilft ihr, im Alltag besser klar zu kommen. Lea ist Autistin, Pascha seit etwas über einem halben Jahr ihr Assistenzhund.

„Den Pascha gebe ich nicht mehr her!“

„Wenn ich daran denke, wie ruhig Lea in diesen Monaten schon geworden ist, könnte ich sofort wieder losheulen“, sagt ihre Mutter Eva Sadlowski. Und Lea bestätigt sofort: „Ja! Den Pascha gebe ich nie wieder her!“ Menschenmengen, Straßenverkehr, ja, selbst spielende Kinder im Hof hinter dem Garten der Sadlowskis waren für Lea bislang Situationen, die die Autistin komplett überfordert haben. In den Garten, sagt ihre Mutter, sei sie schon gar nicht mehr gegangen. Mit Pascha an ihrer Seite meistert Lea ihren Alltag nun viel souveräner – und gemeinsam lernen die beiden noch viel dazu.

Assistenzhund Pascha hilft Lea auch, im Straßenverkehr klar zu kommen.
Assistenzhund Pascha hilft Lea auch, im Straßenverkehr klar zu kommen. © Lutz von Staegmann

Pascha hat nämlich seine Abschlussprüfung als ausgebildeter Assistenzhund noch vor sich. Eigentlich kommen nur fertig ausgebildete Hunde zu den Menschen, denen sie helfen soll. „Aber im Juli ging es Lea so schlecht, dass der Verein beschlossen hat, ihr den Hund jetzt schon zur Seite zu stellen“, sagt Eva Sadlowski. Der Verein, das ist der „Patronus Assistenzhunde e.V“. Trainer von „Patronus“ bilden die Hund aus. Und der Verein hilft auch bei der Finanzierung der teuren Assistenzhunde, organisiert, wie auch im Fall der Braucker Familie, die Spendensammlung zur Anschaffung und Ausbildung der Tiere. 26.000 Euro sind Dank vieler Spender auf diese Weise für Pascha zusammen gekommen. Darin ist auch das Training bis zur Prüfung schon enthalten, die er noch absolvieren muss.

Das haben alle Medikamente vorher nicht bewirkt

Die Entscheidung, Pascha schon vor der Prüfung ins Haus zu holen, haben die Sadlowskis nicht eine Sekunde bereut.

„Was der Hund in der kurzen Zeit schon bewegt hat, haben all die Medikamente, die Lea nehmen musste, vorher nicht bewirkt“, sagt ihre Mutter. Und Lea zählt auf: „Wenn ich merke, dass ich aggressiv werde, lege ich mich zu Pascha und er beruhigt mich sofort wieder.“

Wenn der Labrador sein Geschirr mit den Kenndecke anbekommt,  dann weiß er, jetzt wird „gearbeitet“.
Wenn der Labrador sein Geschirr mit den Kenndecke anbekommt, dann weiß er, jetzt wird „gearbeitet“. © Lutz von Staegmann

Auch nach draußen geht die 18-Jährige wieder gern — an ihrer Seite Pascha in seinem Assistenzhunde-Geschirr. Das ist für den Labrador das Zeichen, dass er „arbeiten“ muss. Muss Lea an einer Einfahrt vorbeigehen, oder eine Straße überqueren, stellt der schwarze Rüde sich vor sie und geht erst auf ihr Kommando weiter. In der Innenstadt oder in Einkaufszentren schirmt er Lea vor der Menschenmenge ab. „Er tut mir einfach gut und er beschützt mich“, sagt die 18-Jährige glücklich.

„Ihre Tochter ist doch nicht blind, was soll denn der Hund hier?“

Labrador Pascha lässt seine Lea nicht eine Sekunde aus den Augen und reagiert sofort, wenn sie Hilfe benötigt.
Labrador Pascha lässt seine Lea nicht eine Sekunde aus den Augen und reagiert sofort, wenn sie Hilfe benötigt. © Philipp Nesbach

Was Pascha nun noch lernen muss: Wenn Lea zum Beispiel in einem Kaufhaus in Panik gerät, muss er sie auf Kommando zum Ausgang führen.

Dass Lea sich aber schon jetzt solche Situationen überhaupt zutraut, macht ihre Familie überglücklich. Jetzt wünschen sich die Sadlowskis eigentlich nur noch, dass Assistenzhunde in der Öffentlichkeit noch bekannter werden.

„Im Supermarkt haben wir schon mal zu hören bekommen, was denn der Hund soll, unsere Tochter sei doch nicht blind“, erzählt Leas Mutter. Dass Pascha für ihre autistische Tochter aber genauso unverzichtbar ist wie ein Blindenhund für einen Blinden, das müssten viele Menschen erst noch lernen. „Aber“, sagt Eva Sadlowski, „wir haben schon so viel gemeinsam geschafft, das kriegen wir jetzt auch noch hin.“

>> DANK AN ALLE UNTERSTÜTZER

  • Allen Menschen, die mit ihren Spenden geholfen haben, kann Eva Sadlowski gar nicht genug danken.
  • Das gilt besonders für Thomas Schulz und seine Schornsteinfeger-Kollegen, dem Freundeskreis Garage und Anne Wunsch mit ihrer Sparschweinaktion in den Geschäften in Gladbeck und Umgebung.