Gladbeck. . Monika Sellke begeistert an ihrem Beruf die Vielfalt der Aufgaben. Verkehrsnetz für Radler und Ausbau der A52 findet die 48-Jährige spannend.

Dunkler Hosenanzug, himmelblau getüpfelte Bluse. Zierlich wirkt Monika Sellke – und doch ist sie eine, die schon von Berufs wegen ordentlich anpacken kann. Als neue Chefin im städtischen Ingenieuramt . . .

„Wie wär’s mit einer Tasse Tee? Ein Darjeeling.“ – Ah, Monika Sellke ist also eine ganz Ruhige! Von wegen! Schon zu Beginn des Gesprächs wird klar: Die 48-Jährige ist ein wahres Energiebündel. Aus der Bau-Ingenieurin sprudeln die Ideen und Pläne nur so. „Ich hinterfrage gerne“, sagt sie fröhlich. Wann und wo erfüllt beispielsweise ein Kreisverkehr seinen Zweck? Wo ist die Situation für Radler nicht kommod und daher ausbaufähig? Straßen- und Straßenmanagement liegen der gebürtigen Recklinghäuserin ebenfalls am Herzen. Wie so viele andere Themen. Das sei eben das „Tolle“ an ihrem Beruf: die Vielfalt der Aufgabengebiete. Monika Sellke: „Das ist mein Dilemma: Ich habe schon so vieles gemacht und habe Zugriff auf so viele Themen.“ Sie freut sich: „Jetzt darf ich überall meine Nase ‘reinstecken.“

Heißes Eisen: Straßenanlieger-Beiträge

Sie scheut sich auch nicht, heiße Eisen anzupacken, wie die umstrittenen Straßenanlieger-Beiträge. Sie meint: „Das ist eine Gratwanderung.“ Schließlich solle gerecht verfahren werden. Was würden denn diejenigen sagen, die bereits gezahlt haben, wenn anderen diese Kosten erlassen werden sollten? „Man muss den Bürgern erklären, warum etwas geht oder nicht geht.“

Und da wäre die zukünftige größte Baustelle Gladbecks: „Die A52 ist aus fachlicher Sicht ein Riesenprojekt.“ Und aus Ingenieursicht ein „Highlight“. Monika Sellke kommt fast ins Schwärmen: „Allein die Dimension der Maßnahme! Wer kann da schon mit dabei sein . . .?“ Jetzt bestehe für sie vielleicht die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen.

Beruflicher Werdegang

Monika Sellke studierte an der Ruhr-Universität Bochum. Die Bau-Ingenieurin absolvierte zudem ein Studium der Betriebswirtschaftslehre, um neben technischen Fragestellungen aus ökonomische Gesichtspunkte berücksichtigen zu können. Ihr ist wichtig, die Belange möglichst aller Verkehrsteilnehmer und Verkehrsarten zu berücksichtigen.

Die heute 48-Jährige war unter anderem in Luxemburg und bei den Städten Herne, Viersen und Frankfurt tätig. Vor ihrem Wechsel nach Gladbeck leitete Monika Sellke die Abteilung Straßenplanung und Zuschusswesen der Stadt Krefeld.

Dort zeichnete sie auch verantwortlich für den Arbeitskreis „Fairkehr“, der sich die Reduzierung von Kinderunfällen zur Aufgabe gemacht hat.

Ob sie schon als kleines Mädchen auf solche aufsehenerregende Vorhaben gehofft hat? Hat sie überhaupt von Kindesbeinen an Holzklötze gestapelt und von einer Karriere als „Erbauerin“ geträumt? Monika Sellke kann sich gut an einen Knackpunkt erinnern. Sie erzählt: „Ich hatte ein Buch, in dem ein kleiner Junge über die Straße ging.“ Da sei ihr Interesse für den Themenkreis Straße, Wege, Brücke, Kanäle und Co. geweckt worden. Zumal die Schülerin Monika ein Faible für Mathematik und Naturwissenschaften hat(te). „Ich stamme aus einer Lehrer-Familie“, sagt die 48-Jährige. Und die Eltern hätten ihr keine Steine in den Weg gelegt. Schließlich sei Bau-Ingenieurin ja nicht gerade der klassische Beruf für eine Frau. Sellke räumt ein: „Es gab nicht viele Frauen in diesem Bereich, aber das hat sich gewandelt.“

Kinderbuch gab den Anstoß

Während ihres Bauingenieur-Studiums in Bochum „macht man erst mal alles, zum Beispiel Hochbau und Statik“. Doch bereits damals habe sie ihren Schwerpunkt auf Verkehrswesen gelegt – „vielleicht ein Nachklang zu meinem Kinderbuch“, das ihre Berufswahl in Gang brachte. Vieles habe sie bisher gemacht: als Selbstständige Bauabrechnungen, in Herne die Stärkung des Fahrradverkehrs, Baustellenkoordination. Die Frühaufsteherin pendelte von ihrem Wohnort Krefeld täglich zur Arbeit nach Frankfurt – auf der Schiene. denn: „Ich fahre gerne Bahn.“

Frühaufsteherin und Joggerin

Es gibt auch sonst so einiges, das sie interessiert. Sie besucht klassische Konzerte – „Mozart geht immer!“ – und joggt gerne. Sie hat sich fest vorgenommen: „Ich muss hier die Marathonbahn mal ausprobieren.“

Ist sie eine strenge Chefin? „Nein, das würde ich nicht sagen“, sagt sie. Ihre feste Überzeugung: „Man kann nicht jeden gleich behandeln, sondern muss seine Antennen ausfahren, um herauszufinden, wie jemand tickt.“ Die Amtsleiterin: „Als Chef ist man dafür da, Entscheidungen zu treffen – am liebsten zusammen mit dem Team.“