Gladbeck. . Das Verlagen nach dem Grippe-Impfstoff ist deutlich höher als in den vergangenen Jahren. Nur noch ein Hersteller kann momentan Gladbeck beliefern.

Über die Ursachen können die Fachleute nur spekulieren: Vielleicht ist die Impfbereitschaft deutlich größer als in den Vorjahren, vielleicht haben die Ärzte damit nicht gerechnet und deshalb, nach ihren Erfahrungswerten aus der Vergangenheit, zu wenig geordert. Vielleicht haben Hersteller geringere Mengen produziert, weil in den zurückliegenden Jahren viel im Müll gelandet ist. Fakt ist: Grippe-Impfstoff wird knapp.

Keine Einzelpacks mehr in der Apotheke

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„Es gibt erhebliche Engpässe“, bestätigt Oliver Beck, Inhaber der Punkt-Apotheke. Einzelpacks, die Privatpatienten auf Rezept bekommen, gebe es in seiner Apotheke überhaupt nicht mehr, der Vorrat an Zehnerpacks für Arztpraxen schrumpfe zusehends. Nur einer der drei Hersteller könne noch nachliefern.

Beck glaubt, dass die Nachfrage in diesem Jahr deutlich höher ist als in der Vergangenheit, weil erstmals auch gesetzliche Krankenkassen für ihre Mitglieder den Vierfach-Impfschutz bezahlen: „Das ist medizinisch natürlich sinnvoll, hat aber offensichtlich mehr Menschen bewogen, sich impfen zu lassen.“

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Dr. Gregor Nagel, Sprecher des Gladbecker Ärzte-Netzwerks, stellt in seiner Praxis fest, dass schon seit September mehr Patienten nach der Grippe-Schutzimpfung fragen. Nach seiner Einschätzung ist das auch eine Reaktion auf die schwere Grippewelle im vergangenen Frühjahr. Die Butendorfer Gemeinschaftspraxis kann die Nachfrage bisher noch bewältigen. „Wir haben noch genügend Vorrat, aber in anderen Praxen wird der Impfstoff schon knapp“, weiß er aus seinem Erfahrungsaustausch mit Kollegen.

Nagel ist ein Verfechter dieser Impfung: „Nicht nur Angehörige der bekannten Risiko-Gruppen sollten sich impfen lassen. Je mehr Menschen gegen Grippe geimpft sind, desto geringer ist die Gefahr einer Epidemie. Ähnlich wie bei Tieren müsste man eine Art Herdenimmunität erreichen.“

Neuer Impfstoff wird nicht mehr produziert

In dieser Saison wird – angesichts der schwindenden Vorräte – dieses Ziel wohl nicht zu erreichen sein. Und daran wird sich nach Einschätzung der Experten auch nichts mehr ändern. Apotheker Oliver Beck: „Neuer Impfstoff wird nicht mehr produziert, denn das dauert zu lange. Der wäre erst fertig, wenn die Grippesaison vorbei ist.“

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Das weiß auch der Allgemeinmediziner Dr. Gregor Nagel und verabschiedet sich für dieses Jahr von seinem Wunsch nach „Herdenimmunität“. Umso dringlicher rät er Risikogruppen wie chronisch Kranken, Patienten mit Atemwegsproblemen, Schwangeren, älteren Menschen und Pflegekräften sich jetzt möglichst bald gegen die Virusgrippe impfen zu lassen – bevor es keinen Impfstoff mehr gibt.