Gladbeck. . Erst soll eine Bestandsaufnahme von speziellen Gräbern und Grabfeldern in Gladbeck erstellt werden. Es folgt die Recherche zu Persönlichkeiten.

SPD und Grüne wollen bei all dem Jubel, der im kommenden Jahr zum 100. Stadtgeburtstag Gladbecks aufkommen mag, auch die Toten nicht vergessen. Sind es doch herausragende Persönlichkeiten, die die Geschicke der Gemeinde bestimmten und prägten. Und es sind jene Toten, die mit ihrem Schicksal hinter geschichtlichen Daten und Ereignissen stehen – beispielsweise die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Ein Flyer soll zukünftig einen Überblick geben, welch besondere Gräber und Grabfelder sich auf hiesigen Friedhöfen befinden.

Intensive Recherche zu Persönlichkeiten

SPD und Grüne hatten in einem gemeinsamen Antrag das Thema in den Kulturausschuss getragen – und sie stießen mit ihrer Anregung auf breite Zustimmung. In einem ersten Schritt, so der Beschluss, soll eine Bestandsaufnahme erstellt werden. Darauf folge die intensive Recherche zu Persönlichkeiten. Diese Aufgabe solle die Stadtarchivarin übernehmen, sagte Gabriele Stegemann, die Leiterin des städtischen Kulturamtes. Denn die Expertin habe die Kontakte und Möglichkeiten, „um sich auszutauschen und Kriterien zu ermitteln“.

Weitere Pläne

Die Ausschuss-Mitglieder fassen nicht nur einen Flyer ins Auge, sondern auch eine „wachsende Datei“ im Internet, die stetig ergänzt wird.

Elke Marita Stuckel-Lotz (Grüne) regte an, ergänzend Friedhofsrundgänge anzubieten, wie es sie früher als Angebot der Volkshochschule gegeben habe.

Denn wer ist denn genau eine bedeutende Persönlichkeit für Gladbeck? Wer hat Meriten erworben, Stadtgeschichte geschrieben? Wessen Los macht Historie erlebbar? Michael Hübner (SPD) sagte mit Blick auf Menschen wie den Möbelkünstler Johann Heinrich Riesener und Schriftsteller Sigismund Radecki: „Was ist ein berühmter Mensch? Jemand, der zufällig in Gladbeck geboren oder gestorben ist?“ Bernhard Preminger ist für Hübner einer der Menschen, „der eine besondere Bedeutung für Gladbeck hat“. Der Sohn eines jüdischen Kaufmanns wanderte während der NS-Zeit aus. Hübner: „Er hat aber gesagt: Ich will in Gladbeck beerdigt werden, das ist meine Heimat.“ An diesem Beispiel lasse sich „herrlich Geschichte deutlich machen“.

Schicksale erzählen Geschichte

Über die Bewertung müsse noch diskutiert werden. Unstrittig dürften Ehrengräber wie diejenigen von Menschen sein, die im Zweiten Weltkrieg gefallen sind. Bernhard Schregel, Experte beim Zentralen Betriebshof Gladbeck (ZBG) erklärte: „Sie bleiben auf unbestimmte Zeit Ehrengräber.“ Einige bedeutsame Grabstellen befinden sich auf dem katholischen Teil des Friedhofes in der Stadtmitte. Als besondere Gräber führten Stegemann und Schregel Felder für Bombenopfer und tödlich verunglückte Bergleute, von Spartakisten und lokalen Größen wie Amtmann Heinrich Korte auf. Schregel: „Man kann zu jedem Grabmal eine Geschichte erzählen.“

Katholische Kirche arbeitet an Broschüre

Apropos katholisch. „Die katholische Kirche hat eine Historikerin angestellt, die besondere Gräber und Grabmale für eine Broschüre zusammenstellt“, so der ZBG-Experte, „wir sind im Gespräch, ob wir nicht zusammenarbeiten.“