Gladbeck. Die renaturierten Bäche in der Stadt sind seit Wochen ausgetrocknet, in den Brillenteichen ist der Wasserstand einen Meter gesunken.
Auch wenn es am Wochenende eher regnerisch war und es stadtweit fünf bis sieben Liter Regen gab: Nach wie vor setzt die lang anhaltende Trockenheit der Natur zu. „Was wir brauchen, das ist ein lang anhaltender Dauerregen, am besten über zwei Wochen“, sagen Bernhard Schregel, der Grün-Experte der Stadt, und Bauer Bernd Im Winkel, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Lokalvereins, unabhängig voneinander.
Der letzte richtige Niederschlag stammt von Anfang Juni, als es in Gladbeck einen Starkregen gab. Alles andere waren Tropfen auf den heißen Stein. Seit Wochen, seit Monaten sind Gladbecks renaturierte Bäche (Hahnen-, Natt-, Haar- sowie Wittringer Mühlenbach) ausgetrocknet. Das bestätigt die Emschergenossenschaft, die den ganzen Sommer und Herbst keine oder zu geringe Regenmengen maß. Beispiel Oktober: An der Messstelle Hahnenbach wurden, so Sprecher Ilias Abawi, nur 23 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen. Der Wert entspreche gerade mal 37 Prozent des langjährigen Mittels von 61,6 Litern, so Abawi.
Regen hat nur oberflächlich für Nässe gesorgt
Der Regen der vergangenen Tage, auch der aus der vorvergangenen Woche, habe nur oberflächlich für Nässe gesorgt, so Bernd Im Winkel. „Einige Zentimeter tiefer im Boden ist alles knochentrocken.“ Bernhard Schregel bestätigt das: „Der Boden im Wittringer Wald staubt sich zu Tode.“ Sämtliche Wassergräben in Wittringen sind seit Wochen und Monaten trocken. „Die Bäume saugen alles auf, da bleibt nichts mehr übrig.“ Der Grundwasserspiegel sei deutlich gesunken. Entsprechend sind seit langer Zeit die Zuläufe zu Schlossteich und Brillenteichen versiegt.
Der Wasserstand der Brillenteiche ist bereits knapp ein Meter abgesackt. Deutlich sind die Uferbefestigungen zu erkennen. „Auf dem Schlossteich ist es nicht ganz so dramatisch.“ Eine Sauerstoff-Gefahr für die Fische sieht Schregel nicht, da sich durch die kühleren Temperaturen, vor allem nachts, genügend Sauerstoff nachbilde.
Zusätzliche Grasaussaat brachte nicht den gewünschten Erfolg
Teure Bewässerung
Nur durch künstliche Beregnung konnte Bauer Im Winkel seine Rübenernte auf zwei Hektar retten. Zweimal wurde bewässert, zusammen 80 Liter pro Quadratmeter. Dadurch wurde die Erde 40 Zentimeter tief nass und sorgte, so Im Winkel, noch für eine ordentliche Ernte – trotz Kosten von 1000 Euro für Diesel.
Ähnlich verfuhren die Landwirte, die Kartoffeln und Zwiebel anbauten – ohne künstliche Beregnung wäre die Ernte äußerst knapp ausgefallen.
Für Bernd Im Winkel (45) ist jetzt schon klar, dass es das trockenste Jahr ist, das er je erlebt habe. Die Erntebilanz sei für die örtlichen Landwirte extrem niedrig ausgefallen (Minus 30 Prozent bei Getreide, minus 40 Prozent beim Mais). Eine zusätzliche Grasaussaat im Herbst brachte nicht den erwünschten Erfolg. Immerhin sei die Wintergerste, die in den vergangenen Wochen ausgebracht wurde, wegen der oberflächlichen Nässe aufgegangen und wachse.
Wie nachhaltig die Trockenheit der Natur geschadet hat, werde man erst im Frühjahr erkennen. Das sieht auch Bernd Schregel so. „Beim nächsten Austrieb wird deutlich werden, was kaputt ist.“