Gladbeck. . Bis zu 50 Prozent Ausfälle wegen der Trockenheit befürchtet. Landwirte starten diese Woche die Noternte. Pflanzen vertrocknen auf den Feldern.
Der Supersommer mit Rekordhitze und langanhaltender Trockenheit bereitet den örtlichen Landwirten immer größere Probleme. Den Bauern drohen inzwischen enorme Ernteausfälle – beim Mais bis zu 50 Prozent. Diese Woche beginnt eine Noternte.
„Eine dramatische Entwicklung, so schlimm war es schon seit mehr als 20 Jahren nicht mehr“, stellt Ortslandwirt Michael Ostrop fest. Und Bernd Im Winkel, Chef des Landwirtschaftlichen Lokalvereins, sagt: „Jetzt wird es langsam brenzlig, ich wüsste nicht, dass wir schon mal so lange ohne Regen waren.“ Die paar Tropfen am Samstag konnten daran nichts ändern, „die waren nicht der Rede wert“. Beide Landwirte sind überzeugt: Selbst, wenn es jetzt zwei Tage lang durchregnet, würde es dem Mais nicht mehr helfen – für viele Pflanzen ist es zu spät, dass sie sich erholen könnten. „Sie sind dabei, zu vertrocknen“, so Ostrop.
Bis zu 50 Prozent Ernteausfall bei der Sommergerste
Schon die Getreideernte, die inzwischen abgeschlossen ist, brachte den Höfen ein Minus von bis zu 25 Prozent, bei der Sommergerste lagen die Ausfälle sogar bei bis zu 50 Prozent. Die Strohernte schrumpfte um mehr als 30 Prozent, weil die Pflanzen aus Wassermangel nicht so gewachsen sind wie üblich. Und auch die Heuernte liegt weit hinter den Erwartungen zurück, berichtet Im Winkel. Bislang konnten erst zwei Grasschnitte durchgeführt werden – „alles ist braun“. Eigentlich sind fünf bis sechs über den Sommer geplant.
Beim Mais stehen die früh ausgelegten Bestände noch relativ gut da, auch wenn einige Pflanzen keine Kolben bildeten und beim Rest die Kolbenbildung zu wünschen lasse. Aber bei den spät ausgelegten (Mitte Mai) sei die Lage der Bestände dramatisch, so Ostrop: Rund 80 Prozent bilden überhaupt keinen Kolben. Möglicherweise werden solche Flächen sofort gemulcht, mutmaßt der Ortslandwirt. Mit der Noternte soll jetzt eingeholt werden, was noch zu retten ist, bevor es bei anhaltender Hitze und Trockenheit zu spät ist. Normalerweise beginnt die Maisernte erst Mitte September.
Kühe geraten bei diesem Wetter unter Hitzestress
Schlechte Kartoffel-Ernte
Ganz schlecht sieht es mit der Kartoffel-Ernte aus. Dort, wo die Äcker nicht beregnet werden (können), drohen drastische Ausfälle. Enttäuschend war auch die Dinkel-Ernte.
Die Landwirte planen jetzt eine Zwischenernte für den Herbst, aber auch das klappt nur, wenn es bald mal regnet.
Da die inzwischen braunen Wiesen an den Ställen kein frisches Futter für die Kühe liefern, müsse bereits zugefüttert werden, was die Reserven reduziert.
Da sämtliches Getreide und sämtlicher Mais, die in Gladbeck angebaut werden, zu Futterzwecken für die Milchkühe genutzt werden, drohen den Betrieben Engpässe bei der Versorgung der Tiere. „Und das Zukaufen wird auch schlecht klappen, da es überall in Deutschland und darüber hinaus problematisch aussieht“, so Im Winkel. Er befürchtet, dass nicht wenige Landwirte in der Folge ihre Tierbestände reduzieren müssen.
Unterdessen leiden die Milchkühe in den Ställen unter der Hitze. „Die gehen gar nicht mehr raus auf die Wiesen, die ohnehin braun und kahl sind“, so Im Winkel. Große Ventilatoren in den Ställen verschaffen den Tieren ein wenig Kühlung, die deutlich mehr Wasser benötigen, das ihnen die Bauern über zusätzliche Tränken bereit stellen. Ostrop: „Trotzdem kommen die Kühe unter Hitzestress.“ Die Folge: Die Milchleistung sinkt, was sich negativ auf die Milchmenge auswirkt und letztlich zu einer Erhöhung der Preise führen könnte, mutmaßen Im Winkel und Ostrop.