Gladbeck. Naturnaher Bachlauf nun auch von der Roßheidestraße bis zur Mündung in die Boye. Eröffnungsspaziergang mit Bürgermeister und Stadtteil-Kindern.
Hahnenbach auf Knopfdruck: Begeistert beobachteten Kinder der Kita St. Marien am Dienstagmittag, wie sich am neuen Pumpwerk an der Roßheidestraße das mächtige Schneckenhebewerk in Bewegung setzte. Kurz darauf floss jede Menge Wasser in das gewundene Bachbett, das die Emschergenossenschaft seit 2016 naturnah modelliert hat.
Mit Vollendung des zweiten Bauabschnittes ist die Renaturierung des Hahnenbaches abgeschlossen. Das erfolgreiche Großprojekt wurde mit beteiligten Akteuren aus dem Stadtteil, Emschergenossenschaft Vorstandsvorsitzendem Dr. Uli Paetzel und Bürgermeister Ulrich Roland gefeiert – wobei drei Mal Bälle eine besondere Rolle spielten.
Hinweistafel informiert über das Projekt
Den ersten brachte der Bürgermeister ins Spiel. Denn Ulrich Roland berichtete den Kita-Kindern und Schülern der Erich-Kästner-Realschule –
Kunstwerke der Kinder aus dem Stadtteil
An der Gestaltung der Pumpenhausfassade waren Joey Zlomke und Moritz Boskamp von der Graffiti AG der Kästner-Realschule beteiligt. Ihren Entwurf umgesetzt hat Künstler Marten Dalimot.
Den Wassererlebnispfad mit bunten Kunstwerken bereichert haben zudem Kinder vom Mädchenzentrum und BBZ in Brauck. Weitere Bilder von der Hahnenbach-Eröffnung: waz.de/gladbeck
sie haben die Infotafel zum Großprojekt am Pumphaus und die dort gesprayten Motive mitkonzipiert – von den stinkenden Köttelbecken seiner Kindheit. Von den mit der Industrialisierung auch in Gladbeck begradigten Bachläufen. Von den für die Abwasserableitung genutzte Betonrinnen, deren Flächen vom feuchten Schmutz ganz glitschig waren. „Wenn da beim Fußballspielen der wertvolle Lederball reinfiel, war es schwierig und gefährlich sich den wieder zu besorgen“, so der Bürgermeister.
Jetzt haben spielende Kinder am unteren Hahnenbach damit kaum mehr ein Problem. Gemächlich fließt das Wasser entlang der Halde 22 durch das für 2,1 Millionen Euro erstellte flache Bachbett, vom Pumpwerk etwa 1100 Meter bis zur Mündung in die Boye. Den ersten Bauabschnitt von der Horster Straße bis zum Teich an der Roßheidestraße, dem „Blauen Klassenzimmer“, hatte die Emschergenossenschaft bereits 2011 eingeweiht.
1,2 Millionen für das neue Pumpwerk
Rund 1,2 Millionen Euro wurden zudem für das neue Pumpwerk investiert. Dieses ist nötig, damit das Wasser im Hahnenbach überhaupt weiter fließt. Denn durch Bodensenkungen, hervorgerufen durch den Bergbau, etwa der hier einst fördernden Zeche Mathias Stinnes, sind Bachläufe aus ihrem natürlichen Gefälle tief abgesackt.
Das Pumpwerk ist aber auch für den Hochwasserschutz wichtig, denn läuft der obere Hahnenbach bei anhaltendem Starkregen voll, so können über
das doppelte, mächtige Schneckenhebewerk bis zu 900 Liter Wasser pro Sekunde gefördert und über den neuen Hahnenbach Richtung Boye abgeleitet werden. Um reichlichem Wasser Raum zu geben, ist auf halber Stecke, im Bereich der Heringstraße, am Fuß der Halde das Bachbett zur großen Mulde ausgeweitet. Hier waren zum zweiten Mal Bälle Thema, denn die Festgesellschaft stoppte auf ihrem Weg zur Mündung. Die Kita-Kinder verteilten Saat-Bälle. Getrocknete Lehmklumpen, in die sie Wildblumensamen eingearbeitet hatten. Und jeder, der mochte, warf einen auf die Bachböschung, damit die Saat nach Regen und Sonnenschein zur bunt blühenden Befestigung des Untergrundes aufgehen möge.
Wassererlebnispfad begleitet den Bachlauf
Finaler Halt war schließlich das renaturierte Ende des neuen Hahnenbaches an der Einmündung zur Boye. Hinweisschilder, Teil des Wassererlebnispfades (Fuß-/Radweg), verkünden, wie lange ein Wassertropfen ab hier bis zur Emscher (3,6 km; zwei Stunden), zum Rhein (24,3 km; 9,5 Stunden oder zum Meer (463 km; vier Tage) braucht.
Bliebe, noch die letzen Bälle ins „Spiel“ zu bringen. Das erledigte Dr. Uli Paetzel, der die begeisterten Kinder via Mikrofon auf ein Bällchen Eis einlud. Dafür war, „rein zufällig“, ein Eiswagen vorgefahren.