Gladbeck. . Klaus Paersch stammt aus der ehemaligen DDR, als Student will er die Welt entdecken und reist viel. Später lebt er auf Vulkan-Insel Stromboli.

Ein kleiner Seesack ist sein ganzes Gepäck. In seinem Portemonnaie: 500 Mark. Drei Monate reist Klaus Paersch damit ums östliche Mittelmeer: Tunesien, Lybien, Ägypten und Syrien liegen auf seiner Route. „Ich hatte Nachholbedarf und wollte die Welt sehen“, sagt Klaus Paersch. Der 81-Jährige stammt aus Dessau in der ehemaligen DDR. „Dort war ich eingesperrt.“

17 Jahre ist er, als er mit seiner Familie in den Westen zieht. Er macht sein Abitur nach, „das Ost-Abi wurde hier nicht anerkannt“. Der junge Mann beginnt ein Chemie-Studium in Münster, die freie Zeit in den Semesterferien nutzt er, um zu reisen. Zunächst geht es über München und Österreich nach Italien. Besonders die Vulkan-Insel Stromboli imponiert dem jungen Studenten.

Auf der Reise Tagebücher geführt

Zwei Jahre später dann die große Reise ums Mittelmeer. Überwiegend per Anhalter reist Paersch. „Die Überfahrt mit der Fähre nach Afrika war verhältnismäßig billig.“ Drei Monate ist er unterwegs. Zwei Tagebücher führt er während dieser Zeit. „Ich habe noch mal einiges nachgelesen, manches wusste ich gar nicht mehr“, sagt er, während er in den kleinen grünen Büchern blättert.

Zeichnungen, Fotos und Notizen zum Andenken an eine spannende Reise hat Klaus Paersch aufgehoben.
 In seinen Pässen finden sich 115 Stempel.
Zeichnungen, Fotos und Notizen zum Andenken an eine spannende Reise hat Klaus Paersch aufgehoben.
 In seinen Pässen finden sich 115 Stempel. © Christoph Wojtyczka

Der 81-Jährige erinnert sich, wie er bei Vollmond in Ägypten die Pyramiden heraufgeklettert ist. „Das war damals schon verboten“, sagt er und grinst schelmisch. Auch vor der „schön angestrahlten“ Sphinx macht er keinen Halt. „War schon schwieriger“, liest er aus seinem Reisetagebuch vor.

Ganzen Besitz verkauft er

1972 reist Klaus Paersch noch einmal nach Stromboli. Seinen Job als Programmierer bei einer Versicherung kündigt er. „Ich wollte irgendwo leben, ohne Arbeit.“ Auto, Möbel, Wohnung: In der Heimat verkauft er seinen ganzen Besitz. Ein kleines finanzielles Polster hat Paersch, zwei bis drei Jahre soll es reichen. Doch es reicht länger. „Ich wurde dort sogar zum Teil fürs Wohnen bezahlt, etwa wenn ich Katzen gehütet habe.“

WAZ sucht Gladbecks Reise-König

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1982 kauft er ein eigenes Haus, bis 1988 lebt er auf der italienischen Insel. Dann zieht er nach Gladbeck, zu Eva Schnelzer, seiner Freundin, die er schon seit der Schulzeit kennt und mit der er heute zusammenlebt. Jedes Jahr aber besucht er Stromboli. „Nur in diesem Jahr war ich nicht dort, es ist ziemlich anstrengend, zu dem Haus zu kommen.“

115 Stempel in Pässen

In seinen Reisepässen hat der Gladbecker über die Zeit rund 115 Stempel gesammelt, ein Pass ist indes nicht auffindbar. „Mein neuer Pass ist noch leer, man kann ja schließlich nie wissen.“

An die große Reise in den Nahen Osten erinnert er sich noch heute gerne. „Die Reise hat mich sehr geprägt. Ich habe die große Freiheit gespürt“, sagt Paersch heute. Vor allem in Jugendherbergen kam er unter, das ein oder andere mal schlief er auch in seinem Schlafsack unter einer Brücke. „Ich musste mich zurücknehmen.“ Das schaffte der sparsame Student: Die 500 Mark brauchte er nicht auf. „Ich glaube 100 Mark habe ich wieder zurückgebracht.“