Kreis Recklinghausen/ . In Gladbeck lebten im vergangenen Jahr 12.208 Menschen von Hartz IV. Die Bilanz des Jobcenters weist aber auch mehr Vermittlungen in Arbeit auf.
76 235 Menschen im Kreis Recklinghausen lebten 2017 von Hartz IV. Die Zahl ist im vergangenen Jahr um 3630 angestiegen. Auch Bedarfsgemeinschaften – Haushalte, die auf Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II angewiesen sind – legten um 1275 auf nunmehr 38 976 zu. Der Gladbecker Anteil daran: Hier lebten im vergangenen Jahr 12 208 der rund 76 000 Einwohner in 5851 Bedarfsgemeinschaften von Hartz-IV-Leistungen.
Das lässt sich der Jahresbilanz des Jobcenters entnehmen, die dessen Leiter, Dominik Schad, am Donnnerstag im Kreistags-Ausschuss für Wirtschafts- und Strukturpolitik vorstellen wird.
Positive Entwicklung bei Vermittlungen ist Produkt der Arbeit der rund 1000 Beschäftigten in den Jobcentern
Doch neben gestiegenen Zahlen von Leistungsempfängern – was mit den steigenden Zahl von Flüchtlingen zu tun hat, die dem Arbeitsmarkt nun zur Verfügung stehen – kann Schad auch eine positive Entwicklung verkünden: Mit 9797 Vermittlungen von Menschen in den ersten Arbeitsmarkt (sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, Ausbildung, Selbstständigkeit) hat die SGB-II-Behörde ihren eigenen Anspruch übertroffen. 9300 Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt hatte man sich als Zielmarke 2017 gesetzt – das es deutlich mehr geworden sind, ist für Schad ausdrücklich ein Produkt der Arbeit der rund 1000 Beschäftigten in den Bezirksstellen in den Städten und in der Zentrale. Und das, so der Leiter des Jobcenters im Kreis, sei auch Ergebnis einer Haltung: „Es wird niemand abgeschrieben.“
Erstmals Zahlen von Geflüchteten
Erstmals enthält die Bilanz 2017 Zahlen erwerbsfähiger Leistungsberechtigter im Kontext mit Fluchtmigration, die eine Aufenthaltsgestattung oder-erlaubnis oder Duldung haben.
Im Schnitt wurden kreisweit 4391 Bedarfsgemeinschaften mit 6291 Erwerbsfähigen im Zusammenhang mit Fluchtmigration gezählt.
Dass auch 738 Flüchtlinge in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden konnten, war ein Resultat von Sprachkurs-Erfolgen, Berufsvorbereitungsmaßnahmen, Berufsabschluss-Anerkennungsverfahren… Doch das alles braucht Zeit. Das Geschäft mit der Vermittlung in Arbeit ist ein zähes und es bleibt weiterhin zäh. Die Arbeit mit der Langzeitarbeitslosigkeit bleibt eine der größten Baustellen der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik im Kreis.
Fast die Hälfte der Langzeitbezieher von Hartz IV gilt als „arbeitsmarktfern“
Denn weiterhin ein Dauerproblem ist die hohe Zahl an „Langzeitleistungsbeziehern“ – ihre Zahl stieg im Kreis im vergangenen Jahr noch einmal um 1,8 Prozent: Von 35 802 auf 36 459. Es gibt, wie es im Fachausdruck heißt, „arbeitsmarktferne“ Menschen mit fehlenden Bildungsabschlüssen, sozialen Problemen, persönlichen Einschränkungen. Für sie bleibt Schad bei seiner Kernforderung: „Wir brauchen einen sozialen Arbeitsmarkt.“
Hoffnungen setzt der Jobcenter-Chef auch in das neue Instrument „Teilhabe am Arbeitsmarkt“ des Bundes mit gezielter Förderung von Langzeitarbeitslosen und Arbeitgeber-Zuschussprogrammen. Seine Forderung: „Und diesen sozialen Arbeitsmarkt brauchen wir gerade auch bei der öffentlichen Hand.“