Gladbeck. Jobcenter Gladbeck stellt Jahresbilanz vor. Zuzug von Armutsflüchtlingen belastet das System zusätzlich. Geringe Bildung erschwert Vermittlung.
Die Anzahl der Menschen in Gladbeck, die mit Arbeitslosenhilfe ihr Leben bestreiten müssen, ist weiter gestiegen: Von den knapp 78 000 Einwohnern „leben 12 516 Menschen von Hartz IV“, teilte Karin Byrszel jetzt dem Sozialausschuss mit. Das sind 881 zusätzliche Betroffene im Vergleich zum Vorjahr, 2012 lag die Zahl noch bei 10 249 Personen – ein seit Jahren nicht kleiner gewordenes Problem, wie der Jahresbericht 2017 der Leiterin des Gladbecker Jobcenters aufzeigt. Rund 74,8 Millionen Euro mussten 2017 für die Hartz-IV-Versorgung aufgewendet werden.
Die Bemühungen der Mitarbeiter des Gladbecker Jobcenters, Arbeitslose in Anstellung zu bringen, spiegelt sich bislang nicht in sinkenden Zahlen wider. 2017 konnten 1123 Menschen in einen Job vermittelt werden, im Jahr zuvor waren es 1139. Mit 12,1 Prozent ist die Arbeitslosenquote in Gladbeck weiterhin kreisweit am höchsten. Byrszel machte deutlich, dass dies auch im Zusammenhang mit den nach Gladbeck zugezogenen Menschen stehe. Nach zunächst Bezug von Asylbewerberleistungen wechselten viele zu die Hartz-IV-Leistungen, wobei die Vermittlungsmöglichkeiten in den Arbeitsmarkt oft gering seien.
Arbeitslosenquote 12,1 Prozent
„Etwa 60 Prozent der Anträge haben Flüchtlingsmigration als Hintergrund“, so Byrszel. Die Anzahl der monatlich gestellten Anträge (132) bewege sich in etwa auf dem Niveau der Vorjahre, auffällig sei aber, dass die betroffenen Familien zunehmend „fünf und mehr Personen“ ausmachten. Darunter oft so genannte EU-Armutsflüchtlinge aus Bulgarien oder Rumänien. Durch den Zuzug sei auch „der Wohnungsmarkt in Gladbeck enger geworden“. Die meisten Hartz-IV-Bezieher leben in der Stadtmitte oder im Stadtsüden (Brauck, Rosenhügel).
Mehr Geld vom Bund für die Eingliederung
Kreisweit leben 75 000 Menschen (entspricht fast der Einwohnerzahl von Gladbeck) von Hartz IV, das sind 54 500 Erwerbsfähige plus Familie. 36 000 Personen davon gelten als Langzeitbezieher (mind. 21 Monate).
Der Koalitionsvertrag der Bundesregierung sieht vor, die Eingliederungshilfe aufzustocken, so dass für den Kreis bis 2021 eine Milliarde Euro zur Verfügung stehen; davon zehn bis 14 Millionen jährlich für Gladbeck.
Die relativ hohe Arbeitslosenquote sieht Karin Byrszel auch darin begründet, dass Bildungshindernisse eine Jobvermittlung erschweren. „Der überwiegende Teil der Leistungsbezieher hat keinen, oder lediglich einen Hauptschulabschluss.“ Das gelte ebenso für die zugezogenen Migranten, von denen auch nur ein Drittel eine Berufsausbildung abgeschlossen habe. Für diese gering qualifizierten Menschen gebe es im Kreis Recklinghausen, mit seiner hohen Bevölkerungsdichte, keine Arbeitsplätze in ausreichender Anzahl.
Neue Förderprogramme nutzen
Um die Anzahl der Langzeitarbeitslosen zu verringern, werden in Kooperation mit dem Jobcenter des Kreises neue Förderprogramme des Bundes wie „Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt“ oder „job:plus“ genutzt werden; außerdem enge Kontakte zu Arbeitgebern, „um bei Personalbedarf passgenau zu qualifizieren“.