Gladbeck. . Am feierlichen Festakt zum 25-jährigen Bestehen nahmen auch Delegationen aller anderen Partnerstädte teil. Eindrucksvolles Bekenntnis zu Europa.
1993 war Gladbeck eine der ersten deutschen Städte, die eine Partnerschaft mit einer türkischen Stadt einging. Für Alanya an der türkischen Riviera war es die erste Städtepartnerschaft überhaupt. Nun, 25 Jahre später, wurde dieser Bund, aus dem hüben wie drüben viele private Freundschaften und Beziehungen entstanden sind, im Gladbecker Ratssaal mit einem Festakt gefeiert und die Partnerschaftsurkunde erneuert.
Aus diesem Anlass war nicht nur die türkische Delegation mit Bürgermeister Adem Murat Yücel an der Spitze nach Gladbeck gekommen, sondern auch alle anderen Partnerstädte Gladbeck feierten mit – und gaben so gemeinsam ein eindrucksvolles Bekenntnis für Europa und den europäischen Gedanken. Delegationen aus Schwechat (Österreich), Marcq-en-Baroeul (Frankreich), Enfield (England), Wodzislaw (Polen) sowie aus der befreundeten Stadt Wandlitz füllten die festlich gedeckten Tische im Ratssaal. In großem Respekt erhoben sich alle Gäste, als zu Beginn die Europahymne erklang.
Margret Schiffer gab 1993 den Anstoß zur Freundschaft
Unter den Gästen im Saal war auch eine Frau der ersten Stunde dieser Städtepartnerschaft: Margret Schiffer hatte 1993 den Anstoß gegeben zur Begründung der Beziehung zu Alanya. Umgesetzt und offiziell beschlossen haben das dann am 10. September 1993 der damalige Gladbecker Bürgermeister Wolfgang Röken (SPD), Ex-Stadtdirektor Dr. Joachim Hennecke und Alanyas damaliger Bürgermeister Cengiz Aydogan. Bis auf Wolfgang Röken, der aus persönlichen Gründen verhindert war, wohnten die „Väter“ dieser Freundschaft der feierlichern Erneuerung der Partnerschaftsurkunde im Ratssaal bei.
Bürgermeister Roland: „Damals war das neu und außergewöhnlich“
Was vor 25 Jahren beschlossen wurde, war „neu und außergewöhnlich“, erinnerte Bürgermeister Ulrich Roland an die Besonderheit dieser Partnerschaft. Dennoch, fügte er hinzu, sei es doch eigentlich eine Selbstverständlichkeit gewesen. „Wer, wenn nicht wir, eine Stadt, die von tausenden Zuwanderern aus der Türkei geprägt ist, sollte den Anfang machen!“
Und es sei gut und richtig, „dass wir heute hier alle zusammen sind und diese Freundschaft feiern“, betonte er, verhehlte allerdings auch nicht, dass „eine Städtepartnerschaft schwierig werden kann, wenn die große Politik schwierig ist“. Gemeint waren damit die zunehmend schwieriger gewordenen Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei unter Erdogan, die auch die Partnerschaft mit Alanya belasten. So war es im Juni wegen der vorgezogenen Präsidentschaftswahlen in der Türkei und deshalb verschobener Termine – so die offizielle Begründung – nicht zum Besuch einer Gladbecker Delegation in Alanya gekommen. Dieser soll nun im November nachgeholt werden, versicherte Roland.
Alanyas Bürgermeister Yücel will eine Fortentwicklung der Freundschaft
Und er sagte auch : „Die Tür zwischen Freunden kann mal knarren und klemmen, aber sie wird nie verschlossen.“ Diplomatie gehört eben auch zur Freundschaft.
Auch Alanyas Bürgermeister Yücel (Mitglied der rechtsnationalistischen MHP/ Graue Wölfe, die Bündnispartner von Erdogans AKP ist), bekundete großes Interesse an einer Fortentwicklung der in 25 Jahren gewachsenen Freundschaft beider Städte. Er dankte für den warmherzigen Empfang in Gladbeck und entschuldigte sich dafür, erst jetzt zum ersten Mal in seiner Amtszeit nach Gladbeck gekommen zu sein. Vorher sei das aus terminlichen Gründen nicht möglich gewesen, da sich Alanya durch eine Gebietsreform um viele Stadtteile und Dörfer vergrößert hat. Aber er lud alle, auch die Bürgermeister der anderen Gladbecker Partnerstädte ein, die „friedlichste, schönste und glücklichste Stadt“ Alanya zu besuchen.
Dass die Einladung auch viele Gladbecker mit einschließt, versteht sich. Viele kennen die Stadt an der türkischen Riviera, die ein beliebtes Urlaubsziel ist, aus eigenem Erleben. Und gerade diese Begegnungen von Bürgern mit Bürgern machten das Wesentliche einer Städtepartnerschaft aus, hob Generalkonsulin Pinar Gülün Kayseri aus Münster hervor. „Man kann sagen, dass diese kommunale Außenpolitik, die von Bürgern der Nachbarländer und solchen, die weiter entfernt voneinander liegen, betrieben wird, eine immer größere Bedeutung erhält.“ Da war er wieder, der europäische Gedanke, der allen nationalistischen Bestrebungen von Grund auf widerspricht.