Gladbeck. Stadt hat Zweifel, anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Städtefreundschaft in die Türkei zu reisen. Teile der SPD wollen über Aussetzen reden
Die Städtepartnerschaft zum türkischem Alanya steht vor einer großen Belastungsprobe. Bürgermeister Ulrich Roland will am 7. Mai im Haupt- und Finanzausschuss darüber diskutieren und abstimmen lassen, ob Gladbeck überhaupt offiziell an der in Alanya geplanten Jubiläumsfeier zum 25-jährigen Bestehen der Partnerschaft Ende Juni teilnehmen soll. Er schlägt dem Gremium ausdrücklich als Alternative zu der vor wenigen Wochen beschlossenen Reise einer kleinen Delegation nun den Verzicht der Reise vor.
Anlass dafür ist, so Roland im Gespräch mit der WAZ, angesichts der angespannten politischen Situation in der Türkei das geringe Interesse der Ratsfraktionen an einer offiziellen Reise. Bis Montagnachmittag hätten sich erst vier Ratsmitglieder zur Teilnahme entschlossen. Aus der CDU fand sich kein Interessent, und auch in der SPD würden sich die Ratsmitglieder „nicht gerade darum reißen“, mit nach Alanya zu reisen, heißt es aus Fraktionskreisen. Sinnvoll wäre aber bei einer offiziellen Delegation nur eine „breite Repräsentanz“ des Rates, so Roland.
Ältestensrat diskutierte mehrfach über Vorgehensweise
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Ältestenrat und der Haupt- und Finanzausschuss hätten es sich in den vergangenen Wochen nicht leicht gemacht mit dem Thema, diskutierten mehrfach – auch kontrovers, wie es aus CDU-Kreisen heißt – und fanden den Kompromiss, „mit kleinem Besteck“ nach Alanya reisen zu wollen, wie es SPD-Ratsfraktionschef Michael Hübner ausdrückt. Aber gerade in der SPD wird das Thema kontrovers diskutiert, wie die am Wochenende bekannt gewordene Position der SPD Rosenhügel zeigte.
Der Vorstand empfahl, angesichts von deutschen Staatsbürgern in türkischen Gefängnissen („auch Angehörige von Gladbeckern mit türkischen Wurzeln sind inhaftiert“) und den bekannten Verhältnissen in der Türkei nicht an der Jubiläumsfeier teilzunehmen und grundsätzlich ein Aussetzen der Partnerschaft zu Alanya zu überprüfen.
Freundeskreis Alanya warnt vor Aussetzen der Partnerschaft
Freundeskreis will weiter machen
Freundschaftliche Beziehungen und Begegnungen zwischen den Menschen seien in dieser schwierigen Zeit notwendiger denn je, so die beiden Vorsitzenden des Freundeskreises Alanya, Dreessen und Röken.
Freundschaft bewähre sich in schmerzhaften Zeiten, so die Vorsitzenden. Der Gedankenaustausch mit Alanya bleibe Schwerpunkt des Vereins.
Hübner wie CDU-Ratsfraktionsvorsitzender Rademacher sagten allerdings im WAZ-Gespräch, dass sie ein Aussetzen der Partnerschaft nicht für sinnvoll halten. „Man sollte nicht alle Brücken einreißen“, so Hübner. Und Rademacher: „Man darf nicht die Leute bestrafen, die mit der politischen Situation nichts zu tun haben.“
Auch der Freundeskreis Gladbeck-Alanya warnt vor einem Aussetzen der Städtepartnerschaft. „Eine solche Partnerschaft ist in Krisenzeiten wichtiger als in Sonnenscheinzeiten“, so Alt-Bürgermeister Wolfgang Röken (SPD), einer der beiden Vorsitzenden des Freundeskreises. „Wir müssen die Gesprächsbasis aufrecht erhalten“, sagt Müzeyyen Dreessen (CDU), die Co-Vorsitzende des Vereins, die trotz der politischen Spannungen die Arbeit des Freundeskreises fortsetzen wollen.