Gladbeck. . Ein Haus aus dem 19. Jahrhundert macht das gemeinsame Wohnen von Großeltern, Eltern und Tochter möglich. Schuhmacher Friedhoff lebte dort einst.
„So ein Haus ist immer in Bewegung“, sagt Dieter Janßen und blickt nicht ohne Stolz auf sein schmuckes Fachwerkhaus an der Gecksheide in Gladbeck. „Wir haben von der Vormieterin gehört, dass es etwa um 1850 erbaut worden sein soll“, vermutet der 56-Jährige. Belegt ist diese Zahl allerdings nicht, wie auch das Stadtarchiv Gladbeck auf Nachfrage bestätigt.
Allerdings erscheint sie nicht ganz weit her geholt, erzählt Dieter Janßen doch vom „Schuhmacher Friedhoff“, der wohl auch seine Werkstatt hier gehabt hatte. Beim Umbau habe man „im Garten vergraben jede Menge Schuhsohlen gefunden“, weiß er zu berichten. Interessant ist in diesem Zusammenhang der Haustürbalken, auf dem – leider ohne Jahreszahl - der Name Theodor Vennemann verzeichnet ist. Er sei der Erbauer des Hauses, meint Janßen. In der Tat lassen sich die Familien Friedhoff und Vennemann – verwandtschaftlich verbunden – für den Gladbeck-Kirchhellener Raum bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen.
Das Zusammenleben funktioniert gut, weil jeder seine Tür hinter sich schließen kann
Das gesamte Grundstück misst 500 m², auf 140 davon leben in zwei getrennten Wohnungen Dieter und Birgit Janßen mit der 19-jährigen Tochter Benita sowie die Eltern mütterlicherseits, Antonius und Christa Blümer. „Wir haben ein Faible für alte Sachen“, sagt Birgit. Das schlägt sich auch in der Einrichtung nieder, in der sich so manches alte „Schätzchen“ bewundern lässt.
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Das Zusammenleben der drei Generationen funktioniert offenbar gut, „weil jeder die Tür hinter sich zumachen kann“, konstatiert Christa Blümer nüchtern, „aber wir unterstützen uns gegenseitig beim Einkaufen und in allen Dingen, die das Haus betreffen“. Besser als Tochter Benita kann man das gar nicht zusammenfassen: „Ich kann mir nicht vorstellen, ohne Oma und Opa zu leben“, bestätigt sie.
Im Jahr 2004 haben die Blümers, nachdem sie bis dahin zur Miete gewohnt hatten, das Haus von der VEBA Wohnstätten AG erworben und 2007 grundsaniert. 2015 haben es Birgit und Dieter Janßen wiederum von ihren (Schwieger)Eltern gekauft und viel Mühe und moderne Technik hineingesteckt: „Bei so einem Haus hilft es sehr, wenn man handwerklich begabt ist“, sagt Dieter Jansen. Ein halbes Jahr haben sie gebraucht, um ihr zukünftiges Heim, das nicht unter Denkmalschutz steht, für zwei Familien bewohnbar zu machen. Da der Zementgiebel Risse aufwies, wurde er mit Schiefer verkleidet, ein Anbau bot Platz für sanitäre Anlagen und eine Terrasse.
„Bei uns ist keine Wand gerade - aber genau das wollen wir“
Sitzt man im Garten ist das Idyll perfekt, aber auch nach vorne raus gibt es mit dem Buerschen Wäldchen gegenüber den Blick ins satte Grün. Das hat noch andere Vorteile: „Als es jetzt so heiß war, haben wir erst gemerkt, wie schön kühl unser Haus ist“, freut sich Birgit Janßen und wem das nicht genügt, der kann den Gewölbekeller aufsuchen, dem von einem Fachmann eine „gesunde Feuchte für die Weinlagerung“ bescheinigt wurde, wie Dieter Janßen berichtet.
Die Familie hat hier ihr Glück gefunden: „Wir können uns nichts anderes vorstellen“, so die einhellige Meinung der drei Generationen. „Bei uns ist keine Wand gerade“, sagt Birgit, „aber wir wollen das so. Gerade kann jeder!“