Gladbeck. . In „Piranhas im Schlossteich“ vereinen Brigitte Vollenberg und Dirk Juschkat Geschichten und Gedichte. Im Kreativamt stellen sie ihr Werk vor.

Bei diesem Gedankenspiel müssen Leseratten schon etwas Fantasie aufbringen: Was kommt aufs Papier, wenn eine Geschichten-Erzählerin und ein Dichter gemeinsame Sache machen wollen? 1) Sie versuchen sich gegenseitig vom Genre ihrer Wahl zu überzeugen. Nach langen Diskussionen, wie es bei Sprachbegabten gang und gäbe ist, einigen sie sich auf eine der beiden Stilrichtungen. 2) Ein Happy End bleibt aus, Poet und Schriftstellerin gehen getrennte Wege. 3) In einem Buch gehen Gedichte und Erzählungen eine literarische Liaison ein – dieses Kunststück ist Brigitte Vollenberg und Dirk Juschkat gelungen.

Mit dem druckfrischen Band „Piranhas im Schlossgraben“ legen sie eine Sammlung von Texten vor, deren Zusammenwirken verblüfft.

„Warum machen wir nicht einmal etwas gemeinsam?“

Brigitte Vollenberg, aus deren Feder gut 300 Kurzgeschichten stammen, erzählt: „In den vergangenen drei, vier Jahren haben Dirk Juschkat, der bereits 180 bis 190 Gedichte geschrieben hat, und ich immer wieder bei etlichen gemeinsamen Auftritten in der Region aus unseren eigenen Arbeiten gelesen – nacheinander.“ Irgendwann spukte den beiden die Idee im Kopf her­um: Warum machen wir nicht einmal etwas gemeinsam?

Der Lyriker Dirk Juschkat hat schon über 190 Gedichte verfasst.
Der Lyriker Dirk Juschkat hat schon über 190 Gedichte verfasst. © Thomas Goedde

Sie dachten daran, in einem Buch Gedichte und Geschichten zu kombinieren. Leichter gesagt als getan, denn diese Struktur stieß bei Verlagen nicht auf Gegenliebe. „Bei etwa 14 Verlagen haben wir angefragt“, sagt Vollenberg. Die 65-Jährige fügt im gleichen Atemzug hinzu: An dieser Mischung, die den beiden Gladbeckern vorschwebte, habe kein Interesse bestanden. Also verlegte das Schreiber-Gespann Juschkat/Vollenberg selbst.

Ein amüsantes Buch mit einem originellen Titel

Das Ergebnis ist ein amüsantes Buch, dessen origineller Titel bereits aufhorchen lässt. So viel sei an dieser Stelle bereits verraten: Nein, es werden keine dieser blutrünstigen Tropen-Fische im Wittringer Schlossteich ausgesetzt. Dieser Gedanke entspringt dem Hirn einer Frau, die ihren Liebsten in flagranti erwischt. Vollenberg malt in ihrer Geschichte genüsslich aus, was die rachedurstige Betrogene ihrem Mann alles antun will. Juschkat unterstreicht den Tenor der Geschichte: „Du warst so fies zu mir, gemein/und ich, ich konnte gar nichts machen,/doch werd nur ich am Ende lachen,/wird meine Rache Sieger sein.“

Die Zeilen des gelernten Diplomverwaltungswirtes, Jahrgang 1962, erinnern bisweilen an den feinen, überraschenden Humor eines Joachim Ringelnatz’ oder Christian Morgensterns. Man schaue nur auf sein gereimtes Gegenstück „Sockenwahl“ zu Vollenbergs „Kunstgenuss durch Nerzstola“. Da wird das Problem der passenden Kleidung zu kulturellen Anlässen zum vergnüglichen Lese-Stoff.

Die Gier nach Prominenz

Alltagsbeobachtungen mit Witz und Kuriositäten machen das Buch zur kurzweiligen Lektüre. Doch auch kritische Töne schlägt das Duo an: Seien es nun Schicksalsfragen oder gesellschaftliche Phänomene wie die Gier mancher Zeitgenossen, prominent zu sein.

Mal sind Erzählung und Gedicht mit einander verwoben, mal ergänzen sie sich oder verstärken eine Aussage.

>> DIE LESUNG

  • Wer einen Eindruck von dieser gelungenen Kombination bekommen möchte, sollte sich Dienstag, 11. September, vormerken.
  • Dann lesen Brigitte Vollenberg und Dirk Juschkat aus „Piranhas im Schlossgraben“ in der Kantine des Kreativamtes am Jovyplatz 4 in Gladbeck
  • Beginn: 19 Uhr.