Gladbeck. Ab September wird ein recycelbarer PET-Wärmetauscher eingeführt. Klingenburg, der Weltmarktführer in Energierückgewinnung, startet eine Innovationsoffensive.
Bei der Braucker Firma Klingenburg, Experte in Sachen Wärmetauscher zur Energierückgewinnung, stehen die Zeichen auf Innovation: Ab September führt das Unternehmen eine Weltneuheit im Markt ein – einen zu 100 Prozent recycelbaren Plattenwärmetauscher komplett aus dem Kunststoff PET. Und noch ein Vorteil: Bei der Herstellung fallen 70 Prozent weniger CO2 an.
„Das ist eine eigene Idee, von unseren Ingenieuren entwickelt“, betont Geschäftsführer Thomas Hartkämper. Das neue Produkt benötige kein Aluminium und keinen Kleber mehr, werde geschweißt und sei somit deutlich einfacher wieder zu verwerten. Hartkämper: „Da haben wir null Verlust, alles fließt zurück in den technischen Kreislauf.“ Damit das Recyceln künftig auch funktioniere, denkt die Firma über ein Pfand- oder Bonussystem nach.
„Unser neues Produkt wird den Markt verändern“
Schon seit Anfang 2018 befinde sich das Produkt im Feldversuch, so Hartkämper, jetzt sei es marktreif. Von fünf Kunden aus dem Belüftungs- und Klimaanlagenbau gebe es bereits Vorbestellungen. „Mit dem neuen Produkt sind wir Vorreiter, das wird den Markt verändern. Wir erwarten große Impulse für unseren Umsatz.“
Mit dem PET-Plattenwärmetauscher ist es bei Klingenburg aber längst nicht getan. Hartkämper: „Wir starten eine Innovationsoffensive und werden jetzt kontinuierlich neue Produkte anbieten.“ Damit sollen, so der Geschäftsführer, „Marktanteile zurückgeholt oder dazu gewonnen werden“.
Produktoffensive soll Firma wieder auf Wachstumskurs bringen
Die Ausweitung Produktlinie ist aber nur ein Pfeiler, das weltweit tätige Unternehmen mit Sitz auf dem ehemaligen Zechengelände Mathias Stinnes in Brauck, nach einigen Jahren der Umsatz-Stagnation, wieder auf den Wachstumspfad zurückzuführen. Massiv habe Klingenburg in die IT-Infrastruktur und neue Software investiert, um die Fertigung effizienter zu gestalten. U. a. arbeitet das Klingburg-System künftig mit 3-D-Modellen – eine digitale und computergestützte Produktionsweise. Hartkämper: „Damit werden wird schneller und schlanker und benötigen weniger Platz – wir sind auf dem Weg zur Industriefertigung 4.0.“ Nächstes Jahr solle in energieeffizientere Maschinen investiert werden, so der Firmenchef.
Erstmals nach fünf Jahren und zwei Jahren eines Erneuerungs- und Anpassungskurses soll bei Klingenburg 2019 die Umsatzkurve wieder nach oben zeigen. „Wir stehen auf so gesunden Füßen, dass wir den Wandel fahren konnten und können.“ Im vergangenen Jahr verzeichnete das Unternehmen weltweit 50 Millionen Euro Umsatz, 40 Millionen wurden am Standort Brauck erzielt, so Hartkämper.
320 Leute sind bei Klingenburg in Brauck tätig
Sorgen um die Tochterfirma in den USA
Zufrieden ist Klingenburg mit den Tochterfirmen im Ausland. Ob aus Spanien, England, Polen, Russland – überall gibt’s überproportionales Wachstum. Sorgen bereite nur die Tochter in den USA, so Firmenchef Hartkämper.
Seit neuestem zahle man 15 % auf eingeführte Produktionsstoffe, das erschwere die Wettbewerbsfähigkeit. Für fertige Produkte aus Europa falle dagegen kein Zoll an. „Wir sehen uns möglicherweise gezwungen, das Werk zu schließen.“ Man bleibe aber mit einem Verkauf im Markt.
Der Firmenchef betont, dass Klingenburg ein Familienbetrieb bleibe und die Eigentümer größten Wert darauf legten, den Standort in Brauck zu halten und zu stärken. Dabei gehe es auch um den Erhalt der Jobs: 320 Beschäftigte zählte Klingenburg zuletzt, darunter 260 eigene Leute, der Rest Leasing-Mitarbeiter, die laut Hartkämper „immer“ Chancen hätten, ins Kernteam zu rücken. „Zuletzt gelang das 15 Mitarbeitern.“
Seit 20 Jahren, so Hartkämper, bilde Klingenburg für den eigenen Bedarf aus – insgesamt bisher 50 junge Leute. Derzeit gibt es sechs Azubis. Neu ab dem nächsten Jahr wolle Klingenburg die Möglichkeit für ein duales Studium schaffen – im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen/Mechatronik – am Anfang mit einer Stelle. Dafür sei man mit der Westfälischen Hochschule in GE-Buer und der Hochschule Ruhr-West in Bottrop/Mülheim im Kontakt. Hartkämper: „Das ist ein Meilenstein in unserer Ausbildung.“