Bottrop/Gladbeck. . Nach über 30 Jahren im Dienst würde Stefan Kramps den Polizisten-Beruf wieder wählen: Der neue Leiter der Polizeiwache koordiniert 100 Kräfte

Am 1. Juli hat Stefan Kramps die Leitung der Polizeiwache Bottrop/ Gladbeck übernommen. Die WAZ sprach mit dem 53-jährigen Ersten Polizeihauptkommissar über Aufgaben, Zuständigkeiten und persönliche Ansichten.

Welche Tätigkeitsschwerpunkte haben sie als Leiter einer Polizeiwache?

Als Wachleiter bin ich für das tägliche Einsatzgeschehen in unserem Zuständigkeitsbereich, dem rund 100 Quadratkilometer großen Stadtgebiet von Bottrop, beziehungsweise 36 Quadratkilometern von Gladbeck, verantwortlich. Das betrifft auch die Gefahrenabwehr, zur Aufrechthaltung der öffentlichen Sicherheit und öffentlichen Ordnung, um die Bürger oder Sachwerte zu schützen. Läuft zum Beispiel ein 110-Notruf aus Gladbeck bei der Leitstelle in Recklinghausen auf, so erhalten wir von dort den Einsatz und ein Streifenwagen wird losgeschickt.

Apropos Streifenwagen, wie viele sind für Gladbeck im Einsatz?

Die Wache hat je nach Einsatzbelastung mehrere Streifenwagen auf Tour. Erfahrungsgemäß werden Samstagsabends zum Beispiel mehr Wagen benötigt als am ruhigen Sonntagmorgen. In Gladbeck sind in der Regel zwei Wagen eingesetzt. Sollte es die Lage erfordern, können selbstverständlich jederzeit weitere Streifenwagen zur Verstärkung aus anderen Bereichen hinzubeordert werden.

Schalke-Fan fährt privat gern mit dem Rad oder Motorrad

Im Jahr 1985 hat Stefan Kramps seine Ausbildung bei der Polizei Nordrhein-Westfalen in Selm begonnen.1992 entschloss er sich zu einem dreijährigen Fachhochschulstudium für den Aufstieg in den gehobenen Polizeivollzugsdienst, um dann als Wachdienstführer beim Polizeipräsidium Münster tätig zu werden.

1996 wechselte Kramps zurück zum Präsidium Recklinghausen. Hier arbeitete er 19 Jahre als Wachdienstführer und später als Dienstgruppenleiter auf den Wachen Herten und Recklinghausen. 2005 übernahm der gebürtige Recklinghäuser die Funktion des Dienstgruppenleiters bei der Leitstelle in Recklinghausen.

Stefan Kramps ist seit 28 Jahren verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder. Sein Sohn ist Polizist im Polizeipräsidium Duisburg. Kramps ist Fußballfan und Anhänger des FC Schalke 04 und Dauerkarteninhaber. Er fährt privat gerne Zweirad – per Muskelkraft oder motorisiert auf seinem Motorrad.

Als Wachleiter sind Sie ja auch für die Personalführung und den Personaleinsatz zuständig.

Das ist richtig. Die Wache arbeitet mit vier Dienstgruppen von jeweils etwa 25 Leuten, davon wird je eine für die Früh-, Spät- und Nachtschicht eingesetzt und eine Gruppe hat Freizeit. Von den 100 Personen ist zudem ein Teil im Urlaub oder natürlich auch mal krank.

Auch beim Polizeipräsidium Recklinghausen sollen Stellen wegfallen. Wird das auch die Wache betreffen?

Bei der Lage und den Aufgaben hat sich für uns im Wachbereich wenig geändert, so dass ich davon ausgehe, dass sich die Personalstärke von rund 100 Personen nicht wesentlich ändern wird.

Was ist denn so das Alltagsgeschäft, dem sich die Streifenwagenbesatzungen stellen müssen?

Häufige Einsätze sind Verkehrsunfälle, Streitigkeiten zwischen Personen, Ruhestörungen zudem auch Diebstähle und Körperverletzungen. Wir werden aber auch um Hilfe gebeten, wenn der Hund entlaufen ist. Ganz im Sinne von „Polizei, dein Freund und Helfer“ – den Spruch finde ich übrigens gut.

Obwohl einige Menschen in der Bevölkerung die Polizei heutzutage weniger als Partner, sondern als Gegner sehen. Bemerken Sie auch, dass die Polizei an Autorität verloren hat?

Unsere Gesellschaft hat sich gewandelt und Hierarchien sind nicht mehr so stark ausgeprägt. Was generell nichts Schlechtes ist, wobei ich aber schon das Gefühl habe, dass der Respekt gegenüber der Polizei abgenommen hat. In Gladbeck und Bottrop sind wir aber ganz klar nach wie vor die Herren im Haus!

Können Sie trotzdem nachvollziehen, wenn Bürger mehr Polizisten auf der Straße fordern?

Objektiv erforderlich ist das bezogen auf die Gefahrenabwehr nicht. In Gladbeck sind wir mit den Kollegen des Bezirksdienstes, die in allen Stadtteilen auf Fußstreife gehen, ordentlich aufgestellt. Auch die Polizeiwache am Jovyplatz ist rund um die Uhr besetzt, so dass dort jederzeit die Polizei um Hilfe gebeten, oder Straftaten gemeldet werden können. Im Stadtgebiet gibt es auch keine Einsatzschwerpunktbereiche, etwa Straßenzüge mit speziellen Sicherheitslagen, die mehr Polizeistreifen erforderten oder von diesen besonders beachtet werden müssten.

Sie sehen also keine besonderen Schwerpunkte, die Sie als neuer Wachleiter künftig setzen möchten?

Die Situation im Zuständigkeitsgebiet hat sich mit meiner Nachfolge ja nicht plötzlich verändert. Die aktuelle Lage wird täglich von der Direktion Gefahrenabwehr/ Einsatz im Präsidium ausgewertet – und wenn nötig reagiert. Natürlich gibt es hier oder da mal Probleme, etwa mit einer Einbruchserie, man kann aber generell sagen, dass die Welt in Gladbeck noch in Ordnung ist.

Und Sie fühlen sich mit ihrer neuen Aufgabe und im Job offenbar auch sichtlich wohl?

Ja, ich würde nach mehr als 30 Jahren Berufserfahrung auch heute wieder zur Polizei gehen. Der Beruf ist abwechslungsreich, sinnvoll für die Gesellschaft und es gibt einen tollen Zusammenhalt im Team mit den Kollegen. In Gladbeck bin ich, nach meiner Ausbildung und Stationen bei der Bereitschaftspolizei, übrigens 1991 zum ersten Mal auf Streife gefahren.

Fällt Ihnen ein besonderes Erlebnis als Polizist ein?

Ach, das waren so viele. Schön ist es, wenn Bürger zur Wache kommen und sich für einen Einsatz bedanken – oder sich jemand für sein Fehlverhalten persönlich entschuldigt. Für mich ist auch ein schönes Erlebnis, wenn ich am Ende der Schicht sagen kann: Heute war ein guter Tag, es ist im Einsatz alles gut gelaufen.