Gladbeck. Gladbecker Auszubildende trainieren inmitten echter Flammen die Bekämpfung von Hausbränden.
Der Alptraum, wohl auch eines jeden Gladbecker Feuerwehrmannes, wurde im Kino-Actionfilm „Backdraft“ flammgewaltig dargestellt. Eine Rauchgasexplosion beim Löscheinsatz, bei der ein mehr als 2000 Grad heißer Feuerball durch den Brandraum jagt. Nur eines der lebensgefährlichen Phänomene, vor denen Ausbilder Dirk Adamowski die Azubis der Gladbecker Feuerwehr schützen möchte. Geübt wird das richtige Verhalten auch inmitten echter Flammen in der so genannten Realbrandausbildung. Dazu nutzt die Gladbecker Wehr das Brandhaus der Kollegen in Essen.
Lesen, wie das Feuer atmet
„Es ist nötig, theoretisch gelernt zu haben, wie sich Feuer plötzlich unkontrolliert ausbreiten kann. Und für die Praxis ist es wichtig, am Einsatzort aus der Bewegung des Rauches lesen zu können, wie das Feuer atmet, welche Gefahr besteht und zu wissen, wie man darauf reagieren sollte“, so Adamowski.
In der Simulationsanlage auf dem Gelände der Berufsfeuerwehr wird es beim Üben auch mächtig heiß, da den Brandmeister-Anwärtern hier richtige Flammen entgegen schlagen. Im dreigeschossigen Spezialbau wird der Einsatz in einem Mehrfamilienhaus geübt. Die Räume können über Gasbrenner an bestimmten Stellen befeuert, und so ein Küchenbrand, oder der in einem Schlafzimmer, simuliert werden.
Azubis arbeiten sich zum Brandherd vor
„Angriffstrupp zur Menschenrettung unter Atemschutz mit C-Hohlstrahlrohr in das zweite Obergeschoss über den Treppenraum vor“, gibt Dirk Adamowski dem ersten Trupp, der mit dem Löschfahrzeug vorgefahren ist, den Einsatzbefehl.
Danach wird es professionell turbulent. Die beiden Azubis, die direkt in die Flammen vorrücken, prüfen gegenseitig die Funktion ihrer Atemschutzgeräte. Schläuche werden ausgerollt, dann der Treppenflur zur Brandwohnung empor gelaufen. Nach dem Öffnen der Eingangstür arbeiten sich die Azubis am Boden zum Brandherd vor, aufmerksam beobachtet von ihren Ausbildern. Sie begleiten den Einsatz mit Wärmebildkameras, um auch bei dichtem Rauch zu sehen, wie sich der Nachwuchs bewegt, und ob über ihre Statusmeldungen die richtigen Entscheidungen getroffen werden.
Plötzlich jagt ein mächtiger Feuerstoß durch den Raum
„Sich am Boden zu bewegen ist richtig“, erklärt Dirk Adamowski. „Hier ist die Temperatur am geringsten, denn 70 Prozent der Hitze eines Feuers steigt nach oben“. Plötzlich jagt ein mächtiger Feuerstoß den Azubis entgegen. Sie lassen sich rückwärts nach hinten fallen, zugleich fächert sich der Wasserstrahl aus ihrem Löschrohr breit auf, der so schützend über ihren Köpfen wirkt. Adamowski notiert die schnelle Reaktion im Beobachtungsbogen.
„Wir haben auf einen Rollover, eine Rauchgasdurchzündung, reagiert“, erklärt später Azubi Michael Plöger. „Dabei entwickelt sich plötzliche eine Flammenwand, die über einen hinüber schlägt. Ich glaube, wir haben das gemacht, was die Ausbilder sehen wollen“, grinst der Brandmeister-Anwärter zufrieden.
Sich im Einsatz selbst schützen
Es sei wichtig zu wissen, wie man sich im Einsatz selbst schützt, ergänzt Angriffstrupp-Kollege Philip Bücker (22). Dazu gehöre auch die genaue Beobachtung des brennenden Objektes von außen. Eben zu lesen, ob das Feuer atme, ob etwa an Tür- oder Fensterschlitzen Rauchbewegung zu sehen sei, „ob Sauerstoff in den Raum gesogen wird“. Bei großer Hitze im Rauminneren bestehe dann nämlich die Gefahr, „dass bei plötzlich starker Sauersoffzufuhr, etwa durch das Öffnen einer Tür, eine Rauchgasexplosion, ein Backdraft, entsteht.“
Michael Plöger: „Daher müssen wir auch entscheiden können, nicht sofort reinzugehen und zur Sicherheit erst von außen die Temperatur durch Löschwassereinsatz im Gebäude zu senken.“ Ausbilder Adamowski nickt und ist sichtlich zufrieden: „Der Schutz des eigenen Lebens und dem der Kollegen hat immer höchste Priorität.“