Gladbeck. . Die 25-Jährige ist verzweifelt, fühlt sich vom Vermieter im Stich gelassen. Die Nager haben sogar Rohre angefressen. Ordnungsamt ist informiert.

Jacqueline Axmann ist fix und fertig. Die 25-Jährige wischt sich immer wieder Tränen aus den Augen, während sie erzählt, dass seit zwei Wochen Ratten durch ihre Wohnung an der Steinstraße laufen – und sie nicht mehr weiß, was sie machen soll.

Verdächtiges Rascheln habe sie schon vor Weihnachten gehört, sagt Jacqueline Axmann, die in der achten Woche schwanger ist.

Wie viele Ratten sich in ihrer Wohnung tummeln, weiß die junge Frau nicht

Am 2. Januar entdeckte sie dann die Ursache: „Ich saß mit meinem Freund vor dem Fernseher, als wir wieder diese Geräusche hörten.

Ordnungsamt strebt einvernehmliche Lösung an

Jacqueline Axmann hat sich auch an das Amt für öffentliche Ordnung gewandt. Amtsleiter Gregor Wirgs prüft den Fall gerade. „Grundsätzlich ist bei Rattenbefall der Eigentümer verpflichtet, das Problem zu beseitigen“, sagt er.

Wirgs hofft, dass es beim Gespräch mit dem Vermieter eine einvernehmliche Lösung gibt. Sollte der sich aber weigern, könne sie Stadt im Zuge der Ersatzvornahme tätig werden: Sie beauftragt eine Firma, die Rechnung bekommt der Vermieter.

Er hat unter der Spüle die Fußleiste abgerissen und ein Loch in der Wand entdeckt, aus dem eine Ratte in die Wohnung rannte.“ Wie viele dieser ekeligen Nager sich in ihrer Wohnung tummeln, weiß sie nicht. Sie ist vorübergehend zu ihrem Partner gezogen, „aber die Wohnung ist viel zu klein. Das kann kein Dauerzustand werden.“

Ihre eigene Wohnung sei inzwischen unbewohnbar, sagt sie. Die Ratten hätten nicht nur Rohre angefressen, sondern auch Handtücher und Wäsche. Wegen der defekten Abflussrohre verbreite sich unerträglicher Gestank, „der auch in meine Möbel zieht“.

Der Vermieter riet ihr zum Auszug

Auf ihren Vermieter ist die junge Frau stocksauer. Walid Atris hat das Mehrfamilienhaus samt dem Anbau, in dem Jacqueline Axmann wohnt, erst vor einigen Wochen gekauft.

Die Ratten haben Abflussrohre zerbissen. Es stinkt in der Wohnung, sagt die Mieterin.
    
Die Ratten haben Abflussrohre zerbissen. Es stinkt in der Wohnung, sagt die Mieterin.     © Joachim Klein-Büning

Sie habe ihn sofort über den Rattenbefall informiert. Er habe ihr Rattengift in die Hand gedrückt, einige Tage später den Hausmeister geschickt, der aber ebenso wenig eine Lösung wusste wie der Kammerjäger, den der Vermieter kurz darauf beauftragt habe. Jacqueline Axmann: „Wegen der angefressenen Rohre konnte er nichts machen.“

Der Vermieter habe dann nur noch gesagt, wenn sie die Wohnung für unbewohnbar halte, solle sie ausziehen.

„Sie glaubt, wir wären ihre persönlichen Butler“

Walid Atris´ Wohnungsverwalter Osmanhan Baser macht keinen Hehl daraus, dass er das in der Tat für die beste Lösung hielte und dass er keine allzu gute Meinung von der Mieterin hat: „Sie glaubt, wir wären ihre persönlichen Butler, die sofort springen, wenn sie ein Problem hat.“ Er müsse sich auch um 150 andere Einheiten kümmern. Das Rattenproblem an der Steinstraße stehe auf der to-do-Liste.

Diese Wand in der Küche ist zugleich die Hauswand. Durch das Loch hinter der Spüle sind die Ratten wohl gekommen.    
Diese Wand in der Küche ist zugleich die Hauswand. Durch das Loch hinter der Spüle sind die Ratten wohl gekommen.     © Axmann

Baser: „Wir sind auf der Suche nach einer Lösung.“ Allerdings: Der befallene Raum müsse wahrscheinlich völlig entkernt, der Boden aufgenommen werden. „Das wäre eine riesige Investition.“

„Ich mache mir riesige Sorgen um meine Tochter - und um ihr ungeborenes Kind“

Der Verwalter sieht zwei Möglichkeiten: „Sie räumt das befallene Zimmer leer und gibt uns den Schlüssel, und wir lassen die Schäden beseitigen. Das geht aber nicht von heute auf morgen. Oder sie kündigt fristlos, wir verzichten auf alle vertraglichen Vereinbarungen. Die Lösung wäre uns am liebsten.“

Jacquelines Mutter Angela Axmann ist genauso verzweifelt wie die Tochter: „Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Ich mache mir riesigen Sorgen um meine Tochter – und um ihr ungeborenes Kind.“