Gladbeck. Der Kreis Recklinghausen legt seinen ersten integrierten Gesundheits- und Bildungsbericht vor. Gladbecks Kinder gehören zu den ärmsten im Kreis.
Jedes vierte Kind in Gladbeck lebt von Hartz IV. Diese Zahl bestätigt der erste integrierte Gesundheits- und Bildungsbericht des Kreises Recklinghausen und zeigt damit vor allem eins: Viele kleine Gladbecker müssen für eine gute Startposition ins Leben kämpfen.
Besondere Aufmerksamkeit haben die Experten den Auswirkungen des sozialen Hintergrunds auf Gesundheit und Bildungschancen der Kinder gewidmet. Dabei haben sie teils Zahlen aus den Städten verwendet, teilweise aber auch kreisweite Daten.
Spannend ist der Blick in die Familienverhältnisse. 80 Prozent der deutschsprachigen Einschulungskinder leben mit beiden leiblichen Eltern zusammen. 13 Prozent leben mit nur einem Elternteil (die meisten mit der Mutter), zwei Prozent bei Verwandten oder in Pflegefamilien. In Familien mit niedrigem Bildungsstand allerdings lebt nur etwa die Hälfte der Kinder mit beiden Eltern zusammen, ein Drittel wächst mit einer alleinerziehenden Mutter auf.
Ausländische Familien leben eher traditionell
Bei anderssprachigen Familien hingegen überwiegt die „klassische“ Familie mit mehreren Kindern, unabhängig vom Bildungsniveau der Eltern. Einen Zusammenhang weisen die statistischen Erhebungen zwischen Kinderzahl und Bildung aus: Bei den Familien mit geringer Bildung zählt rund die Hälfte zu den kinderreichen Familien mit drei und mehr Kindern.
Besonders wichtig in Gladbeck ist das Thema Sprache. Fast 40 Prozent der Kinder lernen in Kindergarten und Schule Deutsch als Fremdsprache – darauf müssen Erzieherinnen und Lehrer sich einstellen. Mit 39 Prozent Einschulungskindern, deren Familiensprache nicht deutsch ist, liegt Gladbeck im Kreisvergleich vorne – in Haltern sind es gerade einmal elf Prozent. 13 Prozent der unter-Sechsjährigen sind ausländischer Staatsangehörigkeit. 40 Prozent ihrer Eltern haben einen niedrigen Bildungsstand.
Soziales Risiko ist in Mitte und Süden hoch
28 Prozent der Gladbecker Kinder unter sechs Jahren leben in Bedarfsgemeinschaften. Armut ist ein entscheidender Faktor für ein soziales Risiko. Anders als in Städten wie Waltrop oder Haltern ist dieses Risiko in Gladbeck in mehreren Stadtteilen überdurchschnittlich hoch – besonders in der Stadtmitte und im Süden.
Bei den Schuleingangsuntersuchungen zeigt sich: Motorisch sind die meisten Kinder gut entwickelt, 92 Prozent erreichen den Standard bei der Körperkoordination, 91 Prozent können sich gut konzentrieren. Bei der Bildung fallen die Ergebnisse allerdings ab: 83 Prozent der Vorschulkinder können schon etwas rechnen, beim Punkt „deutscher Sprachstand“ überzeugen nur drei Viertel der Kinder.
Auch in den nicht-sprachlichen Bereichen haben Experten seit 2015 festgestellt: Zuwandererkinder, die in ihren Herkunftsländern kaum gefördert wurden, können nicht mithalten. „Nur noch 73 Prozent der anderssprachigen Kinder verfügt über eine kognitive und motorische Entwicklung, wie sie in Deutschland für den Schulstart als „Normalität“ vorausgesetzt wird“, heißt es im Bericht.