Gladbeck. . Fünf Jahre nach Start der Angebote zu Bildung und Teilhabe (BuT) für Kinder aus ärmeren Familien ziehen Schulsozialarbeiter eine positive Bilanz.
- Zehn Sozialarbeiter machen das BuT-Angebot an den Gladbecker Grundschulen bekannt
- Allen Kindern sollen ähnliche Möglichkeiten eröffnet werden, unabhängig vom Familien-Einkommen
- Sehr zufrieden sind die Schulsozialarbeiter mit der Nachfrage nach der Lernförderung
Alle Kinder sollen die gleichen Chancen im Leben bekommen. Egal, ob ihre Eltern gebildet sind und über ein gutes Einkommen verfügen, oder keinen Schulabschluss haben und von staatlicher Unterstützung leben. Das ist das Ideal, das hinter dem Bildungs- und Teilhabekonzept (BuT) steht.
Der Bedarf ist groß: Als im Jahr 2012 der Familienbericht nach der sozialen und wirtschaftlichen Situation fragte, war das Ergebnis ernüchternd.
Zwölf Prozent der Familien gelten als arm
Zwölf Prozent der Familien waren demnach von Armut betroffen, 29 Prozent waren von Armut bedroht. Besonders Kinder mit vielen Geschwistern haben es schwer, ausländische Kinder, Nachwuchs alleinerziehender Eltern. Und, nicht zuletzt: Kinder aus „bildungsfernen“ Familien.
„Für mich ist Armut, wenn jemand nichts zu essen hat, nicht zum Arzt gehen kann.“ Wenig Einkommen ist für Schulsozialarbeiterin Susanne Kroll nicht unbedingt ein Indikator, dass jemand „arm“ ist. Denn die Grundsicherung stehe ja in Deutschland fast jedem zu. Bedrohlicher finde sie die soziale, die emotionale Verarmung – aber die sei nicht statistisch messbar.
Die soziale Armut ist nicht messbar
Belastbar sind nur die Zahlen über das Geld, das einer Familie zur Verfügung steht. Seit fünf Jahren kümmern sich Kroll und neun weitere Schulsozialarbeiter an den Grundschulen in der Stadt darum, die Angebote aus dem BuT bekannt zu machen, um allen Kindern gleiche oder zumindest ähnliche Möglichkeiten zu eröffnen.
„Bildungsarmut ist ein ganz großes Problem“, sagt Susanne Kroll. Im BuT gibt es viele Möglichkeiten, etwas dagegen zu tun. Der Job der Schulsozialarbeiter besteht unter anderem darin, die Angebote, die von Zuschüssen zu Klassenfahrten über Lernförderung bis hin zu Musikunterricht und Sport reichen, zu vermitteln. Dabei ist es wichtig, dass die Antragssteller sich nicht schämen. Die Sozialarbeiter müssen Vertrauen aufbauen.
Das Angebot hat sich herumgesprochen
„Wir haben Kontakt zu denen, die auch wirklich wollen“, sagt Koordinatorin Jutta Arndt. Das Angebot hat sich herumgesprochen, die Zahlen zeigen das deutlich. Waren es zum Start 2012 noch 2899 Kinder und Jugendliche, für die Anträge auf BuT-Leistungen gestellt wurden, waren es 2015 bereits 4912, also ein Anstieg von 69,4 Prozent.
Die meisten Kinder und Jugendlichen kommen aus Familien, die Hartz IV beziehen (7627). Bei diesen Familien seien die Angebote oft bekannt, sagt Jutta Arndt. Sie seien häufig leichter zu erreichen als Leute, die zum Beispiel Wohngeld beziehen und so ihr geringes Einkommen aufstocken. Aber auch in diesem Bereich stieg die Zahl der Anträge, von 845 auf 1328. Wenig überraschend, aber umso deutlicher ist die Zahl der Anträge auf BuT-Leistungen von Asylbewerbern zwischen 2012 und 2015. Sie stieg von 56 auf 481.
Für diese Dinge stehen die Hilfen zur Verfügung
An erster Stelle steht die finanzielle Hilfe bei Ausflügen und Klassenfahrten (3014 Anträge), gefolgt von der Mittagsverpflegung. 1884 Kinder werden in Gladbeck dabei unterstützt – Eltern zahlen dann nur noch einen Euro pro Mahlzeit. 115 Anträge stellten Eltern 2015 auf Teilhabeleistungen, also auf Zuschüsse zu Musikunterricht und andere Freizeitaktivitäten.
Sehr zufrieden sind die Schulsozialarbeiterinnen mit der Nachfrage nach der Lernförderung. Waren es 2012 noch 159 Anträge, stieg die Zahl bereits bis 2015 auf 574. Besonders gefragt: Deutschförderung. 2016 habe sich die Zahl der Anträge noch einmal verdoppelt, so Arndt. Und das, obwohl das Antragsverfahren in diesem Bereich extrem kompliziert sei. „Wir sind dabei, es zu vereinfachen.“