Gladbeck/Aachen. Der Gladbecker Geiselnehmer Degowski kommt in den nächsten Monaten frei. Jetzt strebt auch sein Mittäter Hans-Jürgen Rösner eine Entlassung an.
Hans-Jürgen Rösner hat nach fast 30 Jahren im Gefängnis offenbar seine Meinung geändert. Der Mann, der nach der Geiselnahme von Gladbeck auf seiner Flucht noch betont hatte: "Ich scheiß auf mein Leben. Und das meine ich ganz im Ernst", hat im Gefängnis nun doch wieder Lebenslust bekommen und will offenbar eine Therapie machen, um die Voraussetzungen für eine mögliche Haftentlassung zu schaffen. "Herr Rösner hat sich entschieden, im November mit einer Therapie zu beginnen", sagte Reina Blikslager, Leiterin der Justizvollzugsanstalt (JVA) Aachen, dem Kölner Stadt-Anzeiger. Auslöser dafür sei "sein Wunsch, eine Perspektive auf ein Leben in Freiheit zu erhalten".
Möglicherweise hätten die Berichte über die bevorstehende Freilassung seines Mittäters Dieter Degowski „mit dazu beigetragen, diesen Weg zu beschreiten“, sagte die Leiterin. Bislang habe Rösner die Therapie abgelehnt. Der Sinneswandel bietet ihm nun eine Perspektive auf ein Leben in Freiheit. „Sollte die Therapie Wirkung zeigen, würden wir prüfen, ob Haftlockerungen möglich sind und gegebenenfalls eine Entlassung vorbereiten. Die Resozialisierung ist ja schließlich eine wichtige Aufgabe des Strafvollzugs“, erklärte die JVA-Chefin.
Aus dem Ruder gelaufener Bankraub
Der heute 60-jährige Rösner war 1991 zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Mit seinem Komplizen Degowski war er im Sommer 1988 nach einem missglückten Banküberfall in Gladbeck mit Geiseln quer durch Deutschland und die Niederlande gefahren. Dabei wurden sie von der Polizei verfolgt sowie von zahlreichen Journalisten, die zum Teil Interviews mit den Gangstern führten. Auf ihrer Flucht erschossen die Täter zwei Geiseln.
54 Stunden lang hatten die Geiselgangster die Republik in Atem gehalten und schrieben damit Kriminalgeschichte. Nach der Verurteilung wurden sie separat untergebracht. 2009 erwischte man Rösner mit Heroin in der Zelle was ihm sechs Monate „zusätzlich“ einbrachte. „Glauben Sie wirklich, dass mich die Strafe beeindruckt? Das geht mir, auf Deutsch gesagt, am Arsch vorbei“, sagte er damals zu den Richtern.
Degowski wird freikommen
Degowski, der in der JVA-Werl einsitzt, soll in den nächsten Monaten entlassen werden. Er hatte sich einer Therapie unterzogen und mehrere Ausgänge ohne Auffälligkeiten absolviert. Grundlage für die Entscheidung des Landgerichts Arnsberg war ein psychologisches Gutachten und eine Anhörung des Geiselnehmers.
cfs