Gladbeck. Über die Persönlichkeit der Geiselgangster spricht der Gladbecker Klaus Haufe, der beide kannte.
- Seit der Bekanntgabe der baldigen Freilassung von Dieter Degowski ist das Gladbecker Geiseldrama wieder Thema
- Über die Persönlichkeit der Geiselgangster spricht der Gladbecker Klaus Haufe, der beide vor der Tat kennengelernt hat
- Wie sich Dieter Degowski in der Haft geführt hat, erzählt die Leiterin der Justizvollzugsanstalt Werl, Maria Look
. Die Geiselgangster Dieter Degowski und Hans-Jürgen Rösner, die sich seit dem Besuch der Sonderschule kannten, erlangten durch ihren Banküberfall mit Geiselnahme im August 1988 traurige Berühmtheit. Mit der Bekanntgabe der baldigen Freilassung Degowskis, der zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, ist die Tat wieder in aller Munde. Viele Gladbecker erinnern sich an die Gangster, andere fragen sich, was sind oder waren das für Menschen? Antworten geben Klaus Haufe, der sogar einige Monate mit Degowski zusammenarbeitete, und Maria Look, Anstaltsleiterin der Justizvollzugsanstalt Werl, die Degowski seit langen Jahren betreut.
„Degowski war eher ein Muttersöhnchen“, sagt Klaus Haufe, der Ende der 1970er Jahre mit dem späteren Geiselgangster zusammenarbeitete. Haufe war Vorarbeiter im Dachdeckerbetrieb Sprenger, „und Degowski arbeitete einige Monate als ungelernte Hilfskraft mit“. Der junge Mann, „damals war er um die 20 Jahre alt“, sei wohl vom Arbeitsamt geschickt worden, vermutet Haufe, genau wisse er das nicht mehr. Degowski habe als Typ Muttersöhnchen alles andere als den Eindruck eines harten Kerls gemacht. „Er war sehr still. Wenn man ihn etwas energischer angesprochen hat, war er schnell beleidigt und hat sich zurückgezogen.“ Degowski sei zudem „nicht der Hellste gewesen“, habe die Aufträge, „die ich ihm gegeben habe, soweit aber ordentlich erledigt“, so der heute 71-jährige Gladbecker. Warum es nach wenigen Monaten zur Kündigung Degowskis kam, könne er nicht sagen, „er war jedenfalls nicht der Pünktlichste“.
„Mit Rösner wollte man lieber nichts zu tun haben“
Hans-Jürgen Rösner habe er „vom Sehen“ auch gekannt, erzählt Haufe, „seine Familie wohnte am Hülsenbusch in Alt-Rentfort, ein paar Häuser neben meinem alten Konrektor Bensinger von der Uhlandschule.“ Rösner sei „ein unangenehmer Typ mit einem großen Mundwerk“ gewesen, „mit dem man lieber nichts zu tun haben wollte“. Er gehe auch davon aus, dass bei der damaligen Tat „eher Rösner das Sagen hatte und Degowski mehr ein Mitläufer war“.
Eher renitent und uneinsichtig hat sich Hans-Jürgen Rösner (59) auch in der Haft (JVA Aachen) präsentiert. Ein Messer und Heroin wurden bei Zellendurchsuchungen entdeckt, die Strafe wurde verlängert, so dass bei ihm mit einer schnellen Entlassung nicht zu rechnen ist. Ganz anders sieht es bei Dieter Degowski (61) aus, wie die Leiterin der JVA Werl, Maria Look (63), jetzt der WAZ schilderte: „Ja, er ist reumütig. Das bekommt man in den Gesprächen mit ihm mit. Er weiß, dass er sein Verbrechen nicht wiedergutmachen kann, dass er mit dieser Schuld leben muss. Er hat auch die Schwere seiner eigenen Schuld begriffen. Das ist nicht bei jedem Gefangenen so.“
„Heute ist Herr Degowski ist ein normaler älterer Herr“
Degowski, so Maria Look, habe die Tat im Einzelnen aufgearbeitet, habe jedes Angebot genutzt und sich freiwillig intensiv mit sich auseinandergesetzt. „Heute“, sagt Look, „ist er ein normaler älterer Herr, der seine Arbeit gemacht hat.“ Nach abgeschlossener Lehre als Koch mit einem Gesellenbrief wird Degowski seit langem im Hofdienst für Säuberungsarbeiten eingesetzt.
Der genau Entlassungstermin werde nicht genannt, um seine Wiedereingliederung zu erleichtern. Die seit drei Jahren mit Degowski stattfindenden „vollzugsöffnenden Maßnahmen“, darunter unbegleitete Freigänge, sind nach Bewertung der Anstaltsleiterin „ohne Probleme gewesen“. Degowski müsse ja alleine zurechtkommen und sich bewähren. Look: „Er darf nicht überfordert werden. Jeder Schritt wird mit uns besprochen.“ Auf sie mache der heute 61-Jährige einen stabilen und gefestigten Eindruck. Auch seine neuen Kontakte und seine Pläne stimmten sie optimistisch. „Er hat sich gut entwickelt. Mehr ist im Moment nicht dazu zu sagen.“