Gladbeck. . Die Hochstraße wurde am Samstag zur Wahlkampfmeile. Fünf Parteien hatten Stände aufgebaut. Sie luden Passanten zu Gesprächen, Kaffee und Kuchen.
- In Gesprächen der Bürger mit der CDU geht es um die innere Sicherheit und die Polizeistärke
- Die Gladbecker SPD würde die positive Stimmung am Stand gern auf die Wahlprognosen übertragen
- Insgesamt haben fünf Parteien Samstag ihr Info-Stände in der Fußgängerzone der Innenstadt aufgebaut
Sieben Tage sind es noch bis zur Bundestagswahl. Da zählt im Wahlkampf jeder Tag, Samstage ganz besonders. Dann wird die Hochstraße zur Wahlkampfmeile.
Fünf Parteien – SPD, Grüne, Linke, FDP und CDU – haben ihre Stände aufgebaut. Rot, grün, wieder rot, gelb und orange, das ganze bunte Polit-Farbenspiel ist an diesem Vormittag auf der Straße.
Angela Merkel redet über Deutschland
Angela Merkel spricht. Sie redet über Deutschland und dass es allen gut gehen soll. So richtig hört niemand zu. Es ist ja auch nur die Stimme der Kanzlerin, die am Stand der CDU aus Lautsprechern über den Europaplatz tönt. Und die vielen Wahlkämpfer wollen ja selbst viel reden mit den Passanten. Was diese so ansprechen? „Die Innere Sicherheit ist wichtig, mehr Polizeistärke auch“, sagt Karsten Krügerke, Ortsverbandschef Süd.
Die Kinder wollen nicht reden, sie finden die orangen Luftballons viel toller, wie überhaupt der Wahlkampf für sie ein kleines Fest ist. Es gibt Windmühlen in gelb und grün, Brausepulver, Schokoherzen, Kuchen und sogar rosa Zuckerwatte.
Schlange stehen für die Zuckerwatte am Stand der Linken
Dafür stehen sie Schlange am Stand der Linken. Die süße Verlockung interessiert eine ältere Passantin nicht, aber „Mehrwertsteuer auf Lebensmittel gehört abgeschafft“, fordert sie und schiebt ihren Rollator weiter.
Wie kommt man mit den Leute ins Gespräch? Indem man Flyer verteilt, dazu ein Gespräch anbietet und die freundliche Einladung ausspricht: „Wie wär’s mit einem Kaffee? Und ein Stück Kuchen dazu?“ Zwölf Uhr mittags sind die Platten am SPD-Stand bis auf den letzten Krümel leer gegessen.
„Macht bloß keine große Koalition mehr“
„Schafft Ihr das mit der Wahl?“ hat SPD-Parteichef Jens Bennarend bis dahin mehr als einmal gehört. Ach ja, die Prognosen sind nicht gut. „Aber die Stimmung der Leute uns gegenüber schon. Wenn es danach geht, können die Umfragewerte nicht stimmen.“ Die Stimme von Bettina Terlinden ist den Genossen aber auf jeden Fall sicher, „SPD ist mein Pflichtprogramm“, sagt sie, warnt aber: „Macht bloß keine große Koalition mehr.“
Anderer Stand, andere Partei, andere Frage: „Wie soll ich den Slogan von Lindner ,Digitalisierung first, Bedenken second?’ verstehen?“, will Udo Winterstein von Nilüfer Akcay (FDP) wissen. Die erklärt wortreich, was ihr Parteivorsitzender damit meint. „Kosten und Ausbauprobleme sollten zweitrangig sein.“ Ob sie den kritischen Passanten überzeugt hat? Der grinst, schiebt den Sohn im Kinderwagen weiter.
„Wie wollt ihr das mit den Flüchtlingen lösen?“
„Wie wollt Ihr das mit den Flüchtlingen lösen?“ hört Olaf Jung am Stand der Linken. Das ist seit dem Rededuell von Kanzlerin Merkel und SPD-Kandidat Schulz wieder ein Thema, hat er festgestellt. Und die Leute würden kritisieren, dass es immer ungerechter zugehe. Lillo Kuck aus Gelsenkirchen-Horst nickt, nennt ein aktuelles Beispiel: Die Erhöhung der Krankenhausinvestitionsförderung, die auch Gladbeck trifft. „Und dabei nehmen sie uns die Geburtshilfestation weg und schließen in Horst das Krankenhaus!“
Eher bescheiden, zwischen SPD-Rot und Linken-Rot, steht der grüne Schirm der Grünen. Parteichef Cem Özdemir lächelt vom Poster und gibt den Ton vor. „Wir führen nette Gespräche“ sagt Eva-Maria Stuckel.