Gladbeck. . Die Amtszeit von Appeltatenmajestät Dorothea Nigbur neigt sich dem Ende zu. Für sie ein Jahr mit vielen schönen Begegnungen und großen Emotionen.

  • Für Dorothea Nigbur geht ein Jahr als Gladbecker Appeltatenmajestät zu Ende
  • Ihr persönlicher Höhepunkt steht noch aus: Ein Apfelbaum für das Kaplan-Poether-Haus
  • Das Jahr als Regentin hat ihr besonders viele emotionale Momente ermöglicht – und bei der Trauerarbeit geholfen

Mit dem Appeltatenfest hatte Dorothea Nigbur „nie etwas am Hut“. Und was eine Appeltatenmajestät ist und tut, wusste sie nicht, und es hat sie auch nie interessiert. Bis zum vergangenen Jahr. Da legte ihr Bürgermeister Ulrich Roland am Rathaus die Amtskette um, ihre Vorgängerin Heike Maurer überreichte ihr das Zepter, und viele Menschen jubelten ihr zu. Jetzt neigt sich Dorothea Nigburs Amtszeit dem Ende zu, und die 54-Jährige sagt: „Dieses Jahr hat mein Leben verändert.“

2009 starb ihr Mann unerwartet. „Seither war unser Familienleben überschattet von Traurigkeit, und ich habe mich ganz auf meinen Beruf als Alltagsbetreuerin im Eduard-Michelis-Haus konzentriert“, erzählt sie. Einmal im Jahr ging es bei den Senioren dort immer um dasselbe Thema: das Appeltatenfest.

Plötzlich war da der Herzenswunsch

Als dann im vergangenen Jahr Majestät Heike Maurer der Senioreneinrichtung zum 50-jährigen Bestehen einen Besuch abstattete und Dorothea Nigbur die Begeisterung der alten Menschen sah, „verspürte ich ganz plötzlich den Herzenswunsch, den Leuten eine noch größere Freude zu machen, Appeltatenmajestät zu werden und mich vom Michelis-Haus mit der Kutsche abholen zu lassen“. Dass das Amt der Appeltatenmajestät durchaus auch einen sozialen Aspekt habe, sei ihr in diesem Moment bewusst geworden.

Ganz spontan habe sie sich als Kandidatin für die Appeltaten-Wettbewerbe angemeldet und eine Woche intensiv geübt, „auch nachts“. Es hat bekanntlich geklappt: Dorothea Nigbur wurde Appeltatenmajestät 2016/1017.

Als die Kutsche kam, riss der Himmel auf

Und dann kam der große Tag: Im Eduard-Michelis-Haus wurden Dienstpläne umgeschmissen und Essenszeiten verlegt, damit wirklich jeder, der wollte, dabei sein konnte. Schon beim Empfang im Café drängelten sich die Menschen, „und als die Kutsche vorfuhr, riss der Himmel plötzlich auf, und alle strömten auf den großen Balkon und hatten riesige Freude“, erinnert sich Dorothea Nigbur. Und sie weiß auch noch, dass sie in diesem Moment dachte: „Genau das wolltest du. Jetzt könntest du nach Hause gehen.“

Gut, dass sie sich anders entschieden hat; denn die Monate, die folgten, „haben eine ganze Menge mit mir gemacht“. An ihren ersten Termin erinnert sie sich noch genau: „Ich war zu Besuch in einem Seniorenheim in Brauck, hatte natürlich Äpfel dabei und auch mein Glücksmesser vom Wettbewerb, ein altes Pittermesser meiner Mutter. Damit habe ich mich an der Mini-Apfelolympiade beteiligt und mit Seniorinnen um die Wette geschält.“ Beim Besuch in einem Kindergarten in Zweckel hat die Majestät gelernt, „dass der liebe Gott im Apfelbaum lebt, weil er uns schöne Blüten und Äpfel schenkt, ohne eine Gegenleistung zu wollen“.

30 Termine für die Appeltatenmajestät

Stadtfeste, Besuche in unterschiedlichen Einrichtungen, die „wunderbare Woche in Alanya“, Spendenübergaben, Treffen mit den ehemaligen Majestäten: Mehr als 30 Termine standen in Dorothea Nigburs Kalender. Ihr persönliches Highlight steht noch bevor: Sie pflanzt vor dem Kaplan-Poether-Haus an der Herz-Jesu-Kirche in Zweckel einen Apfelbaum. „Das bedeutet mir sehr viel. In dieser Kirche haben wir geheiratet, wurden unsere Kinder getauft und mein Mann wurde dort ausgesegnet.“

Apropos Emotionen: Die spielen eine große Rolle, wenn Dorothea Nigbur erzählt, was neben den vielen Begegnungen für sie besonders wichtig ist: „Diese Zeit war ein Wendepunkt in meinem Leben. Vorher hatte ich immer das Gefühl, dass jeder denkt: Das ist die Frau, deren Mann so plötzlich gestorben ist. Jetzt bin ich nicht mehr die arme Witwe, sondern die Appeltatenmajestät, und jeder zollt mir Respekt. Die Leute sind so freundlich zu mir.“ In diesem Jahr sei etwas mit ihr passiert, das sie nie erwartet hätte: „Ich fühle mich jetzt endlich wieder glücklich.“