Im November 2009 waren neun Aktive des TV Gladbeck an Grippe erkrankt. Es gab einen Fall von Schweinegrippe. Gespielt werden musste dennoch.

  • Im November ‘09 lagen neun Volleyballerinnen und der Coach des TV Gladbeck flach
  • Vor dem Kellerduell in Kiel gab es einen bestätigten Fall von Schweinegrippe im Team
  • TVG versuchte erfolglos, Partie zu verlegen; sie ging schließlich knapp mit 1:3 verloren

Für die Volleyballerinnen des TV Gladbeck hatte das Abenteuer Zweite Liga gerade erst begonnen, als der Abteilungsvorstand Mitte November 2009 alles daran setzte, das Auswärtsspiel in Kiel zu verlegen. Der Grund: Neun Aktive und Trainer Waldemar Zaleski waren an Grippe erkrankt. Darunter befand sich ein bestätigter Fall von Schweinegrippe. Die Deutsche Volleyball Liga (DVL) indes pochte auf die Austragung der Partie.

„Wir sind schließlich mit einer Rumpftruppe nach Kiel gefahren“, erinnert sich Marlena Merkel, die damals noch Weber hieß und in der Verbandsliga-Mannschaft des TVG aktiv war. Sie hatte sich seinerzeit ebenso bereit erklärt, „oben“ auszuhelfen wie Anja Göckener, Jana Breitkopf und Kirsten Tenspolde. „Für die Erste war das ja ein ganz wichtiges Spiel“, so Marlena Merkel.

Klub bietet Rechtsanwalt Golo Busch auf

TVG-Geschäftsführer Andreas Packeisen fühlte sich wie in einem falschen Film.
TVG-Geschäftsführer Andreas Packeisen fühlte sich wie in einem falschen Film. © Oliver Mengedoht

Kann man wohl so sagen. Schon zu diesem relativ frühen Zeitpunkt der Saison stand nämlich mehr oder minder fest, dass sowohl der Kieler TV als auch der TV Gladbeck um den Klassenerhalt würden kämpfen müssen. Auf dem Spielplan stand somit ein Vier-Punkte-Match - und genau aus diesem Grund wollten die Blau-Weißen es verlegen. Sogar einen Rechtsanwalt, Golo Busch, hatte der TV Gladbeck aufgeboten, um seine Interessen gegenüber der DVL zu vertreten.

Die DVL führte - hochansteckende Schweinegrippe hin, hochansteckende Schweinegrippe her - ihre Statuten an: „Im Ordnungswerk der Deutschen Volleyball Liga sind Spielverlegungen aus Krankheits- oder Verletzungsgründen nicht verankert.“ Diese Basta-Politik kommentierte der damalige TVG-Geschäftsführer Andreas Packeisen kurz und knapp mit diesen Worten: „Wir fühlen uns wie in einem falschen Film.“

Vier Spielerinnen aus der Verbandsliga helfen aus

Der TV Gladbeck musste in Kiel antreten. Also begann Janusch Waldera, der Co-Trainer der Zweitliga-Mannschaft, kurzfristig ein Team für das Kellerduell zusammenzustellen. Fündig wurde er im eigenen Kader - sieben Spielerinnen waren zumindest halbwegs fit - und schließlich auch in der Zweitvertretung, die seinerzeit in der Verbandsliga um Punkte kämpfte, also drei Klassen tiefer als die Erste.

Ursprünglich hatte der TV Gladbeck seinerzeit bereits einen Tag vor dem Spiel anreisen wollen. Daraus wurde aber nichts - die Jugendherberge in Kiel mochte die potenziellen Virusträger nicht bei sich aufnehmen. Los ging’s daher erst am frühen Samstagmorgen. „Das war ein hartes Wochenende, wir sind erst mitten in der Nacht wieder zu Hause gewesen“, so Marlena Merkel. Und das mit einer bitteren 1:3-Niederlage im Gepäck.

Rumpftruppe des TV Gladbeck verliert mit 1:3

Marlena Merkel kam bei dieser denkwürdigen Partie letztlich nicht zum Einsatz. „Das war nicht so schlimm“, sagt sie. Und: „Für uns aus der zweiten Mannschaft war es eine Selbstverständlichkeit, nach Kiel mitzufahren und zu helfen.“ Die Rumpftruppe des TV Gladbeck verkaufte sich sehr teuer und gewann sogar den ersten Satz mit 25:21. Durchgang zwei ging mit 23:25 verloren, Durchgang drei mit 22:25. Danach ging den Blau-Weißen die Kraft aus.

Am Ende der Saison fehlten dem TVG übrigens zwei Punkte, um die Abstiegsrelegation zu erreichen. Das Team stieg ebenso direkt ab wie der Kieler TV.