Gladbeck. Im Fotoworkshop in der Jugendkunstschule basten die Teilnehmer eine eigene Lochkamera. Die selbstentwickelten Fotos finden sie besonders toll.

Eine Dose mit einem Loch. Eine Linse aus einer Blechdose. Davor eine Pappe. Im Innern ein Papierschlitten. Fertig ist die Fotodose. „Sie wird auch Camera obscura genannt“, sagt Ashley (14). Gebaut hat er sie unter Anleitung von Fotograf Hannes Woidich im Ferienworkshop an der Jugendkunstschule.

Der Dozent, der selbst Fotografie studiert hat und jüngst eine begehbare Camera obscura im Dortmunder U einrichtete, hat es sich zum Ziel gemacht, den Kindern und Jugendlichen die Geschichte der Fotografie nahe zu bringen. Es mag an seiner eigenen Begeisterung für das Thema liegen, dass es den Teilnehmern nach vier Tagen so leicht fällt zu erklären, wie das alles funktioniert, das Zusammenspiel zwischen Lichtmenge, Zeit und Entfernung, damit am Ende ein Foto entstehen kann.

Schon Aristoteles kannte die Camera obscura

Natürlich müssen sich Kinder von heute nicht mehr mit der Technik herumschlagen, die schon Aristoteles im vierten Jahrhundert vor Christus beschrieb. Zwar konnte der antike Philosoph und Forscher noch keine Fotos machen, aber das Prinzip des dunklen Raums, in dem durch ein Loch das Abbild der Szenerie davor an die Wald geworfen wird, funktionierte schon damals.

Die jungen Gladbecker Fotografen benutzen zur Veranschaulichung eine längliche Kiste. Sie ist mit schwarzem Stoff ausgeschlagen, im Inneren ist ein Schieber, an dessen Ende eine Scheibe angebracht ist. „Das ist die Mattscheibe“, erklärt Lorena (10). Der Schieber funktioniert im Prinzip wie der Zoom bei einer modernen Kamera.

Faszinierend für die Mädchen: „Das Bild ist immer andersherum. Der Boden war oben und der Himmel unten“, sagt Victoria (10). Dozent Hannes erklärt, dass schon die alten Meister Projektionen der Kamera obscura nutzten, zum Beispiel bei der Landschaftsmalerei. Dass das Bild aus einer solchen Kamera immer unscharf ist, störte dabei nicht, denn malen mussten die Künstler ja ohnehin noch.

Zeitreise durch die Fotografie

Von der Camera obscura zur Lochkamera ins Fotolabor, fotografische Experimente inklusive: „Mir ist es wichtig, dass die Teilnehmer die historischen Hintergründe kennen lernen“, sagt der Dozent. Und doch hat er es geschafft, innerhalb von vier Tagen den Bogen zur digitalen Fotografie zu schlagen.

Denn wer das grundlegende Prinzip verstanden hat, kapiert auch, wie aus einem Negativ ein Positiv wird, und wie der Chip im Handy aus Licht Bilder machen kann. „Ich habe wirklich eine Supergruppe erwischt“, sagt Hannes Woidich, und das nicht nur, weil im gelben Haus der Jugendkunstschule fünf Jungen und fünf Mädchen mitgemacht haben, sondern weil sie auch alle neugierig mitgemacht haben.

Im blauen Haus entstehen Kleider und Taschen

Im  Nähatelier (von links): Phoebe (mit selbst genähter Umhängetasche), Nähkursleiterin Elke Stutt (49), Jana, Leonie-Elisa, Almina, Lia (mitte, stehend) im selbst genähten Kleid, Amalia, Luisa, Marie, vorne links an der Nähmaschine: Feyza, vorne rechts mit selbstgenähtem Kissen: Jana.
Im Nähatelier (von links): Phoebe (mit selbst genähter Umhängetasche), Nähkursleiterin Elke Stutt (49), Jana, Leonie-Elisa, Almina, Lia (mitte, stehend) im selbst genähten Kleid, Amalia, Luisa, Marie, vorne links an der Nähmaschine: Feyza, vorne rechts mit selbstgenähtem Kissen: Jana. © Alexa Kuszlik

Im blauen Haus ist derweil kein Junge mit von der Partie. Die Mädchen im Nähatelier stört das aber nicht. So können sie ganz in Ruhe unter Anleitung von Elke Stutt mit der Nähmaschine experimentieren.

Taschen, Kissen, sogar Oberteile und Kleider haben sie innerhalb von vier Workshoptagen angefertigt. Ganz schön kreativ. Und vielleicht haben die Fotografen von nebenan ihre Erfolge ja auch dokumentiert.

Das Ferienprogramm an der Jugendkunstschule im Karo geht weiter. Kommende Woche steht Malerei auf dem Programm sowie eine Bauwerkstatt und das Nähatelier.