Gladbeck. . Der Kulturrucksack mit seiner Vieltfalt gebührenfreier Veranstaltungen soll Kindern die Tür zur Welt von Kunst und kreativem Schaffen öffnen.
Kulturrucksack? Was ist das denn? Henning Puch von der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde sagt: „Wir haben in unseren Offenen Türen viele Kinder und Jugendliche aus bildungsfernen Familien getroffen, die mit Kunst und Kultur nichts verbinden konnten.“ Im besagten Rucksack stecken aber nicht Seife und Zahnpasta – manch Unwissender denkt da an einen Kulturbeutel. Nein, eher – bildlich gesprochen – Pinsel, Säge, Nadel und Faden, Trommeln sowie andere Utensilien, mit denen sich der Nachwuchs zwischen zehn und 14 Jahren kreativ ausdrücken kann. Und das i-Tüpfelchen dieser kunterbunten Palette von Aktionen, die gleich mehrere Einrichtungen in der Stadt zu einem umfassenden Programm zusammenstellen: Die Kinder sind kostenlos mit von der Partie.
300 Kinder nutzten das Angebot im Vorjahr
330 Teilnehmer nutzten im Vorjahr Workshops, Aktionen und Ateliers. Kulturamtschefin Gabriele Stegemann: „Das Land hat dieses Programm mit den Kommunen gestartet, um allen Kindern und Jugendlichen die Tür zu Kunst und Kultur möglichst weit zu öffnen.“ Sibylle Assmann von der Jugendkunstschule, die federführend den Kulturrucksack packt, ergänzt: „Das Land zahlt 4,40 Euro pro Kind.“ Die angesprochene Altersgruppe sei ausgewählt worden, „weil sie häufig durchs Raster fällt. Für Grundschulkinder wird beispielsweise viel angeboten.“ Henning Pusch hat erlebt, dass Mädchen und Jungen erstmals über den Kulturrucksack mit Kunst in Berührung kommen. Einige der Veranstaltungen im Überblick . . .
1Los geht’s mit einer „magischen Reise“ des Bildungs- und Begegnungszentrums Brauck (BBzB). Petra Appelhoff erzählt: „Mit der Emschergenossenschaft übernehmen wir die Gestaltung des Hahnenbachs.“ Die Mädchen und Jungen bemalen vom 10. bis 21. April unter dem Motto „Märchen, Mythen, Fantasie“ Steine und kreieren magische Pfade. Die Künstlerin Annette Volk greift den Kindern professionell unter die Arme.
2Auf eine sehr gute Resonanz, so Assmann, stieß im Vorjahr ein Angebot der städtischen Musikschule: „Cajón, Djembe & Co.“. Also gibt’s eine weitere Auflage dieses Trommel-Workshops, der für Anfänger und Teilnehmer mit Schlagzeugkenntnissen geeignet ist. Dozent Marcus Schulz gibt den Ton an, wenn die Gruppe vom 24. April bis 27. Juni probt.
3Das Stadtarchiv steuert „Geocaching – Spurensuche in Gladbeck“ bei. Die Mädchen und Jungen lernen historische Orte kennen und machen sich mit der Stadtgeschichte vertraut.
4Ein Highlight unter den Veranstaltungen der Jugendkunstschule: „Die dunkle Kammer mit Hannes Woidich“ in der ersten Woche der Sommerferien. Der Dortmunder Forograf bastelt mit den Kindern eine einfache Lochkamera, zeigt die Entwicklung der Bilder und den Umgang mit einer professionellen Spiegelreflexkamera.
5Als ein Publikumsliebling erwies sich im vergangenen Jahr ebenfalls ein Schreibprojekt unter Federführung der Stadtbücherei. Mitarbeiterin Silke Bauroth: „Das Schöne war, dass nicht nur Gymnasiasten, sondern auch Hauptschüler und Migranten mitgemacht haben – „es entwickelte sich eine homogene Gruppe“. Fast 30 „Mini-Autoren“ erarbeiteten mit Hilfe der Profis Sascha Pranschke und Sarah Meyer-Dietrich eine Erzählung. „Sie hatten einen guten Draht zu den Kindern“, freut sich Silke Bauroth. Im Mai werde das erste Buch erscheinen. Diesmal steht das Projekt Ende Oktober/Anfang November unter der Überschrift: „Mord im blauen Klassenzimmer 2017“. Silke Baurauth verrät: „Im vergangenen Jahr war das Thema ,Hahnenbach’, dieses mal spielt die Geschichte rund um Wittringen.“ Die Schreibwerkstatt ist konzipiert für Teilnehmer zwischen elf und 14 Jahren, fast 20 haben bereits Interesse angemeldet.
Experimentieren mit Klängen und Farben
Um Stimmen, Betonung und Kommunikation geht’s im Radio-Workshop „KURUX-Radio-Gladbeck“ mit dem Profi Christian Kosfeld. Die Beiträge, die dabei Anfang August entstehen, werden später im Internet zu hören sein, verspricht die Kulturrucksack-Beauftrage Sibylle Assmann.
DJ-Workshop des Jugendrates
Und auch der städtische Jugendrat bietet ein Projekt an, bei dem die Stimme entscheidend ist: einen DJ-Workshop. Das Angebot läuft im Oktober/November. „Die Ergebnisse sollen bei JU-Motion zu hören sein“, kündigt Vera Deffte vom Jugendrat an.
Rappen im Mädchenzentrum
„Mädchen sollen die Musikalität der Sprache entdecken, experimentieren und einen Rap schreiben“, beschreibt Esther Monska einen Workshop des Internationalen Mädchenzentrums. Das Besondere soll sein, „dass sich Teilnehmerinnen mit Fluchtgeschichte einbinden“. Die Songs werden in einem Tonstudio bearbeitet.
Malen und Zeichnen mit einer Künstlerin
Ums Ausprobieren und Entdecken geht’s auch an drei Juni-Tagen in der OT Zweckel. Die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde lädt Kinder ein, mit der Künstlerin Katya Ayoub-Saadeldin zu malen und zu zeichnen, sich dabei an neue Techniken und Materialien zu wagen.